Bochum. Im Prozess um den Bochumer Garagenmord berichtet der Arbeitskollege des Opfers von einem wichtigen Streit. Es ging um ein Verhalten im Verkehr.
„Da standen sich zwei Personen gegenüber, die sehr bestimmend waren. Da wollte keiner nachgeben.“ Mit diesen Worten schilderte am Dienstag im Prozess um den Bochumer Garagenmord ein wichtiger Zeuge (50) den Streit, der später zu einer regelrechten Hinrichtung geführt haben soll. Der Streit, so hatte der Zeuge einmal gesagt, sei ihm „wie die Ruhe vor dem Sturm“ vorgekommen.
Der 50-Jährige ist der langjährige Kollege des 58-jährigen Bochumers, der am Morgen des 7. März auf dem Fahrersitz seines Audi TT in einer Gemeinschaftsgarage am Hustadtring kaltblütig erschossen worden ist. Angeklagt ist ein 26-jähriger Pizza-Fahrer aus Dortmund.
„Er war sehr verschlossen, sehr rechtschaffen und auf Regeln bedacht“
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Der Zeuge und der Bochumer hatten bei der Telekom in der Dortmunder Nordstadt gearbeitet. „Er war sehr verschlossen, kurz und knapp. Er war sehr für sich, sehr rechtschaffen und auf Regeln bedacht“, sagte der Zeuge den Schwurrichtern. Dadurch sei er im Kollegium auch mal „angeeckt“. Staatsanwalt Philipp Rademacher fragte: „Wenn er sich im Recht wähnte, hat er sich dann auf keine Diskussionen eingelassen?“ Antwort: „Ja.“ – „Rechthaberisch?“ – „Ja.“
In einer früheren Vernehmung hatte der Zeuge einmal gesagt: Sein Kollege habe sich wohl „mit dem Falschen angelegt“ und der habe ihn dann „in der Tiefgarage besucht“.
Am Morgen des 2. März war der Bochumer mit seinem Audi TT wie jeden Morgen zur Arbeit gefahren. Kurz vor dem Ziel soll er mit dem jetzt Angeklagten wegen dessen Fahrverhalten eine verbale Auseinandersetzung gehabt haben. Angeblich ging es um das Blockieren einer Kreuzung, eventuell die an der Mallinckrodtstraße/Schützenstraße. Dabei soll der 58-Jährige ein Handyfoto von seinem Streitgegner gemacht haben. Dieser soll ihm zu seiner Arbeitsstelle gefolgt sein und das Löschen des Fotos gefordert haben.
Angeklagter soll das Löschen eines Handyfotos gefordert haben
Der Zeuge schilderte diese wichtige Begegnung zwischen seinem Kollegen und dem anderen Autofahrer, der ihm völlig unbekannt war. Es könnte die Initialszene für dieses ganze Verbrechen gewesen sein. „Du musst das Foto löschen!“, habe der Fremde am Hintereingang der Telekom verlangt. Sein Kollege, der „in Abwehrhaltung“ gewesen sei, habe erwidert: „Das können wir gern mit der Polizei klären.“ Antwort: „Die habe ich schon hier.“ Der Fremde hatte bereits den Polizeinotruf gewählt und dort gehört, dass das Foto an sich nicht verboten sei, lediglich ein Veröffentlichen. „Danke sehr, Tschüss“, schloss der Anrufer das Telefonat.
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„Es war sehr spannungsgeladen“, beschrieb der Zeuge diese ganze Gesprächssituation. Der Fremde sei zwar ruhig und „sehr gefasst“ gewesen, aber auch bestimmend und auf seinen Kollegen „fokussiert“. Leicht gelächelt habe er auch: „Das hat mir ein ungutes Gefühl gegeben.“
Laut Anklage soll der Angeklagte mit einem „Verlierergefühl“ und einem „Gesichtsverlust“ aus diesem Streit herausgegangen sein – und den Bochumer deshalb fünf Tage später aus Rache erschossen haben. Auch Hass auf Deutsche soll eine Rolle gespielet haben. Der Angeklagte ist Türke.
Bochumer Polizist zitiert Kollegin: „Ich glaube, der hat schon Leichenstarre“
Bisher liegt kein Geständnis vor
Der Angeklagte (U-Haft) hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert.
Im Prozess wurde auch bekannt, dass auf seinem Handy eine Datei mit dem Namen „Höllenmenschen“ abgespeichert war. Darunter stand auch der Name eines Mannes (64), dessen Porsche er am 22. Dezember in Dortmund mit einer Schusswaffe geraubt haben soll.
Auch der Freund (29) des Angeklagten sitzt auf der Anklagebank. Der Wittener soll das Auto des mutmaßlichen Mörders vom Tatort in Bochum weggefahren haben. Vorwurf: versuchte Strafvereitelung.
Ein Student (27), der zur Tatzeit von seiner Wohnung am Hustadtring zu seinem Auto gegangen war, hatte damals zahlreiche Knallgeräusche gehört. An Schüsse hatte er gar nicht gedacht, vielleicht seien es Feuerwerkskörper gewesen, sagte er im Zeugenstand. Wenige Augenblicke später habe er einen Mann „leicht joggend“ weglaufen sehen. Die Beschreibung könnte zum Angeklagten passen.
Gefunden wurde die Leiche auf dem Fahrersitz erst 13 Stunden später. In der Heckscheibe war ein Einschussloch, das linke Seitenfenster komplett zerstört. „Ich habe den Mann angesprochen, regelrecht angeschrien“, sagte der Polizist (22), der als erster am Tatort war. Es kam keine Antwort. „Ich glaube, der hat schon Leichenstarre“, habe seine Kollegin gesagt. Dies war der Fall.
Der Prozess wird fortgesetzt.