Bochum-Innenstadt. Vor der Pauluskirche in der Bochumer Innenstadt haben zahlreiche Organisationen ein Klimacamp errichtet. Was die jungen Leute erreichen wollen.

Zwei Wochen lang campieren junge Leute vor der Pauluskirche in der Innenstadt. Die Aktivisten aus Bochumer Initiativen und Gruppen haben dort ihr Klimacamp aufgebaut, das sie als Mahnwache verstehen. Bis zum 29. Juni werden rund um die Uhr Teilnehmer anwesend sein: Tagsüber gibt es Infostände, Aktionen und Workshops, Demonstrationen und politische Reden. Nachts werden die Zelte aufgeschlagen.

„Einige von uns übernachten hier, damit die Veranstaltung angemeldet bleibt, und natürlich auch als Wachen“, erklärt Jana Pawlewski (15). Ziel des Camps sei es, das Thema Klimawandel den Menschen in Bochum näherzubringen. Getragen wird die Aktion von einem breiten Bündnis aus Klimaschutz-Initiativen und sozialen Gruppierungen.

Evangelische Kirchengemeinde unterstützt die Aktivisten

Am Klimacamp beteiligt sind unter anderem die Bochumer Gruppen von Extinction Rebellion, die BUND-Jugend, die Klimawende und Fridays for Future. Zahlreiche weitere Gruppierungen aus dem sozialen und ökologischen Bereich bringen sich über einzelne Programmpunkte wie Vorträge oder Online-Kurse ein. Die evangelische Kirchengemeinde Bochum unterstützt das Klimacamp mit Infrastruktur und einem gemeinsamen Workshop. „Wir können die sanitären Anlagen benutzen und kommen bei Regen im Gemeinderaum unter.“

Das Angebot an den vier Zelten soll Passanten neugierig machen. „Wir wollen mit den Leuten ins Gespräch kommen, ob über Klimagerechtigkeit, übers Heizungssanierung oder über Länder wie Afrika, die am meisten unter dem Klimawandel zu leiden haben“, sagt die Schülerin Jana. „Lockmittel“ sind dabei etwa afrikanische Frisuren, um auf das Thema aufmerksam zu machen.

Von Oliven-Verkostung bis zur Pflanzentauschbörse

Es gibt Pflanzentauschbörsen, eine Fahrraddemo durch die Innenstadt, eine Radwerkstatt, Gesundheitsberatung, Informationen zu Wärmepumpen, Olivenanbau (mit Verkostung), Artenschutz am Gebäude, Balkon-Photovoltaik und Mitmachaktionen.

„Mit einem Poetry Slam etwa, der das Camp eröffnet, wollen wir möglichst vielen Menschen einen einfachen, aber auch unterhaltenden Einstieg in das Klimacamp ermöglichen“, sagt die Bochumerin Jana. Denn das Klimacamp in der Innenstadt stehe allen Menschen gleichermaßen offen. Ob nur für ein kurzes Gespräch oder aber auch für eine längerfristige Teilnahme. „So soll eine möglichst breite, gesamtgesellschaftliche Mitwirkung ermöglicht werden.“

Heizungsgesetz geht den Jugendlichen nicht weit genug

Die Teilnahme an den Workshops ist kostenlos. Möglich machen das Camp vor allem der große Kreis ehrenamtlicher Helfer, die Unterstützung der evangelischen Kirchengemeinde mit der kostenlosen Nutzung der Flächen sowie Sponsoren und Spenden.

Der jetzt ausgehandelte Kompromiss der Ampelregierung zum Heizungsgesetz geht den jungen Leuten nicht weit genug. „Wir müssen schneller handeln.“ Das Klimaschutzcamp solidarisiert sich auch mit den Protesten der „Letzten Generation“, deren Aktivisten mit ihren Klebeaktionen auch auf viel Kritik stoßen.

Im letzten Jahr gab es das erste Klimacamp an der Pauluskirche. „Das war so erfolgreich und von der Bevölkerung gut nachgefragt, dass schnell feststand: Wir machen weiter“, sagt Jana Pawlewski. Das diesjährige Camp fällt größer aus und hat mit rund 50 Jugendlichen mehr Beteiligte. Mehrere Monate dauerten die Vorbereitungen.