Bochum. Rund um die Pauluskirche im Bochumer Zentrum ist ein „Paradiesgarten“ gewachsen. Dahinter steckt ein neues Konzept der Gemeinde.
Mitten im Herzen der Stadt Bochum ist seit einigen Wochen eine farbenfrohe Attraktion herangewachsen. „Hier entsteht ein blühender Paradiesgarten“, steht auf kleinen Schildern rund um die Pauluskirche an der Grabenstraße. Dort hat die evangelische Gemeinde ihre sämtlichen Rasenflächen in Blumen- und Staudenbeete verwandelt. Ein absoluter Hingucker für allen Passanten.
Der Paradiesgarten zieht schon zu früher Stunde Hunderte Insekten an, bedrohte Wildbienen zum Beispiel, aber auch Menschen, die sich an der leuchtenden Farbenpracht erfreuen – am Salbei, an der Cosmea, auch Schmuckkörbchen genannt, an den Gauklerblumen, den Sonnenblumen und vielen anderen mehr.
Paradiesgarten ist „Teil des Schöpfungsgedankens“
Diese Anziehungskraft ist Teil eines „Experimentes“ in der Gemeinde. Der Paradiesgarten um die Kirche, sagt Pfarrer Constantin Decker, soll ein Vorgarten sein „für das, was uns in der Kirche erwartet“.
Für Martina Oldengott, Presbyterin, Baukirchmeisterin und Landschaftsarchitektin, ist der Garten „ein Teil des Schöpfungsgedankens“. Aber er soll auch ein Beitrag zur biologischen Vielfalt und Klimaanpassung sein, „eine kleine Oase“ für Menschen und Tiere.
Weitere Beete werden erst in den nächsten Tagen blühen
Während des Weihnachtmarkts stehen rund um die aus dem 17. Jahrhundert stammende Kirche stets die Stände des Mittelaltermarktes. Danach wurde auf den Flächen immer neuer Rollrasen verlegt. Die Gemeinde dachte, dass es eine bessere Lösung gibt. Im Juni bereitete sie, unterstützt von Bochum Marketing, den Boden gut auf und arbeitete hochwertiges Saatgut ein. Und eines der Beete, an der Seite zum benachbarten Modehaus hin, blüht mittlerweile in schönster Ausprägung. Die anderen brauchen noch ein paar Tage, bis sich dort die Knospen öffnen, weil dort der Boden mehr verdichtet ist oder viel Schatten herrscht.
Neben den Beeten hat die Gemeinde vor einigen Wochen auch einen „Parklet“ in den Innenhof gestellt, eine gemütliche Sitzecke aus Holz auf früheren Autostellflächen. Jeder darf sich dort hinsetzen, was auch viele tun. Man wolle „Aufenthaltsqualität schaffen“, sagt Pfarrer Decker. Die Möbel sind von der Stadtteilinitiative „Expedition Hamme“ aber nur geliehen und werden in einigen Tagen wieder zurückgegeben.
Kirchenschiff ist jetzt offener und freier gestaltet
Neue Ausstellung ab 10. September
Vom 10. September bis 15. Oktober findet in der Pauluskirche die Ausstellung „Polyptychon der Lebenden und Toten – eine Intervention im Kirchenraum“ von Gerhard Rossmann. Geöffnet täglich von 10 bis 18 Uhr.
Es geht um die Weltbevölkerung. „216.000 Icons (Symbole, Anm. der Red.) an 10 Wandtafeln und auf 120 m2 Fußboden empfangen die Kirchgänger und Kirchgängerinnen“, heißt es. „Jedes Icon steht für 500.000 Menschen.“
Es gibt eine Lesung, ein Konzert, ein Theaterstück und einen Vortrag.
Auch innerhalb der Kirche hat sich einiges geändert. Die klassischen Bankreihen wurden abgebaut und eingelagert. Stattdessen stehen auf einem extra eingebauten Holzparkett lose Stühle. Der Altarraum wurde mehr zu den Menschen hin geöffnet. Das Stehpult mit der Bibel steht jetzt mitten im Kirchenschiff. Jetzt ist die Atmosphäre deutlich offener und freier. Täglich ist die Kirche („Friede beim Eingang, Heil beim Ausgang“) geöffnet.
Gleichzeitig finden dort nun Ausstellungen und Lesungen statt. „Alles ist gedacht als Öffnung in die Stadt hinein“, erläutert Pfarrer Decker. Allerdings betont er: „Es ist und bleibt eine Kirche, ein spiritueller Raum.“
Der nächste Gottesdienst wird dort am Sonntag, 3. September, um 10 Uhr gefeiert. Davor gestaltet Decker den ökumenischen Gottesdienst zum Bochumer Musiksommer-Festival am kommenden Sonntag (27.) um 11 Uhr am Kuhhirten unter freiem Himmel.