Bochum. „Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist“ – der Hit der „Kassierer“ wird zur Werbehymne für die DB Cargo. „Wölfi“ erzählt, wie es dazu kam.
- Werbespot mit der Bochumer Punkband „Die Kassierer“ ist ein Hit im Netz
- Der Clip wird im Sommer 2023 auf zahlreichen Musikfestivals gezeigt
- Die Band um Wolfgang „Wölfi“ Wendland hat dafür ihren größten Hit umgedichtet
Einen überraschenden Werbedeal hat die Wattenscheider Band „Die Kassierer“ an Land gezogen: Für DB Cargo, eine Tochter der Deutschen Bahn, drehten die Punkrocker um Sänger Wolfgang „Wölfi“ Wendland im Mai einen spaßigen Spot, der jetzt auf zahlreichen Musikfestivals gezeigt wird – und auch im Internet für Aufsehen sorgt: Auf Youtube erzielte die Werbung, die in zwei Versionen läuft, mittlerweile knapp 1,5 Millionen Klicks.
„Die Kassierer“ aus Bochum-Wattenscheid machen Werbung für DB Cargo
Für den Werbespot haben die Kassierer ihren größten Hit umgedichtet. „Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist“ stammt von dem Album „Männer, Bomben, Satelliten“ (2003) und beschreibt auf die typisch schnoddrige Kassierer-Art eigentlich eine wüste Ansammlung von Katastrophen: „Du verpasst deinen Bus, deine Freundin macht Schluss, Erdbeben in der Türkei, Vati ertrinkt auf Norderney“ und so weiter.
Damit der Song fürs Werbevideo die Öko-Botschaft bekommt, dass Güterzüge klimafreundlicher sind als Laster, singt Wendland plötzlich ganz neue Zeilen: „Der Schädel brummt und tut weh wie 52 Lkw“, trällert er vor sich hin. Und: „Am Klo muss du anstehen wie’n Laster auf der A10.“ Dann steht Wölfi in roter Warnweste gemeinsam mit Gitarrist Niko vor einem riesigen Güterwaggon und stimmt den Refrain an: „Was ist das Schlimmste…?!“
Werbespot: Dreharbeiten auf Güterbahnhof
Zwei Tage dauerten die Dreharbeiten auf einem Güterbahnhof im niedersächsischen Maschen. Wegen Terminschwierigkeiten konnten nur zwei der vier Bandmitglieder daran teilnehmen. Wendland erinnert sich gern: „Das Team umfasste locker 70 Leute, darunter einen Chor, Kameramänner und weitere Darsteller“, erzählt er. „Ich dachte nur: Wenn ich hier jetzt umkippe, dann war der ganze Aufwand umsonst. Man trägt als Sänger ja auch eine gewisse Verantwortung.“
Anfragen für Werbedeals würden bei den Kassierern eher selten eintrudeln: „Es gab immer mal welche, aber die haben wir alle abgelehnt.“ Bei DB Cargo sei die Sache anders gewesen: „Wir haben eine Weile überlegt, aber konnten eigentlich nur positive Dinge darin finden. Denn hinter dem Klimaschutz stehen wir natürlich auch.“ Dazu gesellt sich eine durchaus lukrative Gage, deren Höhe der 60-jährige Musiker nicht näher beziffern möchte. Nur so viel: „Es hat sich gelohnt.“
Die Reaktionen der Fans seien überwiegend positiv, berichtet Wendland: „Die meisten finden es gut. Aber es gibt natürlich auch ein paar Nörgler, die meinen, wir hätten mit diesem Werbespot den Punk verraten.“ Wendland kann das nicht verstehen: „Wir haben es nicht wegen des Geldes gemacht, sondern weil es lustig war. Damit ist es automatisch Punk.“ Außerdem seien die Kassierer auch eine Satire-Band, ein leichtes Grinsen über den Werbeclip ist also durchaus erlaubt.
„Wölfi“ und seine „Kassierer“ wieder in ganz Deutschland unterwegs
Die schweren Corona-Jahre haben die „vier Weisen aus Wattenscheid“ halbwegs gut überstanden und tragen ihre berüchtigten Hits wie „Blumenkohl am Pillemann“ und „Sex mit dem Sozialarbeiter“ mittlerweile wieder in Konzertsäle in ganz Deutschland. So sind im Sommer Auftritte etwa in Augsburg, Dresden und Hamburg geplant. Ihren alten Tourbus mussten die Kassierer vor ein paar Jahren verkaufen: „Der bekam keine Umweltplakette mehr.“ So nehmen sie jetzt einen Mietbus – und vielleicht bald auch mal die Bahn.
Fans warten auf neue Kassierer-Songs
Das letzte reguläre Album der „Kassierer“ trug den Titel „Physik“ und ist mittlerweile über zehn Jahre alt. Seither fragen sich die Fans, wann es mal wieder etwas Neues von Wölfi & Co. gibt.
Zuletzt brachte die Band eine neue Single online an den Start: „Wir wollen Bier“ entstand im Frühjahr 2020 für das Theaterstück „Die Drei von der Punkstelle“ am Schauspiel Dortmund. Wegen der Corona-Pandemie konnte die „Punk-Operette“ nur ein einziges Mal gespielt werden, die Premiere war allerdings ein Kracher.