Bochum. Ein 0,3er-Bier für vier Euro, Bratwurst für 4,50 Euro: Essen und Trinken auf Bochum Total ist teurer geworden. Was Gastronomen und Besucher sagen.

Umsonst und draußen hat seinen Preis: 22,50 Euro haben Sabrina Mielke und Sonja Dietrich am Donnerstagnachmittag auf die Theke gelegt, um für sich und die Kinder fünf Bratwürstchen zu holen. Jetzt sitzen sie mit ihren Wurstbrötchen am Bordstein in Sichtweite der 1Live-Bühne und sagen: „Teuer, ja. Aber man gönnt sich ja sonst nichts.“

Aus Herne sind die beiden Frauen mit vier Kindern zu Bochum Total gekommen. Die Kleinste hat schon an einem der Stände eine bunte Strähne ins Haar geflochten bekommen (Kostenpunkt: zehn Euro), die beiden Mütter wollen auf jeden Fall gerne noch einen Cocktail trinken. „Sind doch Ferien“, sagen sie. Urlaub fällt in diesem Sommer aus, der Bummel übers Festivalgelände soll drin sein – den hohen Preisen zum Trotz.

22,50 Euro für fünfmal Bratwurst:
22,50 Euro für fünfmal Bratwurst: "Man gönnt sich ja sonst nichts", sagen Sabrina Mielke (li.) und Sonja Dietrich, die mit ihren Kindern aus Herne zu Bochum Total gekommen sind. © WAZ | Sarah Kähler

Bochum Total: Warum manche Bratwurst 4,50 Euro kostet

Die andere Seite der Theke: Ergün Yoldüz steht am Schwenkgrill in seinem Imbisswagen. Er ist der Mann, der die Bratwurst in diesem Jahr für 4,50 Euro das Stück verkauft. Im vergangenen Jahr nahm er noch vier Euro dafür. Auch für den Gastronomen wird alles teurer: „Für den Eimer Senf hab ich letztes Jahr noch zehn Euro gezahlt, jetzt kostet er 20“, rechnet Yoldüz vor. Und zählt weiter auf: Der Sack Holzkohle – 35 statt 18 Euro. Alufolie – zehn statt fünf Euro.

„Am Ende“, sagt er, „muss ich ja auch gescheit rechnen und von dem Gewinn leben.“ Er habe auch überlegt, ob er in diesem Jahr fünf Euro für die Bratwurst nimmt. „Aber würde ich privat fünf Euro auf ‘nem Fest für ’ne Bratwurst ausgeben? Ich weiß nicht ...“ Seine Mehrkosten jedenfalls würden die 50 Cent mehr pro Wurst nicht ausgleichen. Ihm graue ein bisschen vor dem Wetter am Samstag, sagt der Mann am Grill. 33 Grad werden dann erwartet. „Dann haben die Leute keinen Hunger.“

Hohe Preise: „Kann nicht alles eins zu eins weitergeben“

Einige hundert Meter weiter in Richtung Konrad-Adenauer-Platz stehen Daniel und Hanna Kroynowski mit ihrem Imbisswagen „Die reisende Küche“ direkt neben der Trailer-Wortschatz-Bühne. Noch gibt’s die Bratwurst hier für 3,50 Euro. „Aber ich denke, ich muss auch auf vier Euro erhöhen“, sagt Daniel Kroynowski. „Damit wäre ich ja immer noch günstig.“

Pommes gibt’s bei ihm für drei Euro – andere Stände nehmen vier für die kleine und fünf für eine große Portion. Auch Kroynowski erzählt von Einkaufspreisen, die sich für ihn im vergangenen Jahr verdoppelt und verdreifacht hätten. „Was willste machen?!“, fragt er. „Ich kann nicht alles eins zu eins weitergeben. Ich hab Angst, dass dann die Leute wegbleiben.“

Daniel und Hanna Kroynowski führen
Daniel und Hanna Kroynowski führen "Die reisende Küche". Die Preissteigerungen, die er im Einkauf hat, könne er „nicht eins zu eins weitergeben“, sagt Kroynowski. „Ich hab Angst, dass dann die Leute wegbleiben.“ © WAZ | Sarah Kähler

Manch ein Stand ist leer, was auch der frühen Stunde am ersten Festivaltag geschuldet sein mag. An der „Game“-Cocktailbar auf dem Südring gehen die ersten Drinks über die Theke – acht Euro aufwärts kosten sie, jeweils 50 Cent oder einen Euro mehr als noch vor einem Jahr. Normalerweise müsste er zehn Euro für den Cocktail nehmen, sagt Chef Sebastian Helfenbein. „Game“-Bühne und Cocktailstand seien seit 25 Jahren Teil von Bochum Total, das sei ein Vorteil.

Bochum Total: Viele wollen ein Stückchen vom Kuchen abbekommen

Ansonsten, sagt Helfenbein, sei so ein Innenstadtfestival einfach ein schwieriges Pflaster für Gastronomen. „Fast alles, was es an den Ständen gibt, gibt es doch eine Reihe weiter außen auch“ – dort aber günstiger. Fastfood in Dönerbuden, Getränke im Supermarkt, und so weiter.

Bochum Total 2023 läuft – am späten Donnerstagnachmittag füllt sich die Innenstadt zusehends.
Bochum Total 2023 läuft – am späten Donnerstagnachmittag füllt sich die Innenstadt zusehends. © FUNKE Foto Services | Marie-Christin Jacobs

Und natürlich versuchen fast alle Geschäftsleute im und am Festivalgelände, ein Stückchen vom Kuchen abzubekommen. Imbissbuden werben für „eiskaltes Dosenbier: 2,75 Euro plus Pfand“, im Rewe am Bermudadreieck gehen die Büchsen an diesem Wochenende zu Tausenden übers Kassenband.

Katalina und Oliver hingegen genehmigen sich gerade ein Bier an einem der 17 offiziellen Getränkestände. Vier Euro kosten 0,3 Liter Kö-Pi hier. „Für die Größe schon ein bisschen teuer“, sagt Katalina schulterzuckend, Oliver ergänzt: „Ich find’s in Ordnung.“ Sie wollten, sagen die beiden, „schon auch die Stände unterstützen“. Die Bochum-Total-Macher dürfte das freuen.

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