Bochum. .
Nach dem Tod der langjährigen „Hufeisen“-Wirtin Lieselotte Schrecker führt jetzt ihre Tochter Claudia Schrecker das Lokal weiter.
„Sauber austrinken!“, lautete einer ihrer Klassiker: 44 Jahre stand Lieselotte Schrecker hinterm Tresen des „Hufeisen“. Halb Bochum zechte in der 1967 eröffneten Kult-Kneipe am Hellweg; drei Generationen proste(te)n sich hier zu. Mitte August zapfte die wohl dienstälteste Wirtin der Stadt ihr letztes Pils und Kölsch. „Lis“, wie die gebürtige Kölnerin liebe- und respektvoll genannt wurde, starb nach schwerer Krankheit im Alter von 77 Jahren. Jetzt tritt ihre Tochter das Erbe an. Das „Hufeisen“, es lebt fort.
„Ehrlich gesagt: Ich wollte es nie machen.“ Bei aller Liebe zur Mutter, bei aller Verbundenheit zu Muttis Gaststätte, in der sie an ungezählten Wochenenden aushalf: Claudia Schrecker (37) konnte und mochte sich nicht vorstellen, selbst einmal Wirtin zu werden. Zwar ist die Wirtschaft ihr Metier. Allerdings nicht an der Theke, sondern im Büro ihrer Agentur CSP, die An der Landwehr Werbeartikel vertreibt.
„Als einziges Kind fühle ich eine Verpflichtung, die Tradition nicht sterben zu lassen“
Sowohl beruflich als auch privat ist die Mutter zweier Kinder (2 und 9 Jahre) voll eingespannt. Um so schwerer fiel ihr der Entschluss, das „Hufeisen“ fortzuführen. Erst Anfang Oktober, über einen Monat nach Lis’ Tod, fiel die Entscheidung, die Kneipentür doch wieder aufzuschließen, den Pachtvertrag nicht zu kündigen: „Die zusätzliche Belastung ist groß. Aber als einziges Kind fühle ich eine Verpflichtung, die Tradition nicht sterben zu lassen.“ Viele Stammgäste hätten sie bestärkt. „Kein Wunder“, lacht Claudia Schrecker, „die waren ja wochenlang quasi heimatlos.“
Die Wiedereröffnung Mitte Oktober war „der absolute Wahnsinn“. Hunderte Besucher zwischen 17 und 70 drängten sich vor und im „Hufeisen“. „Spätestens da wusste ich: Es ist richtig, weiterzumachen“, sagt Claudia Schrecker.
Lis hat ihren Stammplatz sicher. Ihr gerahmtes Foto hängt an der Wand hinterm Tresen. Mancher Gast verdrückt mit Blick auf das typische Lis-Lächeln ein Tränchen – um unverzüglich der legendären Aufforderung zu folgen: „Sauber austrinken!“ Klar doch, Lis.