Bochum. Zum Schulstart wird die Polizei ganz massiv vor Schulen kontrollieren. Im Auge hat sie auch Elterntaxis, die rücksichtslos und gefährlich parken.
Mit dem ersten Schultag beginnt der Ernst des Lebens, wird immer gesagt. Das gilt aber vor allem wegen des Schulwegs, den die Kinder jetzt fünf Tage die Woche bewältigen müssen. Die Polizei Bochum fährt deshalb jetzt alle Ressourcen hoch – um allen klarzumachen, wie gefährlich es auf unseren Straßen sein kann. Gemeint sind keineswegs nur die 2900 I-Dötze in Bochum (mehr als 30.000 Schüler insgesamt), sondern vor allem auch die Eltern und alle anderen Erwachsenen. Stichwort: Elterntaxi.
„Uns ist es ein Anliegen, dass die Schulkinder auf ihrem Schulweg sicher zur Schule kommen. Die Realität sieht leider anders aus“, sagt Polizeisprecher Marco Bischoff. Im Jahr 2019 sind auf Bochumer Stadtgebiet 15 Kinder auf ihrem Schulweg verunglückt. „Jeder dieser Unfälle bedeutet ein Schicksal und ist ein Unfall zuviel.“
Polizei Bochum rät Kindern: Niemals aus einer Parklücke heraus auf die Fahrbahn laufen
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Vom kommenden Mittwoch bis zum 23. August werden sich viele Abteilungen der Polizei verstärkt für die Sicherheit der Schulkinder einsetzen. Sie stehen im Bereich der insgesamt 42 Bochumer Grundschulen, um gerade in den ersten Wochen die Sicherheit auf dem Schulweg zu stärken. Auch die Bezirksdienstbeamten in den Stadtteilen trainieren mit den Erstklässlern, zum Beispiel, an welchen Stellen sie am sichersten eine Fahrbahn überqueren und wie sie sich richtig an einer Haltestelle verhalten.
Auch zu schnelle Kraftfahrer und Radfahrer wird die Polizei anhalten und zur Kasse bitten. Und Eltern, die sich nicht richtig um einen sicheren Kindersitz gekümmert haben.
Elterntaxis: Polizei spricht von „haarsträubenden Szenen“
Und auch solche, die ihre Kinder mit dem Auto bis vor das Tor der Schule chauffieren, obwohl dort Park-und Halteverbote gelten. Immer wieder kommt es aus reiner Bequemlichkeit und mit der selbstgerechten Ausrede, keine Zeit zu haben, zu katastrophal rücksichtslosen Verhaltensweisen nicht weniger Eltern. „Die Halt- und Parkverbote im Bereich von Schulen sind für die Sicherheit der Kinder eingerichtet. Als Alternative bleibt sonst nur der Weg über die befahrene Straße“, sagt Polizeisprecher Bischoff.
„Durch die parkenden Fahrzeuge haben die Kleinen außerdem eine schlechtere Sicht beim Überqueren der Straße“. Nichts ist so gefährlich, wenn ein Kind aus einer Parklücke heraus die Fahrbahn quert. Weder das Kind kann gut sehen noch kann ein Autofahrer das Kind rechtzeitig sehen. Es drohen schwerste Unfälle.
Polizeihauptkommissar Siegfried Klein, Leiter der Unfallprävention, spricht von „haarsträubenden Szenen“, die sich wegen der so genannten Elterntaxis vor den Schulen abspielen. „Ein Drama.“ Manche Eltern wurden sogar auf engstem Raum wenden, nachdem sie ihr Kind abgesetzt haben – und dann rückwärts mit dem Heck auf den Fußweg anderer Kinder fahren. „Es ist ein Drama.“
Grundschule in Bochum ließ Gehweg vor dem Schultor abpollern
Wegen der Uneinsichtigkeit vieler Eltern hat zum Beispiel die Lina-Morgenstern-Grundschule in Altenbochum den Gehweg am Haupteingang mit Pfosten absichern lassen. „Die ganzen Appelle in Richtung Eltern waren ergebnislos“, sagt Klein. Auch ehrenamtliche Eltern-Lotsen würden mitunter von Eltern-Taxi-Fahrern beschimpft, weil sie Autos zum Warten zwingen.
Polizei bietet wieder Fahrradtraining an
Wegen der Coronakrise ist das Fahrradtraining der Polizei in Grundschulen zuletzt ausgefallen. Jetzt bietet die Polizei es wieder allen Grundschulen an. Noch ist unklar, welche Schulen das ermöglichen können.
Die Polizei begleitet und unterstützt die Schulen bei der Radfahrausbildung in der vierten Klasse und hofft, dass sich wieder viele Eltern daran beteiligen.
Ohnehin rät er, auch die Grundschüler nach vorherigem Üben zu Fuß zur Schule gehen zu lassen – auch ohne Eltern. Frische Luft und Bewegung seien wichtig, auch das Sozialverhalten in der Gruppe mit anderen Schülern unterwegs. „Wenn sie in den Schule ankommen, sind sie dann richtig wach.“
Polizei Bochum bewirbt das Tragen eines Helmes auf dem Fahrrad
Auch für das Tragen eines Helmes wird die Polizei verstärkt werben, obwohl es keine Helmpflicht gibt. „Der Kopf ist sehr wichtig“, betont Klein. Er appelliert auch an die Eltern, die leider zu selten Vorbild seien. Das gelte auch für ältere Schüler: „Die tragen keinen Helm, weil die Haare dann nicht liegen oder es nicht cool sei.“
Einen Hauptgrund für Schulwegunfälle gebe es nicht, sagt Klein. Und doch nennt er ein paar Beispiele: das Tragen von Kopfhörern als Fußgänger und auf dem Fahrradsattel: „Dann gucken die Menschen nur noch geradeaus und nicht mehr nach links und rechts.“ Auch das Radfahren auf der falschen Fahrbahn- und Gehwegseite berge eine hohe Unfallgefahr. Ein weiteres Dauerproblem: Das Abgelenktsein durch Handy und andere Multimediatechnik.
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