Bochum-Gerthe. Das neue Schulzentrum in Gerthe wird teurer als geplant, kostet voraussichtlich 120 Millionen Euro. Die Stadt Bochum nennt die Gründe.

Die Kosten für den Neubau des Schulzentrums Bochum-Nord explodieren: Nach neuesten Berechnungen wird das Projekt um 11,45 Millionen Euro teurer als geplant. Die Verwaltung beantragt eine Budgeterhöhung auf nun 119,20 Millionen Euro.

Grund sind die gestiegenen Baupreise. Die Vorlage wird im August in Fachausschüssen und in der Bezirksvertretung Bochum-Nord beraten, bevor der Rat am 28. August entscheidet. Die benötigten Mittel würden aus der Bildungspauschale 2022 bereitgestellt.

Stadt Bochum hat die „Schreckensgrenze“ bei den Kosten erreicht

Ursprünglich sollte es um die 50 Millionen Euro kosten, den sanierungsbedürftigen Schulkomplex des Heinrich-von-Kleist-Gymnasiums und der Anne-Frank-Realschule durch einen Neubau zu ersetzen. 2019 dann die böse Überraschung: Nach Abschluss der Vorentwurfsplanung lagen die Kosten für das neue Schulzentrum an der Heinrichstraße plötzlich bei 120 Millionen Euro. Die Stadt trat daraufhin auf die Bremse und legte eine Planungspause ein, um in dieser alle Einsparpotenziale auszuloten. Mit den aktuellen Kostensteigerungen habe sie die „Schreckensgrenze“ nun doch erreicht.

Derweil schreitet der Bau weiter voran. Im Juni wurde die Geschossdecke über dem Untergeschoss betoniert, zwischenzeitlich sind auch die ersten Wände und Stützen des Erdgeschosses errichtet. Die Verfüllarbeiten der Baugrube sind größtenteils abgeschlossen, so die Zentralen Dienste.

Peter van Dyk, Sprecher der Stadt Bochum: „Die Rohbauarbeiten laufen im vertraglich vorgesehen Zeitplan. Wir erwarten eine fristgerechte Fertigstellung des Rohbaus im Frühjahr 2024. Im 4. Quartal 2023 beginnen während fortlaufender Rohbauerstellung bereits Technikarbeiten im Keller und Fassadenarbeiten im Erdgeschoss. Die Fertigstellung und Übergabe an die Schulen ist für Ende 2025 vorgesehen.“

Vor gut zwei Jahr haben die Arbeiten für den Neubau von Anne-Frank-Realschule und Heinrich-von-Kleist-Gymnasium begonnen, im Vorfeld wurden zum Ärger vieler Anwohner im Februar 2021 insgesamt 177 Bäume rings um das Schulzentrum abgeholzt. Damals ging die Stadt Bochum nach einigen Einsparungen von einem Kostenvolumen in Höhe von 100.000 Euro aus.

Gartenbau und Gebäudeabriss werden erst später ausgeschrieben

Bislang seien für fast 60 Prozent der Bauleistungen Firmen beauftragt worden, darunter für den Rohbau und die gesamte Haustechnik. Die Vergabe für die restlichen 40 Prozent ist, so die Verwaltung, in Vorbereitung.

Der Bau des neuen Schulzentrums Bochum-Nord am Castroper Hellweg/Heinrichstraße schreitet planmäßig voran.
Der Bau des neuen Schulzentrums Bochum-Nord am Castroper Hellweg/Heinrichstraße schreitet planmäßig voran. © FUNKE Foto Services | Marie-Christin Jacobs

Wegen der langen Projektlaufzeit sollen die Bibliotheksausstattung, die Garten- und Landschaftsbauarbeiten sowie der Abbruch des verbliebenen Bestandsgebäudes erst in einigen Quartalen ausgeschrieben werden. „Die Baupreisentwicklung wird darauf wesentlich länger einwirken können.“

Ein Vorziehen dieser Vergabeverfahren werde dennoch nicht empfohlen, da Unternehmen trotz vertraglich vereinbarter Preise einen Anspruch auf höhere Vergütung hätten, wenn sie gestiegene Kosten und Einkaufspreise nachweisen könnten.

Verwaltung sieht sich gezwungen, das Budget aufzustocken

Die noch vorhandenen Finanzreserven konnten bislang die entstandenen Mehrkosten auffangen. Die Vielzahl an Kostensteigerungen für die einzelnen Baubereiche brachte das Projekt jedoch nunmehr an seine Budgetgrenzen, sodass für Überschreitungen bei den schon beauftragten Gewerken auf den Etat späterer Vergaben vorgegriffen werden musste.

Bei einzelnen Auftragsvergaben musste die Verwaltung teils eklatante Überschreitungen des Kostenrahmens feststellen. Da auch in dem noch mehrere Jahre laufenden Projekt mit Nachträgen, z. B. aufgrund gestiegener Einkaufspreise oder aufgrund von Materialengpässen zu rechnen sei, strebe die Verwaltung an, die laufenden Baubereiche mit ausreichendem Budget auszustatten.

Durch die fortlaufend extreme Baupreissteigerung am Markt sahen sich die Planer gezwungen, für die noch anstehenden Arbeiten erheblich höhere Kosten zu prognostizieren, als in der Berechnung im Frühjahr 2021 absehbar waren.

Rohbau- und Elektroarbeiten werden erheblich teurer

Beim Umbau des Bestandsgebäude gab es Unwägbarkeiten wie mehr Schadstoffe in der Bausubstanz und Kontaminationen im Erdreich; dies führte zu einer Verteuerung von 700.000 Euro.

Die neue Fassade wird laut Auftragsvergabe mit 753.000 Euro erheblich teurer. Die Elektroarbeiten liegen gar 2,6 Millionen Euro über dem kalkulierten Ansatz der Planer. Gestiegene Materialpreise treiben die Kosten für die Möblierung um 1,48 Millionen Euro höher, Tischlerarbeiten schlagen mit 1,2 Millionen Euro mehr zu Buche. Für den Garten- und Landschaftsbau muss die Stadt 840.000 Euro mehr ausgeben.

Sobald der Neubau bezugsfertig ist, wird der Altbau, in dem noch unterrichtet wird, abgerissen. Für Schadstoffsanierung und Abbruch rechnet die Stadt schon jetzt ebenfalls mit höheren Kosten, die noch gar nicht berechnet wurden.

Kleiner Lichtblick: Für die auf dem Dach vorgesehene Photovoltaikanlage besteht die Aussicht, eine 90-prozentige Förderung vom Land bewilligt zu bekommen.