Bochum. In der Straßenbahn erlitt der Bochumer Michael Hanefeld vor rund vier Wochen einen Herzinfarkt. Dank der anderen Fahrgäste überlebte er.

Eigentlich ist Michael Hanefeld am 9. Mai auf dem Weg zu seinem Bruder nach Bochum-Weitmar, als er in der Straßenbahnlinie 308 einen Herzinfarkt erleidet. Als die Straßenbahn, die in Fahrtrichtung Hattingen unterwegs ist, hinter dem Ruhrstadion in den Tunnel zum Planetarium einfährt, konnte der 63-Jährige noch seinem Gegenüber Bescheid geben, dass er einen Notarzt braucht. Dann brach er zusammen.

Bochumer führte eigentlich ein aktives Leben

Hanefeld führt eigentlich ein aktives Leben und geht beispielsweise gerne walken. Doch an besagtem 9. Mai ändert sich sein Leben schlagartig. Als er auf dem Weg zur Haltestelle „Gerthe Mitte“ die Hiltroper Landwehr hinaufgeht, ist er schon schweißgebadet. „Ich habe aber gedacht, es liegt an der komischen Luft heute.“

Auf der Fahrt hat der 63-Jährigen ein komisches Gefühl. Er verspürt leichte Schmerzen in der Brust und im linken Arm. Der junge Mann, der ihm gegenübersaß, sagte noch dem Fahrer Bescheid, als Hanefeld ihm den Notfall signalisiert. Er war es auch, der den Notruf absetzt.

Schüler halten den Bochumer in der Straßenbahn wach

Noch in der Bahn kommen Hanefeld viele andere Fahrgäste zur Hilfe. Viele davon seien Schüler, vermutet er. Neben ihm sitzt eine junge Frau, die gerade die Ausbildung zur Krankenschwester begonnen hat, wie sie ihm sagt. Sie hält ihn wach, tätschelt ihm immer wieder die Wange. „Sie sagte mir, ich soll wach bleiben und die Augen aufhalten, sonst wird es nur schlimmer.“

Andere Fahrgäste geben ihm Wasser zu trinken, fächern ihm mit Schulheften Luft zu und tupfen ihm den Schweiß von der Stirn. An der Haltestelle Planetarium kam die 308 dann zum Stehen und Notarzt sowie Sanitäter versorgten den Bochumer. Im Krankenhaus wurde ihm direkt ein Stent gesetzt.

Kontakt zu den Fahrgästen, die ihn gerettet haben, habe er nicht. „Ich möchte mich bei allen ganz herzlich bedanken, dass sie mich am Leben gehalten haben“, sagt der 63-Jährige.

Nach Herzinfarkt: Hanefeld misst seinen Blutdruck dreimal am Tag

„Wahrscheinlich war mein Blutdruck auch schon vor dem Herzinfarkt zu hoch, ich habe den aber nicht gemessen“, sagt Hanefeld. Gesundheitlich sei er inzwischen auf dem Weg der Besserung. Dreimal am Tag misst er jetzt seinen Blutdruck, der seit kurzem wieder im „grünen Bereich“ sei.

Seit dem Vorfall sei er aber erst einmal wieder Bahn gefahren. Das sei ein beklemmendes Gefühl gewesen, erinnert er sich. „Ich habe echt psychische Probleme in die Straßenbahn einzusteigen. Es ist genau dort passiert, diese Verbindung ist jetzt da.“

VfL Bochum schafft den Klassenerhalt: „Mein Blutdruck war bei 213“

Hanefeld ist außerdem großer VfL Bochum Fan und Besitzer einer Dauerkarte. Bei dem entscheidenden letzten Spieltag am 27. Mai konnte er nicht im Ruhrstadion auf seinem Stammplatz sein, sondern musste das Spiel von zuhause aus anschauen. „Mein Blutdruck war auf 213 beim 1:0.“ Eigentlich ein Wert, bei dem der Notarzt gerufen werden sollte. Immer wieder sei der 63-Jährige nach draußen gegangen, um sich zu beruhigen. Für die Gesundheit seines Herzens sei es aber die richtige Entscheidung gewesen, das Spiel nicht live vor Ort zu sehen.

Seine Dauerkarte behält der Bochumer nach dem Klassenerhalt, um den Verein in der kommenden Saison hoffentlich wieder von seinem Stammplatz aus sehen zu können: „Mit jeder Menge Beruhigungsmittel wird das schon gehen.“