Herne. Der Autor Klaus Märkert war zu Gast in der Stadtbibliothek Herne-Mitte. Dort las er aus seinen Autobiografien vor – und bewies „Nachthumor“.

Wenn man sich in gut bürgerlichen Haushalten bettet, gehen für Klaus Märkert die Lichter erst an. Ob als Mitgründer des über die Bochumer Stadtgrenzen hinaus bekannten Szeneladens „Zwischenfall“ oder als DJ für Nachteulen aller Art im Bahnhof Langendreer: Schwarz ist sein Ding, und wer so viele Jahre zwischen Patchouli-Duft und The Cure umhergeistert, hat einiges zu berichten – so auch in Herne.

Trägt gern schwarz: Klaus Märkert
Trägt gern schwarz: Klaus Märkert © OH

Klaus Märkert schreibt Bücher über seine Erlebnisse im Zwielicht der Großstadt und gab Eindrücke davon aus seinen bisher vier Autobiografien in seiner „Nachthumor“-Lesung am Dienstag in der Stadtbibliothek Herne-Mitte. Sein Blick ist dabei auf die Sache gerichtet, frei von Gefühlsduselei und verklärter „Früher war alles besser-Romantik“. Da ist der Kneipenabend im Nirgendwo, als eine unbekannte Schöne von Halbstarken mit dunkeln Sonnenbrillen bedrängt und vom Ich-Erzähler bei Seite genommen wird. Nicht minder aggressiv ist der Besuch einer Dorfdisco im tiefsten Hochsauerland, wo Vadder Abrahams Lied der Schlümpfe als progressive Abwechslung von Wolle Petry und Konsorten gefeiert wird.

Mit lakonischer Coolness kommentiert Märkert die einzelnen Stationen seiner Vergangenheit und stapelt Details mit Klimax, deren persönliche Bedeutung für den Autor deutlich werden. Wieder zu Hause im Ruhrpott, tropft einer älteren Dame da Blut aus der Halsgegend, die aber will davon nichts wissen und blutet unbeeindruckt eine Tanzfläche voll. Ist sie vielleicht vom Amt „bestochen“, um den Laden dicht machen zu können? Ein Zyniker ist Klaus Märkert nicht, dafür scheint er zu sensibel. Humor jedoch hat er allemal – nur eben in Schwarz gekleidet, versteht sich.