Bochum. WAZ-Leser blickten hinter die Kulissen des Teleshopping-Senders QVC. Sie besuchten das Bochumer Callcenter und das TV-Studio in Düsseldorf.

1 242 721 zeigt das elektronische Zählwerk im Regieraum. Was die Zahl bedeutet, will die WAZ-Gruppe wissen. „Das ist unser bisheriger Tagesumsatz“, sagt der Studiochef. Und es ist erst 15 Uhr. Soviel zu den Dimensionen bei QVC, einem der weltweit größten Teleshopping-Unternehmen. Die WAZ öffnete im Rahmen ihrer Sommerserie die Pforten zu dem Verkaufssender: im Callcenter in Querenburg ebenso wie in den TV-Studios in Düseldorf.

Quality, Value, Convenience (Qualität, Wert, Komfort): Dafür steht QVC. 1986 in den USA gegründet, wird seit 1996 auch in Deutschland per Glotze geshoppt. Bochum ist dabei ein wichtiger Standort. Im Kundenzentrum an der Lise-Meitner-Allee arbeiten 700 Beschäftigte (die meisten in Teilzeit zwischen zehn und 30 Wochenstunden, viele Studenten der nahen Ruhr-Uni). Mit ihren Kollegen im zweiten QVC-Center in Kassel bearbeiten sie jährlich 21 Millionen Bestellungen. Gut 1,50 Meter breit sind ihre orangefarbenen Nischen mit PC und Telefon. Die Atmosphäre: locker, entspannt. Auf Monitoren flimmert das QVC-Programm, aktuell mit Damen-Shirts für 19,70 Euro. Die laufen offenbar gut. Alle Leitungen sind belegt, 123 Kunden im Schnitt 1,18 Minuten in der Warteschleife.

Neue Mitarbeiter händeringend gesucht

Kommunikations-Chef Wolfgang Sparrer (re.) führt die WAZ-Leser durch das QVC-Kundencenter. Trend bei den Kunden: TV schauen, online bestellen.
Kommunikations-Chef Wolfgang Sparrer (re.) führt die WAZ-Leser durch das QVC-Kundencenter. Trend bei den Kunden: TV schauen, online bestellen. © Ingo Otto

„Bleiben Sie ruhig. Das kriegen wir hin“, besänftigt ein Stockwerk höher eine Service-Mitarbeiterin eine aufgebrachte Anruferin. Dafür, dass hier so viele Menschen so viel reden, sei es „erstaunlich ruhig“, flüstert Leserin Gisela Rohrmoser, während Kommunikationsleiter Wolfgang Sparrer (Entschuldigung: „der Wolfgang“, man duzt sich bis zur Chefetage) von der händeringenden Suche nach neuen Kräften für den Kundendienst berichtet. Ausbildungsdauer: vier bis elf Tage. Bezahlung: „ordentlich.“

17 Stunden live auf Sendung

Ab ins Auto, nach Düsseldorf in die „Rhein Studios“, Hauptsitz von QVC Deutschland. Hier werden die Produkte ins rechte Scheinwerferlicht gerückt, für die die Zuschauer und Online-Kunden (inzwischen jeder dritte) ihre Herzen und Geldbörsen öffnen sollen. Im Medienhafen wird täglich 17 Stunden gesendet. Live. Mit 22 fest angestellten Moderatoren. Nur in der Nacht zum 1. Weihnachtstag bleibt das Licht aus. Dann, nur dann, laufen Beiträge aus der Konserve.

„Psssst, Ruhe bitte!“ Eine Herrenlederjacke für 199 Euro wird angepriesen, als die WAZ-Leser das Studio betreten. Die Deko soll heimelige Wohnzimmer- oder bei Bedarf Küchen-Stimmung vermitteln. Die für die TV-Konsumenten unsichtbare millionenschwere Technik dokumentiert, dass QVC als hochprofessionelles Unternehmen firmiert, das das Schmuddelimage von einst längst abgelegt hat.

Altmodisch ist manches Kundenverhalten gleichwohl noch immer. Welches der weit über 10 000 Produkte der Renner sei, will Leser Andreas Pauls wissen. Antwort: „Lock & Lock“. Frischhaltedosen, wie sie fast jeder schon dutzendfach zu Hause hat. Und der Zähler im Regieraum rattert weiter.

>> DIE GESCHICHTE MIT DER ÄLTEREN DAME

Besonders gern erzählt man bei QVC die Geschichte einer schon etwas älteren Kundin.

Sechs, sieben Mal in kurzer Zeit hatte sie beim Teleshopping-Kanal ein Handy gekauft. Ein netter Mitarbeiter fragte bei der nächsten Bestellung nach – und klärte die Dame anschließend auf, dass man Mobiltelefone auch aufladen kann...