Bochum-Hiltrop. In der einer alten Bergarbeitersiedlung vermissen Anwohner die Grünpflege auf ihrem Spielplatz. Die Stadt Bochum sieht das allerdings anders.

Es ist ruhig an diesem kühlen Vormittag, der Spielplatz in der Marshall-Plan-Siedlung (MSA-Siedlung) verwaist. Kein Kind klettert oder wippt. Für den Nachwuchs macht sich stattdessen Walter Spiller (82) stark. Er kritisiert: Der Spielplatz sei zugewuchert, die Stadt habe hier schon lange nicht mehr Hecken und Unkraut gekappt.

Von seinem Haus kann Spiller den Platz direkt über einen schmalen Fußweg erreichen. „Den haben Nachbarn bereits etwas freigeschnitten“, sagt er und deutet auf die herabhängenden Brombeerzweige, „doch es wächst schnell nach“.

Üppiges Grün rings um den Spielplatz in der Hiltroper Heide in Bochum

Zugewachsen sei auch der Rundweg um den Spielplatz. „Die VBW hat die Verwaltung dieser Flächen an die Stadt Bochum abgegeben“, weiß er. Weiter geht’s auf den Spielplatz, der bestückt ist mit einem Kletter- und Rutschgerät für kleine Kinder, einem Sandkasten, einer Wippe, Tischtennisplatte und Schaukeln. Dahinter schließt sich ein Bolzplatz auf dem Rasen an.

Zu allen Seiten sprießt es in üppigem Grün. Maria Kraus kommt oft mit ihrem Enkel hierher. Früher, so sagt sie, seien die Büsche durch die Stadt regelmäßig nachgeschnitten worden, damit man die Kinder auch aus dem eigenen Garten heraus im Blick hat. „Das hat nachgelassen.“

Rasen auf Spielplätzen werden zehn Mal im Jahr gemäht

Die Stadt Bochum erklärt zur Spielplatzpflege: „Wie auf allen kommunalen Kinderspielplätzen auch ist der Schnitt der Rasenflächen an eine Fremdfirma vergeben. In aller Regel werden zehn Schnitte im Laufe des Jahres durchgeführt“, so Pressesprecherin Kirsten Ilk.

Der Wuchs an den Bäumen und Sträuchern werde dagegen nur selten beschnitten. Der Freischnitt der Wege und Plätze erfolge im Spätsommer und Spätherbst. Radikale Rückschnitte oder Fällungen dagegen im Winter – wegen des Brutschutzes.

Gänzlich zugewuchert ist eine alte Holzbank auf dem Kinderspielplatz. Sie wird im Herbst entfernt.
Gänzlich zugewuchert ist eine alte Holzbank auf dem Kinderspielplatz. Sie wird im Herbst entfernt. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Eine alte Holzbank ist inzwischen gänzlich zugewachsen, es ragen nur noch ein paar Zentimeter der Sitzfläche hervor. Der 81-Jährige kommentiert ironisch: „Das ist eine Bank, auf der die Eltern die Kinder im Sandkasten und auf dem Klettergerüst im Auge behalten könnten, doch wenn sich hier Eltern drauf setzen, dann fühlen sich die Kinder unbeobachtet, weil sie die Eltern nicht mehr sehen.“ Die Stadt wendet ein, die Bank werde im Herbst entfernt, zwei neue wurden aufgestellt.

Brennnesselsträucher haben sich breitgemacht

Neben den Spielgeräten und dem Bolzplatz haben sich Brennnesselsträucher breitgemacht. „Brennnesseln gehören hier nicht hin“, ärgert sich Walter Spiller. „Da muss nur mal ein Ball dazwischen rollen, schon kann sich ein Kind verletzen.“

353 Häuser umfasst die Siedlung, das weiß WAZ-Leser Spiller durch die Siedlergemeinschaft Hiltroper Heide ganz präzise. „Seit hier wieder mehr junge Familien herziehen, nutzen auch mehr Kinder den Spielplatz.“

Was Spiller vermisst, sind Bäume, die vom Sturm weggeknickt worden waren. „Bereits vor zwei Jahren habe ich die Verwaltung und die Bezirksvertretung Bochum-Nord angeschrieben mit dem Vorschlag, auf dem Spielplatz sechs Bäume nachzupflanzen. Ich habe nie eine Antwort bekommen.“

Stadt Bochum kontrolliert die Spielgeräte

Er war 33 Jahre lang Vorsitzender der Siedlergemeinschaft Hiltroper Heide. Seit vergangenen November hat Marian Kraus (71) den Posten übernommen. Er und seine Ehefrau Maria teilen die Kritik ihres Nachbarn. „Die Stadt kontrolliert regelmäßig die Spielgeräte, damit keine Unfallgefahr entsteht“, so kann Kraus beobachten.

Die Marshall-Plan-Siedlung entstand 1954, Spillers Familie gehörte zu den ersten Bewohnern. Wegen der großen Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg musste Wohnraum geschaffen werden. Mit Geldern des Marshallplans wurden die Häuser gebaut.

Bedingung war: „Nur Bergarbeiterfamilien mit mindestens einem Kind durften die Häuser mieten“, sagt Walter Spiller. „Der Spielplatz gehörte von Anfang an dazu.“ 1960 wurden die Häuschen den Bewohnern als Eigentum verkauft.