Bochum. Die neu gegründete „Taubenhilfe NRW“ rettet in Bochum viele verwilderte Straßentauben vor dem Tod. Nicht immer mit einem glücklichen Ende.
Erst gestern waren sie wieder auf der Kortumstraße unterwegs: Es dauerte keine fünf Minuten, und sie sahen die ersten verletzten Tauben in der Fußgängerzone sitzen. „Ein kleines Täubchen hatte sich zweifach das Bein gebrochen“, erzählt Jennifer Dorp. „Sie hat versucht, sich auf ihren Flügeln abzustützen, aber keine Chance.“
Doch statt sie einfach ihrem Schicksal zu überlassen, packten Jennifer Dorp (35) und ihre Mitstreiterin Kelly McGregor (42) die Taube in eine Tasche und nahmen sie mit nach Hause. Dort wird sie jetzt aufgepäppelt – und kann mit Glück vielleicht bald schon wieder in die Freiheit fliegen.
Hilfe für Tauben in Bochum - ein herausforderndes Hobby
Es ist ein herausforderndes Hobby, das sich die beiden Frauen ausgesucht haben. Als Leiterinnen der neu gegründeten „Taubenhilfe NRW“ verbringen sie ehrenamtlich jede freie Minute damit, gestrandete Tiere aus ihrer Notlage zu befreien. Dafür sind sie gut vernetzt: Nicht selten werden sie angerufen oder über Facebook kontaktiert, wenn wieder kranke und verletzte Stadttauben gesichtet worden sind.
Namenspatenschaften werden vergeben
Wer Kelly McGregor und Jennifer Dorp bei ihrer Arbeit unterstützen möchte: Alle Informationen finden sich auf der Facebook-Seite der „Taubenhilfe NRW“. Es werden auch Namenspatenschaften vergeben: Ab einer Spende von fünf Euro kann man den Tauben Namen geben und sie regelmäßig besuchen.
Neben der „Taubenhilfe NRW“ gibt es in Bochum schon seit längerer Zeit den Verein „Stadttauben e.V.“, der sich ebenfalls ehrenamtlich um Tauben in diversen Notlagen kümmert.
Und nicht immer nehmen ihre Einsätze ein glückliches Ende. So wie vor wenigen Tagen in Wattenscheid: „Da lag eine Taube schon völlig unterkühlt in einer Ecke. Sie hatte innere Blutungen“, erzählt Kelly McGregor. Auf der Hand habe sie den todkranken Vogel dann zum Tierarzt getragen: „Manchmal heißt Tierschutz auch, ein langes Leid zu verhindern.“
Wenig Verständnis für Brieftaubenzüchter
Entsprechend wenig Verständnis haben die beiden für das Hobby mancher Brieftaubenzüchter, die ihre Schützlinge teils über Hunderte Kilometer quer durchs Land schicken. „Einige von denen verlieren bei diesen Wettflügen die Orientierung und landen dann in den falschen Städten“, erzählt Kelly McGregor. Gut zu erkennen ist das an den Ringen, die gestrandete Brieftauben an den Füßen tragen, wenn sie ihr trauriges Dasein in den Fußgängerzonen fristen.
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Die Gefahrenquelle Nummer eins lauert für sie dann meist direkt auf dem Boden: „Viele von denen verschnüren sich an den Beinen“, erklärt Jennifer Dorp. „Das können Haare sein, die wir Menschen täglich verlieren, oder Garn und Fäden. Wir haben auch schon Spiralen von Kugelschreibern bei ihnen gefunden.“ Besonders schlimm sei die Weihnachtszeit, wenn sich die Tauben in den Netzen verfangen, mit denen die Tannenbäume eingewickelt werden. „Dann gehe ich manchmal schon gar nicht mehr gern in die Stadt“, meint Kelly McGregor.
Beleidigungen in der Fußgängerzone
Schlimm ist auch, mit welchen Anfeindungen die beiden Tierschützerinnen bei ihren Touren durch die Innenstädte oft zu kämpfen haben. „Viele Menschen hassen Tauben, also hassen sie auch uns, obwohl wir den Tieren nur helfen wollen“, sagt Jennifer Dorp. „Die Beleidigungen sind manchmal schon heftig, aber mittlerweile habe ich da ein recht dickes Fell.“ Dabei sei die Angst vor Ansteckungen unbegründet: „Tauben übertragen kaum Krankheiten, obwohl das oft behauptet wird.“
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Während sie ihren Verein gerade gründen wollen, konnte die „Taubenhilfe NRW“ vor rund zwei Monaten einen Taubenschlag in Weitmar übernehmen, nachdem der Besitzer gestorben war. Hier kümmern sich die beiden jetzt mit Hingabe um ihre Tiere – und freuen sich über jegliche Unterstützung. „Wer uns helfen möchte, ist herzlich willkommen“, sagt Kelly McGregor. Auch Spenden werden gern genommen, mit denen dann das Futter und die Rechnungen beim Tierarzt bezahlt werden.