Bochum. Wo kann Geothermie auch in Bochum optimal genutzt und gefördert werden? Das Land NRW lässt dazu Testmessungen ins Erdreich durchführen.
Sie sind nicht zu übersehen und deutlich zu spüren: Weiße Trucks fahren über den Stalleickenweg in Bochum-Höntrop, auch über die Burgstraße und den Sevinghauser Weg in Bochum-Wattenscheid. Wenn sie stehenbleiben, zittert kurz darauf der Boden – denn dann kommen die Rüttler unter den Fahrzeugen zum Einsatz. Alle zehn Meter etwa drei Minuten lang. Am Straßenrand stehen in regelmäßigen Abständen kleine Kästen: Die kabellosen Geophone zeichnen das Ergebnis dieser Vibrationen auf. Auf der Straße sind nummerierte Markierungen für die Messpunkte aufgesprüht.
Geothermie: Energie aus der Tiefe der Erde in Bochum
Die Vibro-Trucks der DMT (Deutsche Montan Technologie) sind im Auftrag des Geologischen Dienstes NRW unterwegs. Um zu prüfen, wo Voraussetzungen für Geothermie vorhanden sind – Energie aus der Tiefe der Erde. „Wir können mit diesen Schallmessungen drei Kilometer in die Tiefe schauen“, erklären Olaf Meyer und Oliver Noiron von der DMT.
Geothermie - die Wärme aus der Erde - bezeichnet die dort gespeicherte Wärmeenergie und die ingenieurtechnische Nutzung. Sie kann zum Heizen, Kühlen und zur Stromerzeugung eingesetzt werden. Die Temperatur steigt mit der Erdtiefe - dementsprechend erschließen oberflächennahe und tiefe Geothermie-Bereiche unterschiedliche Temperaturniveaus.
DMT-Trucks in Bochum
Mit dem Projekt „2D-Pilotseismik“ untersucht der Geologische Dienst NRW als Auftraggeber, welche Messparameter – Signalstärke, Dauer der Vibrationen, Abstand der Geophone und Messpunkte – für die Untergrundbeschaffenheit in den NRW-Regionen am besten geeignet sind. „Mit diesen Erkenntnissen können künftig seismische Messungen optimiert werden“, so Olaf Meyer. Und betont: „Damit ist jetzt kein konkretes Vorhaben verbunden. Es sind Testmessungen.“ Aus den Daten kann ein zweidimensionales Abbild des Untergrundes erstellt werden.
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Untergrund in Bochum wird untersucht
Vier Messlinien mit insgesamt 12 km Gesamtlänge sind geplant: in Ostwestfalen, am Niederrhein sowie zwei Strecken im Ruhrgebiet. Die rund 5 km lange Strecke in Bochum führt von Sevinghausen über Stalleicken bis nach Dahlhausen; mehrere Tage dauern hier die Untersuchungen. Nächste Station für den DMT-Tross ist dann Herford. Mit Bodenschwingmessungen wollen die Mitarbeiter des Begleittrupps kontrollieren, dass die Vibrationen stets unterhalb der festgelegten Normwerte bleiben.
Ziel der Messungen sei, genauere Informationen über den geologischen Aufbau des mitteltiefen und tiefen Untergrunds zu bekommen. Mit den seismischen Untersuchungen sollen Messparameter für künftige Seismikmessungen optimiert werden, denn der tiefe und mitteltiefe Untergrund ist in den NRW-Regionen sehr unterschiedlich aufgebaut. Die Strecken sind jeweils nur rund ein bis vier Kilometer lang. Das sei zu kurz, um den Untergrund an diesem Standort für eine mögliche geothermische Nutzung zu erkunden, jedoch erhalte der Geologische Dienst NRW „wichtige Daten für die Optimierung künftiger Seismikmessungen im gesamten Land“, heißt es im Infoheft, das vor Ort verteilt wird.
NRW-Projekt auch in Bochum
Grundlage des gesamten Projektes zur „geothermalen Charakterisierung“ des Untergrundes sei der „politische Entschluss in NRW, den Einsatz der Geothermie zu fördern, um die Wärmepotenziale des Landes optimal nutzen zu können. Als regenerative Energie aus der Tiefe der Erde“. Es geht also im Kern um heißes Wasser: Mit Geothermieanlagen lässt sich die Wärme nach oben holen und zum Heizen und zur Stromerzeugung verwenden.
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Die DMT Group ist eine international tätige, unabhängig arbeitende Ingenieur- und Consultinggesellschaft mit Sitz in Essen. Die Palette ihrer Einsatzbereiche reicht von Anlagenbau und Verfahrenstechnik bis zu Infrastruktur und Bauwesen.