Bochum. Beim „Gangwechsel“ werden Geschäfte in der Bochumer City zu Restaurants. Bei der vierten Auflage der Tafel-Runde funkelten sogar die Sterne.

Links die Sneaker. Rechts die Handtaschen. Daneben die textile Herbst-Kollektion. Mittendrin wird vom Feinsten aufgetischt. Auf der Karte: glasierte Schnitte vom Heilbutt-Filet mit Fregola-Pasta und Gemüse. Die Boutique Klaas an der Luisenstraße verwandelte sich am Samstagabend in ein Restaurant – so wie drei weitere Geschäfte in der Bochumer Innenstadt. Beim „Gangwechsel“ erhält der Begriff Laden-Lokal eine ganz neue Bedeutung.

2018 hatte die Werbe- und Wertegemeinschaft „Bochumer Originale“ die Idee zu dem Schmaus-Shop-Format. Man nehme: vier Einzelhändler, die Teile ihrer Verkaufsflächen nach Ladenschluss räumen; vier Gastronomen des Stadtfestes „Bochum Kulinarisch“, die in jedem der Geschäfte einen vorgekochten Gang servieren; und 80 Gäste, denen die Tafel-Runde 129 Euro wert ist. Daran herrscht kein Mangel: Auch für den vierten „Gangwechsel“ waren die Karten ruckzuck vergriffen.

Gruppe Orange zum Abmarsch bereit: Alexander Eiskirch (mit Schirm) begleitete seine „Gangwechsel“-Gruppe als Reiseleiter zu den fünf Stationen in der Bochumer Innenstadt.
Gruppe Orange zum Abmarsch bereit: Alexander Eiskirch (mit Schirm) begleitete seine „Gangwechsel“-Gruppe als Reiseleiter zu den fünf Stationen in der Bochumer Innenstadt. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

„Gangwechsel“ in Bochum: 20er-Gruppen wechseln reihum die Läden

Samstag, 18.30 Uhr. Los geht’s. Vier 20er-Gruppen wechseln reihum die Läden. Gruppe Orange, die sich im Bekleidungsgeschäft Eiskirch getroffen hat, muss nur die Straßenseite wechseln. In der Boutique Klaas sorgt der Livingrooom mit Heilbutt für den kulinarischen Start. Die begleitenden Weine schenkt an allen Stationen die Bochumer Vinery aus. Wein und Wasser sind beim „Gangwechsel“ inklusive.

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Manche Damen hätten gerne noch bei Klaas gestöbert. Doch der Zeitplan ist eng gestrickt. 30 Minuten: Dann muss Platz für die Nachfolger gemacht werden. „Sauber austrinken!“, mahnt Guide Alexander Eiskirch im Stile der unvergessenen Hufeisen-Chefin Lis Schrecker.

Im Juweliergeschäft wird unterm Sternenhimmel getafelt

Weiter geht’s zum Zwischenstopp auf dem Dr.-Ruer-Platz. Vor den „Zimmer“-Ausstellungsräumen hat die Fiege-Brauerei ihren historischen Opel-Blitz-Transporter geparkt. Pils vom Fass wird gereicht. „Stößchen!“

Gruppe Orange marschiert zum Juwelier Marc auf der unteren Kortumstraße. „Ist das schön!“: Entzückt ist die Truppe vom edlen Ambiente im Verkaufsrondell unterm funkelnden Sternenhimmel, flankiert von wertvollem Schmuck und Luxusuhren hinter Glas. Das Essen passt sich dem Umfeld an: Philipp Diergardt vom Hattinger Haus Diergardt verwöhnt mit „Tartelette mit Foume d’Ambert aus der Auvergne“. Zwei Herren interessieren sich für die ausgestellten Uhren. Man will in Kürze wiederkommen. Als Kunde. Inhaber Marc Mauer freut’s. Auch das soll der „Gangwechsel“ sein: Werbung für die teilnehmenden Geschäfte.

Unterm Sternenhimmel wurde im Juweliergeschäft Marc auf der unteren Kortumstraße getafelt. Inhaber Marc Mauer (Mitte) begrüßte die Gäste im freigeräumten Rondell.
Unterm Sternenhimmel wurde im Juweliergeschäft Marc auf der unteren Kortumstraße getafelt. Inhaber Marc Mauer (Mitte) begrüßte die Gäste im freigeräumten Rondell. © Jürgen Stahl

Im Schreibwarengeschäft wird Kikok-Hähnchen aufgetischt

Station 3 ist „Masters Knopp“ auf der Brückstraße. Zwischen hochwertigen HiFi-Anlagen, Fernsehgeräten und Haustechnik wird auf zwei Etagen gespeist. Der Sound bei „Brothers in Arms“ von den Dire Straits als Hintergrundmusik ist ebenso perfekt wie das Roastbeef des Herner Restaurants Meistertrunk. Für nicht wenige Gäste ist es der beste Gang des Abends.

Im „Tintenfass“ wartet schon Iris Dittmann. Im März hatte sie das alteingesessene Schreibwarengeschäft von Eva Becker (die beim „Gangwechsel“ dabei ist) übernommen. Am neuen Standort auf der Huestraße nehmen die Gäste an einer langen Tafel Platz. Zwischen Glückwunschkarten, Schreibblocks und Geschenkpapier überzeugt der Strätlingshof mit seiner Kikok-Hähnchen-Roulade.

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In der stimmungsvoll illuminierten Pauluskirche gab’s nicht nur das Dessert, sondern auch schon erste Fotos vom „Gangwechsel“.
In der stimmungsvoll illuminierten Pauluskirche gab’s nicht nur das Dessert, sondern auch schon erste Fotos vom „Gangwechsel“. © Jürgen Stahl

Den Nachtisch gibt’s in der Pauluskirche

Pappsatt und hinreichend weinselig macht sich Gruppe Orange auf den Weg zum Nachtisch, den alle 80 Gangwechsler gemeinsam einnehmen. Pfarrer Constantin Decker hat für das Finale die Pauluskirche geöffnet. Die Bäckerei Löscher wartet mit süßen Versuchungen, die Vinery mit einem letzten, ach was: vorletzten Weinchen auf. Hobby-Fotograf Herwig Niggemann projiziert die ersten Fotos des Abends an die Kirchenwand. Die Stimmung nach vier Stunden: großartig. Die Bilanz bei Gästen und Veranstaltern: ebenso.

Auf ein Neues 2024, dann mit neuen Läden und Gastronomen.

Infos: bochumer-originale.de