Bochum. Einmal findet der Moltkemarkt am Springerplatz in Bochum noch statt, dann ist Schluss für 2023. Wie die Macher schon jetzt fürs neue Jahr planen.

Die Rahmenbedingungen waren sicherlich schon besser, die Wetteraussichten fürs Saisonfinale sind bislang eher bescheiden. Usselwetter hin oder her – einmal noch wird der Springerplatz im Griesenbruch am heutigen Freitagnachmittag und -abend zum Moltkemarkt, dann ist Schluss für dieses Jahr. Es folgt eine viermonatige Winterpause, kündigt Thorsten Strozik im WAZ-Gespräch an.

Gemeinsam mit Friedrich Schmidt (Bäckerei Schmidtmeier) und Herwig Niggemann (Lebensmittel-Großhandel) hat Strozik, Inhaber einer Designagentur in Bochum, die ISG Springerplatz gegründet und 2013 Bochums ersten Feierabendmarkt aus der Taufe gehoben. Im September konnte das Trio den zehnten Geburtstag seines „Babys“ feiern. Der Rückblick auf die Saison fällt positiv aus. „Insgesamt“, sagt Strozik, „war die Entwicklung in diesem Jahr mehr als erfreulich.“

Sitzen und Plauschen bei Naschteller und einem Glas Wein: Der Moltkemarkt am Springerplatz hat ein großes Stammpublikum.
Sitzen und Plauschen bei Naschteller und einem Glas Wein: Der Moltkemarkt am Springerplatz hat ein großes Stammpublikum. © FUNKE Foto Services (Archiv) | Ingo Otto

Moltkemarkt Bochum: Macher zählen regelmäßig mehr als 1000 Besucher

Wenn auch nicht ohne Schwierigkeiten: Strozik nennt die Nachwehen der Corona-Pandemie, Kriege und globale Krise, die allgemeinen Kostensteigerungen. Vor allem für die Marktbeschicker seien die Zeiten nicht einfach. „Manchem Händler war es nicht möglich, sein Angebot aufrecht zu erhalten“, sagt er. „Edles Fleisch“ zum Beispiel, eigentlich eine feste Größe auf dem Moltkemarkt, sei wegen Personalproblemen nicht mehr dabei. „Die waren gerne hier, haben Top-Umsätze gehabt, aber finden schlicht nicht mehr die Leute.“

14 Markthändler gingen zum Saisonbeginn im März an den Start, und mitunter seien sie „von den Besucherzahlen erschlagen“ worden, sagt Thorsten Strozik. Zählungen hätten regelmäßig 1200 Besucher über den Abend ergeben. „Das war wirklich ein reger Zuspruch.“ Der Moltkemarkt habe ein großes Stammpublikum.

Dass die Macher 2023 deutlich mehr (überdachte) Sitzplätze geschaffen haben, sei gut angekommen, bilanziert Strozik. Vor der Winterpause wirbt er um mögliche neue Markthändler: Neue Bewerber seien „immer herzlich willkommen“. Wer spezielle Waren anbieten wolle, „die zum Ort passen“, könne sich gerne hier ausprobieren.

Einer der drei Väter des Moltkemarkts: Thorsten Strozik – hier auf einem Archivbild – hat Bochums Feierabendmarkt mit Friedrich Schmidt und Herwig Niggemann ins Leben gerufen.
Einer der drei Väter des Moltkemarkts: Thorsten Strozik – hier auf einem Archivbild – hat Bochums Feierabendmarkt mit Friedrich Schmidt und Herwig Niggemann ins Leben gerufen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Gastronomie im Bunker am Springerplatz steht noch leer

Ein Problem, das den Moltkemarkt schon im Frühjahr begleitete, ist auch zum Saisonende noch nicht gelöst: Die Gastronomie im Bunker am Springerplatz steht nach dem Aus des Lokals „Le Bas“ nach wie vor leer. „Ganz klar muss da wieder Betrieb rein!“, sagt Thorsten Strozik und betont, er „glaube sehr an diesen Standort“. Mit der Pacht der Gastwirtschaft ist auch das Amt des Marktmeisters verbunden, der unter anderem für Auf- und Abbau der Stände, Stromversorgung und Müllentsorgung zuständig ist. Übergangsweise sprang in diesem Jahr ein Mitarbeiter eines Markthändlers ein. Künftig wollen Strozik und seine „ISG Springerplatz“-Mitstreiter aber wieder auf eine Einheit aus Moltkemarkt und benachbarter Gastronomie setzen.

Das Lokal sei entkernt, eine „Vollküche“ sei möglich, sagt Strozik, Konzession und Abluft vorhanden. „Für jemanden, der diesen Ort versteht“, böten sich zwei Standbeine: Die Rolle als Marktmeister bringe feste Einnahmen, zusätzlich sei da das gastronomische Potenzial. Er könne sich zum Beispiel eine Weinbar mit Speiseangebot vorstellen, ein niedrigschwelliges Angebot, das auch dem Viertel guttun könnte. Die Moltkemarkt-Macher wollen die Winterpause für die Suche nach einem Pächter nutzen. Anfang März 2024 soll dann die neue Saison für den Feierabendmarkt starten.

Wer Interesse am Betrieb der Gastronomie im Bunker hat, kann bei Stroziks Agentur GSVI das Exposé anfragen. Kontakt über 0234 962970 oder via Mail an info@gsvi.de.

Woher der Moltkemarkt seinen Namen hat

Mit dem Titel Moltkemarkt greift die „ISG Springerplatz“ den früheren Namen des Springerplatzes auf: Der war nämlich einst, um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert, Bochums größter Marktplatz – und seinerzeit nach dem preußischen Heerführer Helmuth Graf von Moltke benannt. 1947 wurde der Moltkeplatz in Springerplatz umbenannt, zum Gedenken an Karl Springer, der vor 1933 Stadtverordneter war, von den Nazis verfolgt und schließlich 1936 durch die Gestapo ermordet wurde.

Der Name sei „eine Erinnerung an den stadtgeschichtlich größten und wichtigsten Markt in Bochum“, so die Veranstalter, beziehe sich ansonsten nicht auf eine Person der Zeitgeschichte. „Der Name des Platzes Springerplatz soll hiermit nicht berührt, geschmälert oder herabgesetzt werden.“

(Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels waren auch noch Markttage für den 3. und 10. November angekündigt. Dabei handelte es sich um eine Fehlinformation; wir bitten, diese zu entschuldigen.)