Bochum-Harpen. Dreiste Eltern-Taxis sorgen für Ärger an der Maischützenschule in Harpen. Die Schulleiterin hört immergleiche Ausreden und patzige Reaktionen.
Merkt ihr noch was? Das würde Siegfried Klein manche Eltern gern fragen. Die, die direkt an der Fußgängerinsel rechts ranfahren und ihren Nachwuchs aus dem Auto lassen – und keine Rücksicht nehmen auf die Grundschüler, die doch gerade hier möglichst sicher die Straße überqueren sollen. Oder die, die mit ihrem SUV in die Feuerwehrzufahrt rauschen, Geh- und Radweg fast komplett blockieren – und dann beim Zurücksetzen andere gefährden.
- Lesen Sie hier einen Kommentar von Sarah Kähler zum Thema: Schluss mit dem Eltern-Taxi – Lasst die Kinder laufen!
Siegfried Klein leitet die Abteilung Verkehrsunfallprävention bei der Polizei Bochum. An diesem Dienstagmorgen steht der Polizeihauptkommissar um kurz vor 7.30 Uhr an der Maischützenstraße in Harpen, seine Jacke leuchtet neongelb – und man merkt schnell: die offensichtliche Polizeipräsenz diszipliniert viele, die langsam weiterfahren, anstatt die nächstbeste Lücke anzusteuern.
Eltern-Taxis in Bochum: Angeblich immer die große Ausnahme
Vorführeffekt? „Ja, das schreckt ab“, glaubt Gisela Plattfaut. Sie leitet die Maischützenschule, und sie hat Klein und Kollegen zum Ortsbesuch gebeten, weil die Problematik mit den Eltern-Taxis zunehme. „Das war schon immer ein Thema“, sagt sie, aber seit die Schule durch die Baustelle am Harpener Hellweg nur noch von einer Seite anzufahren sei, habe sich die Lage an der Maischützenstraße verschlimmert.
In der vergangenen Woche habe sie an zwei Tagen den morgendlichen Bringverkehr begleitet, erzählt Plattfaut. Manch ein Zuspätkommer fahre mit dem Auto gar aufs Schulgelände, bis vor den Zaun. Und wenn sie die Leute anspreche, dann höre sie immer dasselbe. „Es ist grundsätzlich das erste Mal und eine große Ausnahme“, sagt sie. Andere würden patzig, „wissen am besten, was für ihr Kind gut ist“. Und dann sind da noch jene, die die Schulleiterin angehen und fragen, ob sie nichts Wichtigeres zu tun habe.
Vorbild sein für Grundschüler: „Nicht immer alles mit dem Auto machen“
„Es ist ganz wunderbar“, sagt Nina Kristler zur Bring- und Abholsituation, und ihr ist anzuhören, dass sie das ironisch meint. Sie hat gerade ihre Tochter zur Schule begleitet. „Jetzt laufe ich zurück, setze mich ins Auto und fahre zur Arbeit.“ Logistisch wäre es für sie auch einfacher, das Kind zu fahren. „Ich find’s wichtig, den Kindern ein Vorbild zu sein“, sagt Kristler. „Man muss nicht alles mit dem Auto machen.“
Auch Andrea Baaken bringt ihre Tochter zu Fuß: „bewusst und immer.“ Die Stimmung vor dem Schulgelände sei „schon blöd“, erzählt die Mutter einer Drittklässlerin. Erst kürzlich habe sie mitbekommen, wie ein Vater – vom Bezirkspolizisten auf sein Fehlverhalten angesprochen – den Beamten angemotzt habe. „Da stand das Kind peinlich berührt daneben...“
An diesem Dienstagmorgen bleibt die Lage übersichtlich; nur vereinzelt sprechen die Polizisten Eltern an – und die reagieren einsichtig. Unweit der Schule kontrolliert die Polizei auch die Geschwindigkeit auf der Maischützenstraße. 27 Tempoverstöße stellen die Beamten innerhalb von etwa einer Stunde in der 30er-Zone fest. Auch hier bleibt es bei Verwarnungsgeldern.
Polizei zu Eltern-Taxis: „Kein Bock, zu laufen“ zählt nicht
Für Siegfried Klein, den Polizisten von der Verkehrsunfallprävention, ist klar: In den allermeisten Fällen „gibt es keinen Grund, nicht zur Schule zu laufen – außer ‘keinen Bock’“. Wer mit dem Auto kommen müsse, könne ja auch ein-, zweihundert Meter entfernt sicher parken und sein Kind wenigstens das letzte Stück zu Fuß gehen lassen. „Das ist absolut zumutbar!“, findet Klein.
Umgekehrt gebe es so viel, was fürs Laufen spreche: Die Bewegung am Morgen mache wach und fit, die Kinder würden selbstständiger. Und dann sei da ja auch noch die soziale Komponente: Wer mit Freunden zur Schule gelaufen ist, „hatte schon Zeit, um zu quatschen“, weiß Gisela Plattfaut. Sie wünsche sich, sagt die Schulleiterin, „dass die Eltern vernünftig werden. Dass sie nicht nur an sich selbst denken.“