Bochum-Wiemelhausen. Das Porträt über Margret Kühl (82) hat 2023 viele Leserinnen und Leser bewegt. Ihr Schnitzeltag bei Concordia Wiemelhausen ist der Renner.

  • Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel ist im Juni 2023 erschienen. Zum Jahresende haben wir ihn noch einmal ergänzt und erneut veröffentlicht.

Margret Kühl dürfte wohl eine der beliebtesten Personen in Bochum-Wiemelhausen sein. Denn die Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen. Seit 2007 bekocht die 82-Jährige die Vereinsfamilie von Concordia Wiemelhausen. Kulinarisch ließ sich „Omi“, wie sie im Club genannt wird, immer wieder etwas Neues einfallen. Die beste Idee war wohl der monatliche Schnitzeltag, der vor etwa zehn Jahren beim Fußballclub an der Glücksburger Straße eingeführt wurde und auch viele Menschen aus der Umgebung anlockt.

Bochum: „Schnitzel-Omi“ macht einen Stadtteil glücklich

„Wir sind immer ausverkauft“, sagt Margret Kühl nicht ohne Stolz. Und das von Beginn an. Wie lecker „Omis“ Schnitzel sind, hat sich in Wiemelhausen so schnell herumgesprochen, dass die Vereins-Köchin inzwischen zum Teil in zwei Wellen Schnitzel serviert und auch das Anmeldeverfahren ändern musste.

Diese Menschen haben Bochum 2023 berührt

Drei-, viermal im Jahr ist die Nachfrage so groß, dass in zwei Schichten gegessen wird – von 17 bis 19 und von 19 bis 21 Uhr. 65 Plätze gibt es. „Viele melden sich schon am aktuellen Schnitzeltag gleich für den nächsten an“, berichtet Margret Kühl. Das gehe dann aber nur unter Vorbehalt, denn seit einiger Zeit haben bis zur Monatshälfte zunächst die Vereinsmitglieder das Vorrecht, sich einen der begehrten Plätze im Vereinsheim zu sichern. Wenn dann noch etwas frei ist, freut sich der Stadtteil.

„Omi“, wie Margret Kühl im Verein genannt wird, steht bei Concordia Wiemelhausen selbst am Herd. Der „Schnitzeltag“ der 82-Jährigen ist immer ausgebucht.
„Omi“, wie Margret Kühl im Verein genannt wird, steht bei Concordia Wiemelhausen selbst am Herd. Der „Schnitzeltag“ der 82-Jährigen ist immer ausgebucht. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Schnitzel gibt es bei „Omi“ in allen bekannten Variationen, Wiener Art oder mit Jäger-, Paprika-, Zwiebel- und Pfefferrahmsoße. Alles wird selbst gekauft und frisch zubereitet. „Schneiden, panieren, klopfen – mache ich alles selbst. Ebenso die Soßen und die Salate.“ Unterstützt wird Margret Kühl u.a. durch ihre Tochter und einige Enkelinnen.

Gerne gekocht hat Margret Kühl schon immer

Für die Familie wird es sonst auch schwierig, selbst etwas abzubekommen. Früher, sagt Kühl mit einem Schmunzeln, habe sie an den Wochenenden zu Hause ihre Lieben bekocht. „Von Freitag bis Sonntag. Und zwischendurch wurde bei uns VfL geguckt.“ Das ist inzwischen anders. Heute steht „Omi“ meist für ihre „zweite Familie“ – Concordia Wiemelhausen – am Herd.

Sie kocht bei den Heimspielen für die erste und zweite Mannschaft, ist auch an den Trainingstagen da und kümmert sich zudem um das Catering zu anderen Anlässen. Wie zum Beispiel am 8. Juli, wenn sie das Buffet für den Sponsoren-Treff von Concordia vorbereitet. „Langweilig wird mir also nie.“

Gerne gekocht hat Margret Kühl schon immer, auch für größere Gruppen. „Mein ältester Sohn ist Motorradrennen gefahren und hat auch viele organisiert. Da bin ich mitgefahren, durch ganz Europa, und habe das Catering gemacht.“ Als sie 2003 nach 36 Jahren im Gesundheitsamt in Rente ging, habe ihr etwas gefehlt. Als dann auch noch 2007 ihr Mann verstarb, bewarb sich Margret Kühl als Bewirtschafterin bei Concordia.

Dort sei diese Position gerade vakant gewesen, sagt Geschäftsführer Peter Krolak. „Gretes Bewerbung kam zur rechten Zeit. Und aus heutiger Sicht muss man sagen, dass sie ein echter Glücksgriff für den Verein ist.“

Nach und nach hat Margret Kühl die Concordia-Gastronomie verändert. „Das fing mit Frikadellen und Kartoffelsalat an.“ Für die Fußballer lässt sie sich immer wieder etwas Neues einfallen, mal gibt es Reibeplätzchen, mal Erbsensuppe, mal Gyros. Neben dem Schnitzeltag führte sie auch das Bayern-Wochenende mit entsprechenden kulinarischen Spezialitäten im Oktober ein und den unregelmäßig stattfindenden Gute-Laune-Tag „mit Gesellschaftsspielen und Quasseln“ – ebenfalls mit Verpflegung, versteht sich.

Bei Concordia ist Margret Kühl, die stets ihr rotes Polo-Shirt mit Vereinsemblem und Namen trägt, inzwischen eine echte Institution und dort nicht mehr wegzudenken. Umgekehrt verhält es sich genauso. „Für mich gibt es kein Leben mehr ohne Concordia“, sagt „Omi“. Mit Grausen denkt sie an die Corona-Zeit zurück. „Da hatten wir sieben Monate geschlossen. In dieser Zeit ging es mir richtig schlecht. Ich konnte kaum noch laufen, brauchte einen Rollator.“ Inzwischen gehe es wieder. „Hier spüre ich die Schmerzen nicht mehr. Ich brauche einfach den Trubel.“ Wie den am Schnitzeltag...

Update, Dezember 2023: Margret Kühl gehe es gut, sagt Concordia-Geschäftsführer Peter Krolak auf WAZ-Anfrage. Erst kürzlich habe man gemeinsam den Terminkalender für die Schnitzeltage 2024 fertiggestellt. Zehn Termine seien geplant, Kühl nach wie vor mit Begeisterung dabei. „Sie lebt dafür!“