Bochum-Gerthe. An Bochums Schulzentrum Gerthe haben Abrissarbeiten begonnen. Lärm belastet den Schulalltag, Eltern haben Angst vor einer Schadstoffbelastung.

Als unzumutbar beschreiben Eltern die Bauarbeitenam Schulzentrum Gerthe. Bis voraussichtlich 2025 sollen die beiden Bochumer Schulen – Heinrich-von-Kleist-Gymnasium und Anne-Frank-Realschule – erneuert werden. Das alte Gebäude wird abgerissen, der Schulbetrieb geht dabei weiter. Die Eltern befürchten gesundheitliche Folgen für die Schülerinnen und Schüler.

„Pandemiebedingt ist ein regelmäßiges Lüften zwingend erforderlich. Da aber in unmittelbarer Nähe – direkt vor den Fenstern – die Abrissarbeiten des Gebäudes stattfinden, ist ein Lüften kaum möglich“, sorgt sich eine Mutter, die sich an unsere Redaktion gewandt hat, aber unerkannt bleiben möchte. Für Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte bedeute das neben der gesundheitlichen auch eine enorme Lärmbelastung.

Stadt Bochum kann die Eltern beruhigen

Eine andere Mutter meint: „Die Arbeiter laufen wegen möglicherweise Asbest-Stoffen und anderer Schadstoffe mit Maske rum. Die Schüler aber sollen lüften und sind ohne Maske. Manche haben große Angst.“

Die Stadt Bochum kann beruhigen: „Nach der Freimessung des abzureißenden Gebäudeteils sind darin keine Schadstoffe mehr nachzuweisen. Mit den Schutzmaßnahmen (…) besteht und bestand keine Gefahr für die Personen in der Umgebung“, erklärt Sprecher Thomas Sprenger.

Die Arbeiter der Abrissmaßnahmen laufen laut Sprenger auch jetzt noch mit Masken rum, um sich vor dem üblichen Baustaub zu schützen – es handle sich um die übliche Arbeitsausrüstung. „Der Großteil der Rückbauarbeiten wurde in die Ferienzeit gelegt, um die Belastung durch Lärm und Staub so gering wie möglich zu halten“, so Sprenger.

Schulleiter Michael Braß hält Distanzunterricht während der Bauarbeiten am Schulzentrum Gerthe nicht für eine Alternative.
Schulleiter Michael Braß hält Distanzunterricht während der Bauarbeiten am Schulzentrum Gerthe nicht für eine Alternative. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Distanzunterricht ist für Schulenkeine Alternative

Doch gerade der Lärm sorgt im Umfeld der Schule auch nach den Ferien für Sorge, weil einige befürchten, dass er noch einige Jahre andauern wird. „Man traut sich nicht, das Fenster aufzumachen. Es ist wirklich kaum auszuhalten“, so eine Stimme. Eine Mutter fragt sich, warum die Schulen nicht für eine gewisse Zeit – zumindest bis zum Ende des Abrisses – in den Distanzunterricht gegangen sind.

Allerdings: „Distanzunterricht für das gesamte Schulzentrum ist für die Dauer der lauten Bauarbeiten nicht notwendig und stellt auch keine Alternative dar“, erklärt Michael Braß, Leiter der Heinrich-von-Kleist-Schule. Wenn die Bauarbeiten stunden- oder tageweise zu laut sind, bestünde immer die Möglichkeit, die besonders betroffenen Räume zu wechseln.

Das sieht auch Joan M. Krebs-Schmid, Leiterin der Anne-Frank-Realschule, so: „Schülerinnen und Schüler brauchen im Moment sehr dringend jede Präsenzstunde, die möglich gemacht werden kann. Wir benutzen unseren ganzen Ressourcen, um gute kreative Lösungen zu finden, die für alle eine zunehmend zufriedenstellende Situation bringt.“ Sie macht allerdings auch deutlich, dass sowohl Schülerinnen und Schüler als auch die Lehrkräfte unter der Lautstärke leiden.

Blick von außen auf das Schulzentrum Gerthe im Jahr 2019. Das Heinrich-von-Kleist-Gymnasium und die Anne-Frank-Realschule erhalten einen Neubau.
Blick von außen auf das Schulzentrum Gerthe im Jahr 2019. Das Heinrich-von-Kleist-Gymnasium und die Anne-Frank-Realschule erhalten einen Neubau. © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski

Vor allem kurz vor den Herbstferien, als der Abriss des Nordflügels begonnen hat, sei der Lärmpegel ungebührlich hoch gewesen, erklärt Michael Braß. Auf schulische Intervention sei ein weiterer Einsatz eines Siebbaggers dann ausgeblieben. Sonst sei der Lärm zwar störend, die Bauarbeiten wurden aber gut geplant. „So dass die Auswirkungen noch erträglich blieben. Bei einer Baustelle dieser Größe ist dies nicht selbstverständlich“, meint Braß, dessen Büro direkt auf der Abrissseite liegt.

Die Abrissarbeiten sind in Kürzeabgeschlossen

Schulzentrum Gerthe: Was ist geplant?

Der langgestreckte Gebäuderiegel an der Heinrichstraße entsteht im laufenden Betrieb der Anne-Frank-Realschule und des Heinrich-von-Kleist-Gymnasiums. Mit einem Umzug ist in ca. vier Jahren zu rechnen.

Der Zugang für die Schülerinnen und Schüler wird vom Castroper Hellweg geschaffen als direkte Verbindung von der Straßenbahnhaltestelle Heinrichstraße.

Bei der Planung für den Neubau des Schulzentrums Gerthe gab es eine Kostenexplosion: Geplant waren zuerst 50 Millionen Euro, nun kostet es rund 102,4 Millionen Euro.

Er ist froh, dass das Gebäude weiter genutzt werden kann und die Schule nicht auf Außenstandorte oder andere Modelle ausweichen muss: „Daher bewerten wir die aktuelle Situation als noch nicht vollkommen zufriedenstellend, durch die Restarbeiten im Laufe dieses Monats wird die Situation dann für uns dann aber äußerst zufriedenstellend gelöst sein.“

Am Montag, 8. November, sollen die Abrissarbeiten abgeschlossen sein, so die Stadt. Inwieweit dann Ruhe am Schulzentrum Gerthe einkehrt, wird sich zeigen. Bald starten Erdarbeiten auf dem Gelände. „Bedingt durch die Größe des Projektes werden in den nächsten Jahren unterschiedliche Bauarbeiten (…) stattfinden“, erläutert Stadtsprecher Sprenger.