Bochum. Die Gesellschaft Bochum-Donezk und der Tierpark feiern ein deutsch-ukrainisches Friedensfest. Die letzte Tour führte 6000 km durch die Ukraine.

Es herrscht eine fröhliche Stimmung rund um den Bismarckturm an diesem sonnigen Sonntag. Die Gesellschaft Bochum-Donezk hat zum ersten deutsch-ukrainischen Friedensfest eingeladen. Neben aller Feierlaune ist der Krieg in der Ukraine stets präsent: Alle Erlöse und Spenden des Tages fließen in ein Waisenhaus für Kriegskinder, das der Bochumer Verein in Tscherkessy in einer ehemaligen Schule eingerichtet hat.

200 Kinder leben dort inzwischen, die Elternteile oder die gesamte Familie durch den Krieg verloren haben. Sie wurden aus den von den Russen zerstörten Städten nach Tscherkessy gebracht, wo sie in Sicherheit sind. Ivan Stukert, Vorsitzender der Gesellschaft Bochum-Donezk, kam vor zwei Tagen von einer Ukraine-Reise zurück. „Es war eine stressige Tour. Wir haben über 6000 Kilometer zurückgelegt. Früher ging das schnell und einfach mit dem Flugzeug. Wir haben auch in dem Heim für Kriegskinder übernachtet.“ Der Verein unterstützt die Einrichtung nicht nur finanziell, sondern auch mit Sachspenden.

Bochumer haben eine Krankenstation im Cherson-Gebiet eingerichtet

Helfer vor Ort gelten als Mitarbeiter der Gesellschaft Bochum-Donezk, darunter Krankenschwestern, Betreuer und Kirchenvertreter. Von Tscherkessy ging es weiter in den Süden. In Alexandriwka haben die Bochumer eine Krankenstation wieder aufgebaut und eröffnet. „Das war für die Bewohner ein Festtag. Wir haben die Station auch ausgestattet mit medizinischen Instrumenten.“

Die Musikerinnen Svitlana Novak (l.) und Lisa Radchenko begleiten sich auf der Bandura, der „ukrainischen Lautenzither“.
Die Musikerinnen Svitlana Novak (l.) und Lisa Radchenko begleiten sich auf der Bandura, der „ukrainischen Lautenzither“. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Außerdem haben die Besucher aus dem Ruhrgebiet dort geholfen, 150 zerstörte Häuser gemeinsam mit Handwerkers vor Ort wieder instandzusetzen. „Als die Stadt zerbombt worden war, lebten dort noch 30 Menschen und der Bürgermeister. Mit der Krankenstation kamen sie nach und nach zurück, als die Russen raus waren. Heute sind es 500 Erwachsene und 74 Kinder, die in ihre Heimatstadt zurückkehrten“, sagt Ivan Stukert.

Der Wiederaufbau gibt den Menschen Hoffnung

Die Gesellschaft beteiligt sich überall dort am Wiederaufbau, wo befreite Gebiete dies zulassen. Das sei ein Blick nach vorne, gebe den Menschen Hoffnung. „Wir investieren damit auch in den Sieg.“

Danach ging die Tour weiter nach Osten Richtung Donezk. In Charkiw gab es ein Mitarbeitertreffen. Die seien regelmäßig notwendig, denn es gebe Fragen, die ließen sich nur vor Ort klären. Überdies können die einheimischen Helfer bei den Treffen motiviert werden, sich weiter zu engagieren. Die Bochumer hatten Geldspenden im Gepäck. „Damit können die Mitarbeiter ihre Transportfahrzeuge reparieren lassen. Es gilt auch, die Menschen bei Evakuierungen zu unterstützen.“

Über Kiew ging es dann wieder nach Hause. Die Reise hat nur eine Woche gedauert. Doch die nächste Tour ist schon in Planung. „In einem bis eineinhalb Monaten fahren wir wieder in die Ukraine“, sagt der Vorsitzende.

Bochumer Tierpark ist an dem Fest beteiligt

Das Friedensfest dient der Begegnung von Bochumern und Ukrainern. Über 3000 Geflüchtete leben inzwischen hier“, erklärt Monika Grawe aus dem Vorstand der Gesellschaft Bochum-Donezk. Sie freut sich immer ganz besonders, wenn ihr Familienzusammenführungen gelingen, die auf der Flucht getrennt worden waren.

Der Bochumer Tierpark beteiligt sich an dem Fest. Zoodirektor Ralf Slabik: „Das Stadtparkfest musste wegen Corona drei Jahre lang ausfallen. Da haben wir uns entschieden, nun ein Friedensfest für Donezk zu veranstalten.“ Besucher der Party haben an diesem Tag freien Eintritt in den Tierpark.