Bochum. Sein Vater ist schwer erkrankt. Doch Jean-Pascal Lohof folgt seiner Bitte und wird neuer Bochumer Karnevalsprinz. Die ganze bewegende Geschichte.

„Egal was passiert: Mein großer Wunsch ist, dass sich Pascal diesen Traum erfüllt.“ Bernd Lohof ist schwer erkrankt. Sein Sohn setzt sich dennoch die Krone auf: Jean-Pascal Lohof wird in der Karnevalssession 2023/24 neuer Stadtprinz in Bochum, der erste seit 13 Jahren. Seine Familie gibt ihm in schweren Zeiten Rückhalt.

Es gibt kaum Bochumer, die mit so viel Herz, Leidenschaft und Verantwortung der Narretei verbunden sind wie die Lohofs. Von 1997 bis 1999 amtierten Bernd und Petra Lohof als Stadtprinzenpaar. Seit 20 Jahren steht der Rechtsanwalt als Präsident an der Spitze des Festausschusses Bochumer Karneval, moderiert alle großen Veranstaltungen. Seine Frau ist als rührige Geschäftsführerin hinter den Kulissen unverzichtbar.

So kennt man Bernd Lohof: Der Rechtsanwalt ist als Festausschuss-Präsident und Moderator (hier beim Straßenkarneval im Februar) das Gesicht des Bochumer Karnevals. Nun ist der 67-Jährige schwer erkrankt.
So kennt man Bernd Lohof: Der Rechtsanwalt ist als Festausschuss-Präsident und Moderator (hier beim Straßenkarneval im Februar) das Gesicht des Bochumer Karnevals. Nun ist der 67-Jährige schwer erkrankt. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Karneval in Bochum: Pascal I. war schon zweimal Bauer im Dreigestirn

Jean-Pascal Lohof hat das jecke Gen geerbt. Von Kind auf ist er im Karneval aktiv, mischt bei den „Zwergen von Christ König“ mit und war in den Sessionen 2011/12 und 2012/13 als Bauer ein Teil der beiden ersten Bochumer Dreigestirne. Auch im Bund Ruhr-Karneval (BRK) engagiert er sich ehrenamtlich: als Vorsitzender der BRK-Jugend.

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„Es war am Sonntag vor Rosenmontag 2023“, erinnert sich Jean-Pascal Lohof, der als Rechtsanwalt (ein Schwerpunkt: Strafrecht) in einer Bürogemeinschaft mit seinem Vater an der Arndtstraße arbeitet. Mit Julia Klimczok (34), auch sie ein Christ-König-Zwerg, verkündete er dem Festausschuss: „Wir wollen das neue Stadtprinzenpaar sein.“ Das hatte es zuletzt 2010/11 mit Anke I. und Jürgen I. gegeben. Das höchste Jecken-Gremium sagte sofort ja. Immerhin musste in der Session 2022/23 auf Regenten verzichtet werden.

Familie Lohof sagt: Der Karneval gibt uns allen Kraft

Das Prinzenpaar in spe machte sich an die Vorbereitungen. Beim Gelsenkirchener Spezialausstatter „Erlkönig“ wurden die maßgeschneiderten (und nicht eben billigen) Ornate bestellt. Wenig später der Schicksalsschlag: Bernd Lohof erkrankte plötzlich schwer. So schwer, dass wohl jede andere Familie in dieser Situation gesagt hätte: Es gibt jetzt wahrhaft Wichtigeres als Karneval.

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Nicht so die Lohofs. „Natürlich habe ich darüber nachgedacht, meine Entscheidung zurückzunehmen“, sagt sagt Jean-Pascal. „Aber bei uns ist es genau umgekehrt. Der Karneval gibt es uns Kraft.“ Deshalb folgt der Sohn der Bitte seines Vaters. „Pascal soll Prinz werden und in meine Fußstapfen treten“, bekräftigt Bernd Lohof. „Das macht mich glücklich. Und ihn und unsere närrische Familie hoffentlich auch.“

Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (li.) empfing das künftige Stadtprinzenpaar Jean-Pascal Lohof und Julia Klimczok in dieser Woche im Rathaus.
Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (li.) empfing das künftige Stadtprinzenpaar Jean-Pascal Lohof und Julia Klimczok in dieser Woche im Rathaus. © Stadt Bochum

Antrittsbesuch mit Prinzessin Julia I. beim OB im Rathaus

Der Weg ist bereitet. In dieser Woche statteten Pascal I. und Julia I., die im elterlichen Transportunternehmen an der Wasserstraße beschäftigt ist, dem „echten“ Stadtoberhaupt Thomas Eiskirch einen Besuch im Rathaus ab. Die ersten Veranstaltungen für die Session sind gebucht. Auf 80 bis 100 Termine schätzt das Karnevals-Paar sein Pensum. Los geht’s pünktlich am 11. November mit der Sessionseröffnung und Inthronisierung im Haus Linden.

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Das Motto des Prinzenpaares ist an die Begeisterung von Jean-Pascal Lohof für Marvel-Comics angelehnt: „Unsere Reise durch das närrische Multiversum.“ Das Leitwort des Festausschusses ist ursprünglich auf die arg kurze Session gemünzt. Rosenmontag ist bereits am 12. Februar 2024. Daher: „Die Zeit ist nicht genug.“

Sessions-Motto lautet: „Die Zeit ist nicht genug.“

Bernd Lohof hat Tränen in den Augen, als er das Motto im WAZ-Gespräch erstmals verkündet – und unweigerlich auf seine Erkrankung bezieht. „Ich hoffe, dass ich die nächste Session noch erlebe“, sagt er und lacht tapfer: „Wann auch immer die Beerdigung ist – danach wird gefälligst weiter gefeiert!“