Bochum. „Bochum Kulinarisch“ kehrt zurück. Im August wird nach vier Jahren wieder auf dem Boulevard aufgetischt. Alle Infos rund um das Gastro-Festival.
Als am Abend des 11. August 2019 die letzte Garnele verspeist, der letzte Pino Grigio geleert war, hätte niemand gedacht, dass es vier Jahre dauern würde, ehe in der Innenstadt wieder die Öfen angeheizt werden. Zunächst die Pandemie, dann der Ukraine-Krieg machten eine Fortsetzung des größten Gastro-Festivals in Bochum zunichte. 2023 ist es soweit: „Bochum Kulinarisch“ kehrt zurück. Vom 9. bis 13. August wird auf dem Boulevard wieder aufgetischt. Hier sind die wichtigsten Fragen und Antworten rund um die fünf Feier-Tage.
„Bochum Kulinarisch“: Gastro-Festival startete 1989 auf dem Dr.-Ruer-Platz
Nochmal zur Erinnerung: Wie entstand eigentlich „Bochum Kulinarisch“?
1989 waren es der Lebensmittel-Großhändler Herwig Niggemann, Brauereichef Hugo Fiege und Haus-Oekey-Wirt Helmut Wicherek, die den „Kulinarischen Treffpunkt Bochum“ nach dem Vorbild eines Gastro-Festes in Wiesbaden aus der Taufe hoben. Anfang wurde auf dem Dr.-Ruer-Platz getafelt. 2004 erfolgte der Namenswechsel zu „Bochum Kulinarisch“, vier Jahre später der Ortswechsel auf den Boulevard. Seither hat sich die Besucherzahl mit rund 50.000 mehr als verdoppelt – auch, weil statt an drei nun an fünf Tagen gefeiert wird.
Auch interessant
Wie kam es zum Neustart?
Lange war ungewiss, ob „Bochum Kulinarisch“ eine Zukunft hat. Zu massiv sind nach wie vor die Folgen von Corona, Krieg und Krise in der Ausgehbranche. Als „Kraftakt“ bezeichnet Lukas Rüger von der Interessengemeinschaft der Wirte die gemeinsamen Anstrengungen, das Fest vor dem Aus zu bewahren. 2022 klappte es noch nicht. Die „absolute Unplanbarkeit im Bezug auf Material, Lebensmittel und Personal“ wurde damals als Grund für die Absage angeführt. In diesem Sommer wagen es die Gastronomen.
Gastronomen sprechen bei Preisen von „moderater Anpassung“
Ist das ein Risiko?
Definitiv. Die Kosten insbesondere für Sicherheit und Logistik sind deutlich gestiegen. Das haben auch schon andere Open-Air-Veranstalter schmerzlich zu spüren bekommen, zuletzt etwa die Maischützen und die Bochum-Total-Macher. Zwar leisten Sponsoren wie die Sparkasse und Stadtwerke einen wichtigen finanziellen Beitrag. 220.000 Euro, so heißt es, müssen aber aufgewendet werden, um „Bochum Kulinarisch“ 2023 an den Start zu bringen. Kosten, für die die Wirte zum großen Teil in Vorleistung treten. Bei den Einnahmen gilt die Regel: Ein Regentag ist zu verkraften. Bei zwei Regentagen kommt man mit einer „schwarzen Null“ davon. Über alles andere mag man angesichts der vielerorts noch fragilen Finanzlage besser nicht nachdenken.
Auch interessant
Werden die Preise angehoben?
Lukas Rüger spricht von einer „moderaten Anpassung“. Keinesfalls sollen Gäste abgeschreckt werden, etwa durch einen pauschalen Aufschlag von 20 bis 30 Prozent. „Wir gehen an die untere Grenze“, sagt Rüger. Der WAZ liegt die aktuelle Preistafel vor. Die Portionen kosten meist zwischen zehn und 15 Euro, ein Glas Wein gibt’s ab 3,50 Euro. Die teuerste Speisen bieten mit jeweils 18 Euro die Häuser Pablo (Thunfischsteak vom Grill) und Takeshi (Sushi-Platte) an. Für Daniel Takeshi ist es das womöglich letzten Gastspiel in Bochum. Wie berichtet, zieht es den Sushi-Meister nach Dortmund. Sein Lokal in Altenbochum ist geschlossen.
15 Restaurants sind vom 9. bis 13. August dabei
Welche Restaurants sind dabei?
15 Gastronomen und die Bäckerei Löscher beziehen die weißen Pagodenzelte. Wieder am Start sind die Restaurants Pablo, Diergardts Kühler Grund, Gasthaus Weiß, Strätlingshof, Livingroom, Franz Ferdinand, Tucholsky, Takeshi, Waldhaus, An der Krüpe und Meistertrunk. Als Gäste wurden die Betriebe Zum Grünen Gaul, Three Sixty, Trattoria Momo und das Parkhotel & Restaurant Herne gewonnen.
Auch interessant
Wer scheidet aus?
Kümmel Kopp, Hoppe’s, Haus Kemnade, Borgböhmer und Vitrine. „Borgböhmer’s Waldesruh“ zählte zu den Gründungsmitgliedern 1989. „Einige Häuser sind nicht mehr in der Lage, die Mehrarbeit zu stemmen“, weiß Lukas Rüger. Die Personalknappheit zwinge zudem vor allem die kleineren Betriebe, ihre Restaurants während der fünf Festivaltage zu schließen. Noch vor wenigen Jahren blieben die meisten Lokale parallel zu „Bochum Kulinarisch“ geöffnet.
Gastronomen: Vorfreude ist trotz aller Probleme groß
Wie sind die Öffnungszeiten?
Los geht’s am Mittwoch, 9. August, von 17 bis 24 Uhr. Von Donnerstag bis Samstag (10. bis 12. August) gibt’s jeweils von 12 bis 24 Uhr, am „Powerpiraten“-Familiensonntag (13. August) von 12 bis 21 Uhr auf die Gabel. Rund 4000 Sitzplätze stehen zur Verfügung. Nachhaltigkeit ist Trumpf: Besteck kann für einen Euro gekauft, mit nach Hause genommen oder zugunsten der Aktion Canchanabury gespendet werden.
Auch interessant
Wie ist die Stimmung unter den Gastronomen?
„Trotz aller Probleme und Herausforderungen ist die Vorfreude riesig“, sagt Lukas Rüger, der wieder mit rund 50.000 Besuchern rechnet. Besonders gefreut hat ihn und seine Kollegen ein Beitrag des Modehauses Baltz im Programmheft. Statt einer Werbung ist dort eine Danksagung zu lesen: „Gestiegene Kosten, erhöhte Sicherheitsanforderungen, das Wetterrisiko als ständiger Begleiter – und dennoch sind alle in diesem Jahr wieder mit Herzblut dabei. Das zeugt von großem Engagement für unsere schöne Stadt!“
Aktuelle Infos gibt es auf bochum-kulinarisch.de