Bochum. Drei Moscheegemeinden in Bochum haben anonyme Post mit widerwärtigem Inhalt bekommen. Wie Muslime reagieren und was die Polizei sagt.

  • Bei drei muslimischen Gemeinden in Bochum ist diese Woche Hass-Post angekommen
  • Der anonyme Brief enthielt jeweils ein Schreiben und einen Müllbeutel mit Ekel-Inhalt
  • Der Staatsschutz hat Ermittlungen aufgenommen

Drei Moscheegemeinden in Bochum haben in dieser Woche einen anonymen Hassbrief erhalten. Der Inhalt ist identisch: ein Schreiben und ein Müllbeutel mit verbrannten Koranseiten, Schweinefleisch und Hundekot.

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Gemeinden in mehreren Städten bekamen Hass-Post

Der „widerwärtige Brief“, so ein Gemeindemitglied, ist am vergangenen Montag per Post an die Ditib-Gemeinde an der Schmidtstraße im Stadtteil Stahlhausen und tags darauf an den Islamischen Kulturverein (IKV) an der Querenburger Straße (Wiemelhausen) und an die Islamische Gemeinde an der Dibergstraße (Innenstadt) gegangen. Auch in anderen Städten, in Recklinghausen, Castrop-Rauxel und in Herne, sollen Moscheegemeinden das Schreiben erhalten haben. In Essen soll es an das türkische Generalkonsulat gegangen sein.

In dem Brief heißt es: „Seiten des verbrannten verfluchten Koran mit Hundescheiße, Dreck und Schweinefleisch! Der Koran da wo er hingehört in den schmutzigen Dreck!“

„Der Koran da wo er hingehört in den schmutzigen Dreck!“ Drei Moscheegemeinden in Bochum haben solche Hass-Post bekommen..
„Der Koran da wo er hingehört in den schmutzigen Dreck!“ Drei Moscheegemeinden in Bochum haben solche Hass-Post bekommen.. © Ditib | Bochumer Moscheen

Hassbriefe an Moscheen: Staatsschutz ermittelt

„Die Bochumer Muslime sind besorgt über die volksverhetzende Tat und die zunehmende Islamfeindlichkeit“, so Talha Kali, Sprecher der Bochumer Moscheegemeinden. Die Briefe seien der Polizei übergeben worden, der Staatsschutz ermittle. „Es wurden aber keine großen Erfolgschancen in Aussicht gestellt“, so Talhi.

Der Staatsschutz hat nach Auskunft von Frank Lemanis, Sprecher der Polizei Bochum, in allen drei Fällen Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die Inhalte der Briefe stellen nach ihrer Einschätzung einen Straftatbestand nach Paragraf 166 des Strafgesetzbuchs dar. „Da geht es um Beschimpfungen von Bekenntnissen, Religionsgemeinschaften und Weltanschauungsvereinigungen. Wir sehen zumindest einen Anfangsverdacht erfüllt.“

Schmähungen nicht neu – diese Heftigkeit schon

Erst vor zwei Wochen hatten Unbekannte die Moschee in Dahlhausen mit einem Hakenkreuz beschmiert. Außerdem wurden fünf kleine Brandlöcher an einer heruntergelassenen Kunststoffjalousie entdeckt.

Immer wieder, so Moscheesprecher Kali, habe es in der Vergangenheit Schmähungen gegen den Islam gegeben. So habe der IKV vor einem Monat so einen Brief erhalten. In dieser Heftigkeit sei das allerdings schon lange nicht mehr geschehen, ja sogar ganz neu. „Die Leute haben Angst“, sagt Talha Kali. „Beim Gebet ist man sehr ungeschützt. Und sie fragen sich, ob ein nächster Brief nicht auch einen anderen Inhalt haben könnte.“ Zudem scheine sich die Stimmung zu wandeln. „Die Moscheen berichten, dass die Kinder in den Schulen unter Generalverdacht stehen.“

Zwölf Moscheegemeinden in Bochum

In den Moscheegemeinden wächst nun die Sensibilität für das Thema Sicherheit. Da, wo Kameras an Moscheegebäuden angebracht sind, werden Zustand und Einstellungen überprüft. Insgesamt gibt es in Bochum zwölf Moscheegemeinden, die nach Einschätzung des Sprechers von wöchentlich etwa 6000 Muslimen besucht werden. In Bochum leben etwa 30.000 Muslime.