Bochum-Weitmar. Neben dem Schloßpark in Bochum-Weitmar sollen ca. 300 neue Wohnungen entstehen. Trotz Kritik werden dafür politisch nun die Weichen gestellt.
Viel wurde in den vergangenen Jahren über das geplante Neubaugebiet neben dem Schloßpark in Bochum-Weitmar diskutiert. Kritik an dem Projekt links und rechts der Schloßstraße, wo in Nachbarschaft zur Hattinger Straße um die 300 neue Wohnungen entstehen sollen, gibt es noch immer. Dennoch werden jetzt politisch die Weichen gestellt.
Bochum: Neubaugebiet am Schloßpark nimmt nächste Hürden
Um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein, hatte die Stadt Bochum den Bebauungsplan 964 in einen Ost- und Westbereich aufgeteilt. Hintergrund: Der Investor, die Eckhard Adams Wohnungsbau GmbH aus Essen, befürchtet, der westliche, deutlich kleinere Bereich des insgesamt 3,7 Hektar großen Geländes, bislang überwiegend als Friedhof genutzt, könnte nicht bebaubar sein, da er im Regionalen Flächennutzungsplan (RFNP) als Freiraum ausgewiesen ist.
Um das Baurecht auch im westlichen Teil zu sichern, soll nun der RFNP geändert werden. Dem hat nun nach dem Strukturausschuss auch die Bezirksvertretung Südwest mehrheitlich zugestimmt, Letztere gab direkt im Anschluss auch für die beiden Bebauungspläne 964 I (Ost, 245 Wohnungen) und 964 II (West, 65 Wohnungen) und damit für die vorgesehene Bebauung grünes Licht. Sehr zur Freude von Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD). Damit nehme das Bauprojekt am Schloßpark nach zehn Jahren Gestalt an – vorbehaltlich der Zustimmung weiterer Ausschüsse und des Rates am 28. September.
„Ich habe noch nie einen so konkreten Bebauungsplan gesehen“, meint Gräf und führt dies auch „wegen unserer Vorgaben und Prüfaufträge“ auf die Arbeit der Bezirksvertretung zurück. In Weitmar entstehe ein „neues Zuhause für neue Bürger, da sollten wir mit Freude drauf blicken“. Hier werde dringender Wohnraum geschaffen, der von der Bezirksvertretung ausdrücklich gewünscht worden sei.
Gräf nimmt damit die Verwaltung aus der Schusslinie, die sich im Laufe der Bezirksvertretungssitzung immer wieder zu kritischen Fragen (zu dichte und zu hohe Bebauung, zu viel Verkehr, zu viel Lärm, nicht berücksichtige Umweltbelange) äußern muss. „Es war Wunsch der Bezirksvertretung, dass hier keine Bungalows gebaut werden, sondern Geschosswohnungsbau entsteht“, erinnert Gräf. „Die Verwaltung ist diesem Wunsch gefolgt.“
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Klaus Kleine vom Stadtplanungsamt sieht die Fläche an der Schloßstraße „ökologisch sinnvoll ausgenutzt“. Die „dichte Bebauung“ wird seiner Beschreibung zufolge vier- bis fünfgeschossig. Man sei bei dem Bauprojekt um Nachhaltigkeit bemüht (die Gebäude sollen über Erdwärmepumpe und Photovoltaik versorgt werden), aufgrund der allgemeinen Kostensteigerung laufe es jedoch auf eine konventionelle Bauweise hinaus.
Mit der Gestaltung der insgesamt vier Quartiere seien mehrere Architekturbüros beschäftigt, was zu einer vielfältigen Gebäudeoptik mit abwechslungsreicher Fassadengestaltung führen soll. In zentraler Lage des neuen Wohnviertels ist eine Kita geplant.
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Das Regenwasser soll in Mulden und Gräben auf dem Gelände gehalten werden und „nicht einfach im Kanal verschwinden“, so Kleine. Wichtig sei auch der Erhalt der Frischluftschneise.
In Sachen Verkehr habe eine erneute Untersuchung ergeben, dass es zwar eine spürbare Veränderung geben werde, die Kreuzung Schloßstraße/Hattinger Straße aber auch zu Stoßzeiten weiter leistungsfähig bleibe. Auch würde nur minimal mehr Lärm entstehen.
Zu viel Lesestoff?
Vor Beginn der Sitzung der Bezirksvertretung Südwest nutzte Jürgen Dassow die Einwohnerfragestunde. Er fragte, ob die Sitzung bewusst vom 27. September vorverlegt worden, damit in einem „Ruck-Zuck-Verfahren“ die Satzungsbeschlüsse für die Bebauungspläne Schloßstraße 964 West und Ost bereits in der nächsten Ratssitzung am 28. September herbeigeführt werden können. Und ob neun Werktage Zeit genug für die Bezirksvertreter seien, um die 1587 Seiten zum Thema durchzulesen, zu verstehen und zu beurteilen.
Von einem Ruckzuck-Verfahren könne keine Rede sein, entgegnete Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD). Zu Jahresbeginn sei die Sitzungsfolge durchgehend vorverlegt worden, weil man sonst in den Sommerferien hätte tagen müssen. „Das war meine Fehlplanung.“ Zudem versichert er, dass alle Mitglieder der Bezirksvertretung ausreichend mit dem Thema vertraut und seit Jahren damit befasst seien. „Sie wurden immer wieder auf den aktuellen Stand gebracht“. Diese finale Phase sei somit „keine besondere Herausforderung“.
Es sei schon jetzt ziemlich laut an der Kreuzung, sagt Kleine. Das werde mit mehr Verkehr natürlich nicht besser. „Allerdings nur in sehr geringem und kaum wahrnehmbaren Ausmaß.“ Entsprechende Schallschutzmaßnahmen seien durch den Investor nachzuweisen.
Der Naturschutzbeirat hat eine Änderung des Regionalen Flächennutzungsplans in seiner Sitzung am 31. August einheitlich abgelehnt. Die Grünen in der Bezirksvertretung Südwest sind dem gefolgt und haben auch eine Bebauung des Westteils abgelehnt, wurden in beiden Fällen aber überstimmt.