Bochum. Nach einem aufregenden Tag kehrt in Bochum-Werne wieder Ruhe ein. Zwei Bomben wurden erfolgreich entschärft, alle durften wieder nach Hause.
Zwei Weltkriegsbomben hielten am Donnerstag die Einsatzkräfte und Bürger in Bochum-Werne in Atem. Nach einer umfangreichen Evakuierungsaktion – 2400 Menschen mussten ihre Häuser und Wohnungen verlassen – konnte am frühen Abend mit der Entschärfung begonnen werden. Nach gut einer Stunde gab es Entwarnung: Beide Bomben waren entschärft und auch ein einzelner Zünder erfolgreich gesprengt. Der Knall war bis weit über den Stadtteil zu hören.
Direkt nach Verkündung der frohen Kunde durften die Bürger wieder nach Hause. „Alle haben super-kooperiert“, sagte Stadtsprecherin Kirsten Ilk am Abend. Auch bei der Evakuierung habe es keine Probleme gegeben. Zunächst sei die amerikanische 250-Kilo-Bombe entschärft worden, anschließend die 125-Kilo Bombe, deren Zünder gesprengt werden musste. Dafür wurde auch die Bahnstrecke gesperrt. Die Züge wurden umgeleitet.
Bis zum Donnerstagvormittag hatte die Stadt noch für möglich gehalten, dass sogar acht Bomben an der Heinrich-Gustav-Straße in Werne im Erdreich liegen. Am Mittag war aber klar, dass es „nur“ zwei sind. Gefunden wurden sie unter der Sportanlage des Werner SV 06, die zurzeit saniert wird. Schnell war klar: Die Bomben sollen noch am Donnerstagabend entschärft werden.
Bei routinemäßigen Sondierungsarbeiten waren die Blindgänger vor einigen Tagen aufgefallen. Letzte Klarheit über ihren genauen Lageort gab es nach umfangreichen Baggerarbeiten des Kampfmittelräumdienstes dann am Donnerstagvormittag.
Die Bomben lagen 60 Meter voneinander entfernt
Es handelte sich um eine englische Fünf-Zentner-Bombe und eine amerikanische 125-Kilo-Bombe. 60 Meter lagen sie voneinander entfernt, die eine 2,5 Meter tief, die andere 4,5 Meter. Jahrzehntelang sind dort Sportler drüber gelaufen.
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Die Stadt informierte die Bevölkerung unter anderem über die Warn-App Nina, richtete für Fragen eine Hotline ein und sperrte den Fundort im Umkreis von 300 Metern ab. 2400 Menschen sind in diesem Gebiet gemeldet. Sie mussten ihre Wohnungen und Häuser verlassen. Zehn Räumungsgruppen gingen von Tür zu Tür und stellten sicher, dass alle das Sperrgebiet verlassen. Zahlreiche Kräfte, unter anderem vom ASB, von der Feuerwehr, vom DRK und der Polizei, waren im Einsatz.
ASB Bochum unterstützte die Evakuierung mit Drohnen
Der ASB setzte bei der Evakuierung seine Drohnenstaffel ein. Damit sollten auch diejenigen Anwohner erkannt werden, die sich möglicherweise in ihren Gärten und Hinterhöfen aufhielten und das Klingeln an der Haustür nicht hören.
Die Bogestra stellte an den Haltestellen Auf den Scheffeln und Wallbaumweg Shuttle-Busse bereit, mit denen Anwohner, die keine Möglichkeit hatten, bei Freunden oder ihrer Familie unterzukommen, zur extra eingerichteten Betreuungsstelle in der Lessingschule in Langendreer gebracht wurden. 161 Bürger wurden hier gezählt.
„Es wird sich hier gut um uns gekümmert, wir haben uns schon etwas zu trinken abgeholt“, sagte eine Frau, die seit knapp 45 Minuten in einem Klassenraum saß. Nur die Hitze mache es anstrengend. Wann sie wieder zurück in ihre Wohnung dürfe, wusste sie stundenlang nicht. „Wir haben schon Verschiedenes gehört. Neun oder zehn Uhr. Aber es kann ja erst mit der Entschärfung begonnen werden, wenn wirklich alle aus ihren Wohnungen raus sind.“
Großvater wurde von seiner eigenen Familie in Sicherheit gebracht
Andere Anwohner wurden mit Hilfe ihrer eigenen Familie evakuiert. Ein junger Mann, der am Mittag mit seinem Hund unweit des Sportplatzes spazieren ging, berichtete von seinem Großvater, der in einem der umliegenden Häuser wohnt und nicht mehr laufen kann. „Wir mobilisieren jetzt die Familie, damit er aus dem Evakuierungsbereich gebracht werden kann.“
Rund um das Sperrgebiet kam es nach Beginn der Evakuierung zu Staus. Die Stadt bat, das Gebiet großräumig zu umfahren.
Einsatzleiter war Mario Reuther, Chef des kommunalen Krisenmanagements. Eine Bombe, erklärte er, hatte zwei Zünder, die regulär entschärft werden können. Der leicht deformierte Zünder an der anderen Bombe müsse nach der Entschärfung gesondert gesprengt werden. Dabei könne es zu einem Knall kommen, der im Stadtteil zu hören sein könne.
Auch eine Bahnlinie musste vorübergehend gesperrt werden
Betroffen von der Entschärfung war auch der Fernverkehr der Bahn. Die Strecke am südlichen Rande des Evakuierungsradius wurde aber nur für die unmittelbare Zeit der Entschärfung gesperrt. Der öffentliche Nahverkehr war nicht betroffen.
Im Bereich zwischen der Heinrich-Gustav-Straße und Auf den Holln war während des Krieges ein Teil der Granaten- und Bombenproduktion des Bochumer Vereins angesiedelt. Bei einem letzten schweren Angriff der Alliierten am 15. Januar 1945 wurde die Fabrik so schwer getroffen, dass die Produktion dort nicht wieder aufgenommen wurde. Dies ist ein Grund, warum im Umfeld der ehemaligen Bombenfabrik, von denen noch einige Gebäude und das Haupteingangsportal erhalten sind, immer wieder Blindgänger gefunden werden.
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