Bochum/Witten. Danger Dan berührte beim Zeltfestival Ruhr 3000 Besucher. Wo er politisch steht, machte der HipHopper schon vor dem Konzert deutlich.

Die auf Mainstream und Kommerz getrimmte Musikindustrie lässt Außenseitern wenig Chancen. Und doch gelingt es Künstlerinnen und Künstlern mitunter, Erfolge zu generieren, ohne mit dem Strom zu schwimmen. Daniel Pongratz dient dafür als herausragender Beweis. Als Danger Dan hat er eine riesige Fangemeinde gewonnen. Die verehrt und feiert den Antihelden geradezu euphorisch – so auch am Donnerstagabend beim Zeltfestival Ruhr.

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Als Mitglied der „Antilopen-Gang“ ist Danger Dan ein weithin respektierter HipHopper. Sechs Alben seit 2014 mit ordentlichen Charts-Platzierungen zeugen von der Qualität des Trios. Dabei hatte Pongratz schon 2008 begonnen, sein eigenes Ding zu machen. Viele Jahre ohne nennenswerte Resonanz. Das änderte sich vor zwei Jahren in einem Ausmaß, das den 40-Jährigen offenkundig bis heute selbst überrascht.

Danger Dan beim Zeltfestival: Mit der „Kunstfreiheit“ kam der Erfolg

Auch dank der medialen Unterstützung von Jan Böhmermann („ZDF-Magazin Royale“) schoss das Album „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ 2021 auf Platz 1 in Deutschland. Plötzlich war Danger Dan nicht mehr nur ein Antilop, sondern ein Solokünstler, der den Nerv vornehmlich der Ü-30-Generation Y perfekt trifft: Als sensibler, mahnender, tief- und scharfsinniger, wütender Wortakrobat am Keyboard. Mit klugen Texten, die mitunter herrlich sperrig sind und gerade deshalb dokumentieren, dass im Rap- und HipHop-Fach mit die genialsten Lyrics entstehen.

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Beim Zeltfestival sind es 3000 Besucher, die das Sparkassenzelt nahezu komplett füllen. Ein Zuspruch, mit dem die Festival-Macher nicht unbedingt rechnen durften. Mit Hildegard Knefs „Roten Rosen“ beginnt ein Konzert, das vieles ist. Eine politische Kundgebung mit kompromisslos klarer Kante gegen alle rechten Umtriebe (AfD-Sympathisanten sollen bitte die Halle verlassen: „Für solche Leute mache ich keine Musik!“). Ein poetischer Liederabend mit einem Liebeslied wie „Die gute Nachricht“, das ergreifender kaum sein kann. Ein Ode an die Freiheit nach seinem großen Vorbild Georg Kreisler. Eine Abrechnung mit Demokratie- und Menschenfeinden, nicht zuletzt mit seinen bis heute verhassten Lehrern an einem Gymnasium in seiner Heimatstadt Aachen.

Besucher danken mit stehenden Ovationen

Begleitet vom vorzüglichen Heck-Quartett mit Geigen, Bratsche, Cello, ruft Danger Dan tiefe Emotionen beim Publikum hervor. Das dankt schon vor der Zugabe mit stehenden Ovationen. Gut, dass das Zeltfestival auch solche Nischen besetzt. Mainstream und Kommerz gibt’s am Kemnader See genug.

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