Bochum. . Menschen, die keine Angehörigen mehr haben, werden von der Stadt Bochum meist anonym bestattet. Ein Gottesdienst gedenkt dieser Verstorbenen.

  • 183 Menschen in Bochum wurden in diesem Jahr vom Gesundheitsamt bestattet
  • Stadt geht bei den Kosten in Vorleistung und versucht, sie sich von Angehörigen zurückzuholen
  • Meist werden Verstorbene eingeäschert und anonym auf dem Hauptfriedhof beigesetzt

Ihr letzter Weg ist auch der einsamste. Menschen, die keine Angehörigen mehr oder sie zumindest völlig aus den Augen verloren haben, werden vom Gesundheitsamt bestattet – meist anonym, ohne Trauerfeier, ohne Grabstein. Statistisch betrachtet sterben mehr als jeden zweiten Tag in Bochum solche Menschen. Allein in diesem Jahr waren es bis Mitte November 183. Es sind so genannte Unbedachte.

„In der Regel handelt es sich um Menschen, deren Angehörige, soweit vorhanden, die Bestattung nicht oder nicht rechtzeitig, also innerhalb der gesetzlichen Zehn-Tages-Frist veranlassen“, sagt Stadtsprecher Thomas Sprenger. Stirbt so ein Mensch und niemand weiß, ob und wo es Verwandte gibt, wird das Gesundheitsamt vom Pflegeheim, vom Krankenhaus oder auch von der Polizei informiert.

Meist werden die Toten eingeäschert und anonym begraben

Diese wird immer aktiv, wenn die Identität eines Toten unklar ist – zum Beispiel wenn er irgendwo auf der Straße gefunden wird. Die Gesundheitsbehörde versucht dann selbst, binnen kurzer Zeit mögliche Angehörige zu ermitteln, denn diese sind gesetzlich dazu verpflichtet, die Beerdigung zu organisieren und auch zu bezahlen. Wenn aber absehbar ist, dass die Bestattung nicht oder nicht zumindest nicht rechtzeitig erfolgen kann, veranlasst die Stadt selbst die Beerdigung.

Meistens werden die Verstorbenen eingeäschert und anonym auf dem Hauptfriedhof am Freigrafendamm beigesetzt – zusammen mit den Überresten solcher Menschen, deren ausdrücklicher Wunsch diese Bestattungsform war. Keiner weiß nachher mehr, an welcher Stelle genau die Asche liegt. Nur wenn ein Testament bekannt wird, in dem der Verstorbene eine andere Bestattungsform wünscht, wird er nicht anonym beigesetzt.

Die Stadt geht bei der Bestattung in Vorleistung

Bei den Kosten geht die Stadt in Vorleistung. Nach der Bestattung versucht sie, sich das Geld von Angehörigen beziehungsweise Erben, sofern es sie überhaupt gibt, erstatten zu lassen. Die Erfolgsquote ist sehr unterschiedlich. Genaue Zahlen darüber gibt es nicht. Allein die Beisetzung, Einäscherung und amtsärztliche Untersuchung kostet 438 Euro. Es ist die günstigste Form. Die Bestattung erfolgt durch das Personal des Friedhofs.

So ganz ohne Angedenken scheiden die Unbedachten aber dann doch nicht aus dieser Welt. Seit 2014 gibt es auf dem Hauptfriedhof eine aus Stahl geschweißte Stele. Sie zeigt zwei Menschen in inniger Umarmung als Zeichen der Solidarität mit den Unbedachten. „Ort der Erinnerung, Unbedacht - bedacht“ steht auf der Stele.

Außerdem gibt es alle zwei Monate ökumenische Gedenkgottesdienste für Unbedachte. Sie finden jeweils am letzten Dienstag um 17 Uhr wechselweise in der katholischen Propsteikirche, Bleichstraße 12/Untere Markstraße, und in der evangelischen Pauluskirche, Pariser Straße 4-6, statt. Der nächste Gedenkgottesdienst wird am morgigen Dienstag (28.) um 17 Uhr gefeiert. Weil es diese Gottesdienste jetzt seit zehn Jahren gibt, wird diesmal aber ausnahmsweise in der Christuskirche am Platz des europäischen Versprechens der Unbedachten gedacht.

>>> INFO: Unbekannter musste bestattet werden

Es kam in Bochum schon vor, dass die Stadt einen Toten bestatten musste, von dem nicht einmal der Name bekannt war.

Das war im Fall einer Leiche, die schon bis zur Unkenntlichkeit verwest war. Niemand wusste, wer der Tote war.