Bochum. Rasant wird die Ruhrtriennale in der Jahrhunderthalle Bochum eröffnet. In „Skatepark“ geht es nicht um tolle Tricks – sondern um tiefere Fragen.

In ihre dritte und letzte Spielzeit als Intendantin der Ruhrtriennale geht die Regisseurin Barbara Frey: Die feierliche Eröffnung des Kulturfestivals mit „Ein Sommernachtstraum“ findet am Donnerstag, 10. August, nicht in Bochum, sondern im Landschaftspark Duisburg-Nord statt. Nur zwei Tage später steht die Jahrhunderthalle erstmals im Blickpunkt einer gewiss rasanten Inszenierung: „Skatepark“.

Mit dieser etwa 70-minütigen Performance meldet sich die dänische Choreographin Mette Ingvartsen beim Festival zurück. Bereits in den letzten beiden Jahren zeigte sie hier bemerkenswerte Performances: darunter „The Life Work“, eine einfühlsame Aufführung um die Geschichte älterer japanischer Frauen im Folkwang-Museum.

Ruhrtriennale in Bochum startet mit Performance „Skatepark“

In „Skatepark“ widmet sie sich dem Skateboarden, das seinen Ursprung im Wellenreiten hat. Weil die Wellen in Los Angeles eines Tages angeblich nicht mehr hoch genug waren, wichen die jungen Surfer vom Wasser auf den Asphalt aus, was dem Skaten auch den Spitznamen „Asphaltsurfen“ einbrachte. Inzwischen ist Skaten im öffentlichen Raum längst zu einer eigenen Subkultur geworden, die Hindernisse werden mit waghalsigen „Moves“ und akrobatischer Finesse überwunden.

Auch die 43-jährige Mette Ingvartsen, die mit ihrer Familie in Brüssel lebt, ist fasziniert davon: „Sie war früher selbst Skaterin. Heute üben ihre Kinder diesen Sport mit Begeisterung aus“, erzählt Dramaturgin Judith Gerstenberg. Für ihre Performance „Skatepark“ verwandelt sie die Jahrhunderthalle in ein Gelände aus Hindernissen, zwölf professionelle Tänzer und Skater sind an der Aufführung beteiligt.

Aufführung zeigt die Entwicklung einer Gruppe junger Skater

Dabei geht es in der Inszenierung aber nicht darum, virtuose Kunststücke oder besonders spektakuläre Tricks zu zeigen. Das unterscheide „Skatepark“ grundsätzlich von ähnlich gelagerten Aufführungen wie etwa „Urbanatix“. Vielmehr untersuche das Stück die Entwicklung einer Gruppe junger Leute: „Mette Ingvartsen interessieren die sozialen Ereignisse“, sagt Judith Gerstenberg. „Wie sich auf einem Skatepark grundverschiedene Menschen zu einer Gemeinschaft auf Zeit formen. Diese Abläufe beobachtet sie präzise.“

Die dänische Choreographin und Tänzerin Mette Ingvartsen war früher selbst begeisterte Skaterin.
Die dänische Choreographin und Tänzerin Mette Ingvartsen war früher selbst begeisterte Skaterin. © Ruhrtriennale | Bea Borgers

So sind die Zuschauer dabei, wenn die junger Skater-Community auf der Bühne langsam zusammenfindet, dabei entstehen Freundschaften, aber auch Rivalitäten. „Sie widersetzen sich der Schwerkraft, sie stürzen, sie treten in einen Wettbewerb gegeneinander, helfen sich. Skaten ermöglicht die Flucht aus alltäglichen Zusammenhängen, formt alternative Familien und Beheimatung.“

Für die Darsteller ist die Aufführung extrem anstrengend

Fürs junge Ensemble sei die Aufführung extrem anstrengend. Deswegen liegen zwischen den Vorstellungen teilweise mehrere Tage Pause. „Das ist körperlich sonst nicht zu schaffen.“ Bezüglich der Rampen sei die Bühnenarchitektur indes nicht sonderlich spektakulär: „Sie wirkt vielmehr wie eine sanfte Landschaft, eine Holzskulptur, ganz sauber gearbeitet ohne Ecken und Kanten.“

Die Uraufführung von „Skatepark“ fand im April im französischen Angers statt, danach gab es Aufführungen in Paris und bei den Wiener Festwochen. In Bochum steigt die Deutsche Erstaufführung. Wie in den anderen Städten sind auch diesmal einige Sportler aus der lokalen Skater-Szene dabei, die die Eröffnungsszene bestreiten. Judith Gerstenberg verspricht einen lebendigen Abend: „Die Aufführung feiert die Lebendigkeit. Sie sprüht vor Lebensfreude und Vitalität. Beim Zuschauen fährt diese Energie förmlich in den eigenen Körper.“

Pappelwaldkantine ist wieder geöffnet

Premiere am Samstag, 12. August, um 20 Uhr in der Jahrhunderthalle (wenige Karten). Weitere Termine am 13., 18., 19. und 20. August. Im Anschluss an die Vorstellung am 18. August gibt es ein Publikumsgespräch mit Regisseurin Mette Ingvartsen.

Karten (17 bis 37 Euro) gibt es unter 0221 280-210 und ruhrtriennale.de

Vor und nach den Vorstellungen lädt die beliebte Pappelwaldkantine direkt neben der Jahrhunderthalle wieder zu einem entspannten Besuch ein. Geöffnet vom 11. August bis 23. September: Mi. bis Fr. ab 15 Uhr, Sa. und So. ab 12 Uhr.