Bochum-Langendreer. Der eingeschleppte Louisiana-Krebs bedroht das heimische Ökosystem in Bochum - von Ümminger See bis Kemnader See. Man scheint machtlos.
Rainer Einenkel hat als leidenschaftlicher Fotograf von Wasservögeln schon viel gesehen - doch so etwas bisher noch nicht. „Eine überraschende Begegnung: Als ich am Dienstagnachmittag mit meiner Fotokamera am Ümminger See unterwegs war, lief plötzlich ein Krebs über den Fußweg. So was hatte ich noch nicht gesehen, und ich bin regelmäßig hier.“ Natürlich drückte der 69-Jährige, frühere Opel-Betriebsratschef, sofort auf den Auslöser - und googelte anschließend, um was für ein Exemplar es sich hier handeln könnte.
Den Louisiana-Flusskrebs kann man essen
Sein Ergebnis: „Ein roter Louisiana-Flusskrebs. Eine gute Gelegenheit für ein Restaurant in Langendreer oder Laer, die Speisekarte noch attraktiver zu machen...“, merkt er lakonisch an.
Mit seiner Vermutung zur Krebsart lag er völlig richtig. „Es handelt sich um eine aus Amerika eingeschleppte Krebsart, die sich hier in den letzten Jahren breit gemacht hat“, erklärt auf Nachfrage dieser Redaktion der Biologe Richard Köhler von der Biologischen Station Östliches Ruhrgebiet, auch für Bochum zuständig. „Diese Tiere sind hier hochgradig unerwünscht mit Blick auf die Auswirkungen für die heimische Ökowelt. Das sind Allesfresser, ihre Nahrung reicht von Insekten, Pflanzen, Schnecken bis zu kleinen Fischen. Und sie können Pilzerkrankungen übertragen, obwohl sie selbst dagegen recht resistent sind. Insgesamt stellen sie eine Gefahr dar für die europäischen Flusskrebse.“
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Auswirkungen auf das Ökosystem in Bochum
In den letzten zehn Jahren habe man beobachtet, so Richard Köhler weiter, wie sich diese Krebs-Exemplare in den heimischen Gewässern ausgebreitet haben. „Das reicht vom Ümminger See und die Harpener Teiche über das Gewässersystem Ölbach bis in den Kemnader See.“
Und wenn man sie konsequent bekämpfen würde, hätte das negative Auswirkungen auf die heimische Tierwelt. „Es sind sehr robuste Tiere. Selbst eine Austrocknung des Gewässers können sie über lange Zeit überleben, da sie sich Tunnel graben.“ Das Fleisch des Louisiana-Flusskrebses steht übrigens oft auf der Speisekarte von Restaurants, ist auch in Supermärkten erhältlich.
Louisiana-Flusskrebs hat sich in Bochum verbreitet
Der Louisiana-Flusskrebs wird bis zu fünf Jahre alt „und bis zu 20 Zentimeter groß, das schaffen sie locker“, sagt Richard Köhler. Es seien eher nachtaktive Tiere, „normalerweise sieht man sie tagsüber nicht“, womöglich habe es bei diesem Exemplar um ein krankes Tier gehandelt.
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Zur Frage, wie sich diese Art auch in Bochum ausbreiten konnte, sagt Köhler: „Es gibt unterschiedliche Verbreitungswege, auch über die Einschleppung anderer Arten. Wahrscheinlich ist hier, dass Aquarienfreunde, die ihr Hobby aufgaben, sie in Bochum ausgesetzt haben und diese Krebse sich dann über Jahre ohne natürliche Feinde so stark verbreitet haben. Das Problem ist, dass sie dazu neigen, die heimische Flora nachhaltig zu schädigen.“ Sie stünden auf der EU-Liste der unerwünschten Arten. „Es ist in der EU verboten, mit diesen Tieren zu handeln.“
Die Krebse gelten als anspruchslos und haben sich in den vergangenen Jahren massiv vermehrt, auch dank der milden Winter. Dass diese Krebsarten für das heimische Ökosystem problematisch sein können, erklären auch Angler aus Bochum.