Bochum. Ein 47-Jähriger ist an den Folgen eines Wohnungsbrandes in Bochum gestorben. Ein Gutachter sucht jetzt nach Brandursache.
- Tragischer Wohnungsbrand in Bochum-Werne am Freitagabend
- 47-jähriger Bewohner aus Brandwohnung geholt, später im Krankenhaus gestorben
- Seine Ehefrau (58) überlebte
Drama in Bochum-Werne: Bei einem Wohnungsbrand am Freitagabend (9. Juni) in einem Mehrfamilienhaus an der Straße Am Leweken in Werne kam ein Mann ums Leben. Seine Frau und der Hund konnten gerettet werden. Nachdem der 47-Jährige von den Einsatzkräften geborgen wurde, begannen Rettungssanitäter im Freien damit, ihn wiederzubeleben. Er sei ins Bergmannsheil gebracht worden, sie ins Augusta-Krankenhaus, sagt die Frau am Samstagmorgen. Im Laufe der Nacht habe die Kripo ihr dann die traurige Nachricht übermittelt, dass ihr Mann gestorben sei.
Tragödie in Bochum: Mann stirbt bei Wohnungsbrand
Hände und Arme noch schwarz vor Ruß, steht Mariola R. am nächsten Morgen auf der Straße und schaut fassungslos auf das Haus. Hinter der Balkonbrüstung mit den Blumenkästen bietet sich ein Bild der Verwüstung. Die Scheiben zerborsten, dahinter ist alles schwarz. Die Markise ist aus der Verankerung gerissen und hängt an der Fassade herunter.
„Mein Mann ist tot“, sagt die 58-Jährige. „Der liebste Mensch ist weg.“ Bis Freitagabend, etwa halb Sieben, sei für sie die Welt noch in Ordnung gewesen. „Ich war im Bad, wollte mir die Haare tönen. Mein Mann lag nebenan im Wohnzimmer auf der Couch und machte ein Nickerchen“, schildert sie den dramatischen Moment, während sie eine Zigarette nach der nächsten raucht. „Als ich zu ihm gehen wollte, sah ich nur noch Rauch und hörte einen Knall, als die Decke runterkam.“
Sie sei sofort in den Hausflur gerannt und habe um Hilfe geschrien, sagt Mariola R. „Mein Mann, mein Hund“, habe sie gerufen. Die Feuerwehr war schnell zur Stelle, die Hauptwache an der Brandwacht liegt quasi um die Ecke. Laut Einsatzbericht war dort um 18.40 Uhr der Notruf eingegangen. In dem zweigeschossigen Haus schossen demnach Flammen aus einer Wohnung im Obergeschoss und breiteten sich den Einsatzkräften zufolge über den Balkon bis zum Dach aus.
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Mariola R. berichtet, dass die Feuerwehr ihren Mann Rafael aus der Wohnung holte und draußen vor dem Haus damit begann, ihn zu reanimieren. „Ich habe gesehen, wie er da lag und sie um sein Leben kämpften.“ Laut Feuerwehr wurden die Wiederbelebungsmaßnahmen auch auf dem Weg ins Bergmannsheil fortgesetzt. Dieses Krankenhaus sei bei Brandverletzungen die erste Adresse, sagt Sprecher Markus Wendelberger.
Feuer in Bochum: Ganzes Wohnzimmer ausgebrannt
Mariola R. wurde mit Verdacht auf Rauchvergiftung ins Augusta-Krankenhaus gebracht. Dort erfuhr sie später von der Kripo vom Tod ihres Mannes. „Seit 25 Jahren waren wir zusammen“, sagt sie. „2007 haben wir geheiratet.“
Nur das Nötigste habe sie aus der Wohnung mitnehmen dürfen, erzählt Mariola R.. Ihre Handtasche mit den Papieren und Medikamenten, dazu einen Beutel mit ein paar Klamotten und Hundefutter. Das ganze Wohnzimmer sei ausgebrannt, sagt sie. Ebenso die Küche.
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Die Nacht konnten sie und Hund Dommy, ein Chihuhua, bei ihrer Nachbarin Theresa Johannknecht im Wohnhaus gegenüber verbringen. „Ich musste ihr heute morgen erstmal zwei Schnäpschen geben, so zittrig war sie noch.“ Am Samstagmorgen stehen die beiden Frauen mit Nachbar Bernhard Rösler draußen und reden. „Gestern Morgen habe ich den Rafael noch gesehen und ein Späßchen mit ihm gemacht“, sagt Rösler. „Und jetzt das… Schlimm, ganz schlimm.“
Feuerwehr Bochum hatte Wohnungsbrand nach 20 Minuten unter Kontrolle
Das Feuer hatten die Einsatzkräfte am Freitagabend schnell unter Kontrolle. Runde 20 Minuten habe das gedauert. „Normal“, sagt Feuerwehrsprecher Markus Wendelberger. „Bei unseren Möglichkeiten brauchen wir meist nicht länger als eine halbe Stunde.“ Der Einsatz dauerte aber länger, weil auch die anderen Wohnungen kontrolliert wurden. Zwei Personen befanden sich in benachbarten Wohnungen im Obergeschoss, waren laut Feuerwehr jedoch nicht in Gefahr, zwei weitere befanden sich schon draußen. Sie alle wurden von den Einsatzkräften betreut und zwei von ihnen mit Verdacht auf Rauchvergiftung ebenfalls vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht.
Wer hilft im Notfall?
„Wer hilft mir jetzt?“, fragt Mariola R. beim Blick auf ihre zu weiten Teilen ausgebrannte Wohnung, in die sie vorerst nicht zurück kann. Die erste Nacht kamen sie und ihr Hund bei der Nachbarin unter. „Ich habe auch einen Schlüssel zur Wohnung der Schwiegermutter in Langendreer. Die ist zur Reha, vielleicht kann ich dort hin.“
Das wäre auch der übliche Weg, sagt Feuerwehrsprecher Markus Wendelberger. „In 98 Prozent der Fälle kommen Menschen nach Wohnungsbränden bei Verwandten unter. Ansonsten würde man auch über das Sozialamt Hilfe vermitteln. „So einen Fall hatte ich aber noch nicht.“
Vielleicht findet sich für Mariola R. auch Unterstützung über den Vermieter. Kay Osygus von der Osy Vermögens-Verwaltungs Gmbh wolle jetzt schnellstmöglich Kontakt zur Mieterin suchen und unbürokratisch helfen. Eventuell über eine andere Wohnung. Diese sei dann aber nicht möbliert. Derweil sagt Osygus auch den Behörden alle Unterstützung bei den Ermittlungen zu, um die Brandursache herauszufinden.
Der Einsatz der Feuerwehr war gegen 21.15 Uhr beendet. Neben der Berufsfeuerwehr waren die Löscheinheiten Brandwacht und die Sondereinheit Führungsunterstützung eingesetzt. Die Stadtwerke Bochum überprüften die Strom-, Wasser- und Gasversorgung und mussten diese vorübergehend abschalten. Die Brandwohnung ist vorerst nicht bewohnbar, während die anderen Wohnungen weiterhin genutzt werden können.
Die Kripo Bochum lässt jetzt ein „brandanalytisches Gutachten“ eines externen Sachverständigen erstellen. Er soll klären, was den Brand verursacht hat.
Auch am Montag lagen noch keine gesicherten Erkenntnisse dazu vor. Mit einem Ergebnis des Gutachtens wird noch in dieser Woche gerechnet. Dann kann die Polizei auch die genaue Todesursache des verstorbenen Bewohners mitteilen.