Bochum. Er war Mitbegründer der Disko „Zwischenfall“ in Bochum, dann zwang ihn ein Herzinfarkt in die Knie: Heute wird Klaus Märkert als Autor gefeiert.

Es passiert kurz nach seinem 25. Geburtstag. Seine Freundin Claire ist gerade mit einem anderen Kerl durchgebrannt, da überredet ihn sein bester Freund Robin zu einem Angelausflug. Beide stehen am Ufer des Flusses und versuchen vergeblich, einen Barsch zu fangen, bis die Wut in dem namenlosen jungen Mann immer mächtiger wird. Er nimmt einen schweren Stein und schleudert ihn mit ganzer Kraft ins Wasser. Tags drauf steht eine Meldung in der Zeitung: Ein Taucher kam ums Leben, offenbar wurde er von einem Stein erschlagen…

Klaus Märkert aus Bochum veröffentlicht neuen Erzählband

Für bitterböse Geschichten wie diese wurde der Autor Klaus Märkert aus Bochum bekannt. Auch sein neues Buch „Vorm Untertauchen Luft holen“ strotzt erneut vor skurrilen, teils traurigen, teils feinhumorigen Erzählungen, die zum Schmunzeln und zum Gruseln gleichermaßen einladen. „Nachthumor“ nennt der Autor diese Sammlung von Kurzgeschichten, mit denen er sich sehr zur Freude seiner vielen Fans seit einigen Jahren beschäftigt. 16 kurze Texte finden sich in dem neuen Band, beeindruckende Nebenrollen spielen Luftgewehre, Frösche, Nachbarn, eine Zwiebel – und eben ein toter Taucher.

Mit größtenteils autobiografisch angehauchten Romanen wie „Hab Sonne“ und „Requiem für Pac-Man“ hat sich Märkert eine treue Leserschaft erschrieben. Daneben wählt er immer wieder auch die kürzere Form: „Ich schreibe gern über Menschen, die nicht so viel Glück im Leben haben“, sagt er. Strahlemänner hält er für eher uninteressant: „Wenn die Figuren plötzlich in ausweglose, absurde Situationen geraten, das finde ich beim Schreiben einfach spannender.“

Streetworker, Sozialarbeiter und DJ

„Vorm Untertauchen Luft holen
„Vorm Untertauchen Luft holen" heißt der neue Erzählband von Klaus Märkert. © Edition Outbird

Dabei bietet auch sein eigenes Leben genügend Stoff für einen schillernden Roman. Märkert studierte Jura und Sozialarbeit, arbeitete in der Drogenberatung, als Streetworker in der Hustadt und lässt bis heute als DJ die Platten kreisen. Mitte der 80er Jahre gehörte er gemeinsam mit Norbert Kurtz zu den Mitbegründern der Kult-Diskothek „Zwischenfall“ in Langendreer, die zunächst noch „Appel“ hieß – ein zentraler Treffpunkt für die Dark-Wave-Szene im ganzen Ruhrgebiet.

Den Sound der ersten Jahre prägte er hier entscheidend mit: Seine Helden hießen The Cure, Joy Division und David Bowie. „Platten habe ich schon immer gern gesammelt“, erzählt er. „Oft bin ich dafür bis nach Holland gefahren, weil man dort die heißen Scheiben bekam, die man hier nicht kaufen konnte.“

Nach Herzinfarkt geht es wieder aufwärts

Ein schwerer Schicksalsschlag ereilte Märkert im Jahr 1989: Mitten in der Nacht brach er bei einer Party im ehemaligen „Logo“ in der Rathauspassage zusammen. Diagnose: Herzinfarkt. „Ich lag sechseinhalb Wochen im Krankenhaus“, sagt er. „Erst seit dem Besuch bei einer Herzsportgruppe geht es mir wieder deutlich besser.“ Als DJ arbeitet er immer noch, mittlerweile bei den Zwischenfall-Partys im Bahnhof Langendreer: „Das sind aber nur noch einzelne Termine. Das Pensum von früher schaffe ich längst nicht mehr.“

Einen Gang runterzuschalten, ist seither Märkerts oberste Devise. So begann er in den 90er Jahren mit dem Schreiben, was ihn bis heute begleitet. „Ich versuche, in meinen Geschichten immer eine Mischung aus Humor, Melancholie und Sozialkritik zu finden und dabei auch meinen eigenen Sound zu treffen“, sagt er. Weitere Nachthumor-Geschichten sind längst in Arbeit.

80er-Party mit Klaus Märkert im Bahnhof Langendreer

Der Erzählband „Vorm Untertauchen Luft holen“ von Klaus Märkert ist in der Edition Outbird erschienen (154 Seiten, 12,90 Euro).

Bei der 80er-Dance-Night am Samstag, 12. August, ab 22 Uhr im Bahnhof Langendreer am Wallbaumweg 108 ist Märkert erneut als DJ im Einsatz. Indie-Songs (etwa von The Cure und Sisters of Mercy) werden ebenso gespielt wie Pop-Perlen von Depeche Mode, U2 und The Police. Eintritt: acht Euro.