Bochum. Zum Schuljahresstart hat es in Bochum Verkehrschaos und gefährliche Wendemanövern gegeben. Die Polizei reagierte und nennt beunruhigende Zahlen.
Bremsen, Warnblinklicht an, eine Tür öffnet: Direkt vor der Grundschule Westenfeld hält ein Vater, um seinen Sohn wegzubringen. Hinter ihm bildet sich ein Rückstau, schnell wird die Verkehrssituation auf der Westenfelder Straße unübersichtlich. Das neue Schuljahr hat begonnen, doch manch altes Problem bleibt.
Die beiden Polizeihauptkommissare Timo Rohde und Siegfried Klein stehen am Dienstagmorgen in ihren neongelben Jacken vor der Wattenscheider Grundschule. Das Ziel: den Schulweg sicherer machen. Für die fast 3400 i-Dötze, die an diesem Morgen in Bochum eingeschult werden, aber auch für alle anderen Schülerinnen und Schüler.
Zahl der Unfälle auf Schulwegen in Bochum ist 2022 deutlich gestiegen
Dass das notwendig ist, zeigen aktuelle Zahlen. 27 Schulwegunfälle hat es 2022 in Bochum gegeben, der höchste Wert in den vergangenen fünf Jahren. Ein Kind wurde schwer verletzt. „Wir versuchen, an möglichst vielen Schulen präsent zu sein“, so Rohde, der aus der Abteilung der Verkehrsunfallprävention kommt. Unterstützung bekommt die Dienststelle von Polizistinnen und Polizisten aus den einzelnen Bezirken in Bochum.
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- Eltern wollen das Beste für ihr Kind. Es mit dem Auto bis vors Schultor zu fahren, ist aber genau das nicht, aus mehreren Gründen. Ein Kommentar.
Plötzlich wird der Polizeihauptkommissar schnell. Eine Mutter biegt ab, hält vor dem Lehrerparkplatz. Sie gibt ihrem Sohn eine Tasche, die er mutmaßlich zuvor zu Hause vergessen hat. „Halten Sie bitte künftig ein paar Meter weiter“, bittet Rohde die Frau und überprüft, ob das zweite Kind im Auto richtig angeschnallt ist und auf dem Kindersitz sitzt. Die entgegnet, dass es sich um eine Ausnahme handle und sie ja auch gar kein Kind gebracht habe. „Das war ein Fehler“, räumt sie schließlich ein und setzt zurück. Auch hinter ihr stauen sich die Autos, Kinder müssen stehenbleiben, weil die Frau während des Wendemanövers den Gehweg versperrt.
„Wir sprechen die Leute an und hoffen auf Verständnis“, sagt Rohde. Bei manchen helfe das, bei anderen wohl eher weniger. So auch bei dem Mann, der mit Warnblinklicht direkt vor dem Schuleingang gehalten hat. „Er war einsichtig, aber ich glaube, es wird noch mal vorkommen“, schätzt der Polizist. Das sage ihm seine berufliche Erfahrung.
Rohde weiß, dass es sich nicht immer vermeiden lässt, Kinder mit dem Auto zu bringen. Und nicht überall sei es möglich, in der Nähe der Schule sogenannte Elternhaltestellen einzurichten. „Doch wir müssen es vermeiden, dass es zu gefährlichen Situationen kommt“, macht der Hauptkommissar deutlich. Gerade deshalb zeigt die Polizei in diesen Tagen besonders viel Präsenz.
„Die Hoffnung stirbt zuletzt“
Doch helfen Präventionsaktionen wie diese? Zahlen gibt es dazu keine. „Aber je mehr Kontrollen es gibt, desto besser wird es“, erklärt Siegfried Klein, der die Abteilung Verkehrsunfallprävention leitet.
Nicht immer reicht es allerdings, Menschen auf ihre Fehler anzusprechen und zu appellieren. „Dann verhängen wir ein Verwarngeld“, so Rohde. Klein erinnert sich an eine solche Situation vor einer Schule in Langendreer vor etwa zwei Jahren. Zwei Mädchen wollten gerade den Zebrastreifen überqueren, als eine Frau im Pkw an ihnen vorbeirast. Sie selbst ist auf dem Weg zur Schule, um die eigenen Kinder wegzubringen.
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Oftmals sei die Begründung, dass man morgens spät dran ist. „Da ist ein gewisser Egoismus mit drin“, so die beiden Polizisten. Sie werden auch in den nächsten Tagen viel dafür geben, Gefahrensituationen vor den Schulen zu entschärfen. „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“