Bochum. Politiker informieren sich über das Leben Jugendlicher in Bochum. Der öffentliche Nahverkehr und fehlende Schwimmbäder sind zwei Top-Themen.

Die Inflation auf Platz eins, gefolgt von Krieg in Europa und der Klimakrise besorgen junge Menschen in Deutschland am meisten. Das Ergebnis der aktuellen Trendstudie von Professor Klaus Hurrelmann und Simon Schnetzer war am Donnerstag nur eine der Quellen, aus der sich Lebenslage und Wünsche von Jugendlichen ablesen ließen.
Die Situation Heranwachsender in Bochum war Thema im evangelischen Gemeindehaus Weitmar. Rund 80 Jugendliche und junge Erwachsene versammelten sich und trafen dort auf elf Lokalpolitiker von SPD, den Grünen, CDU, FDP und UWG:Freie Bürger.
Geladen hatten das Jugendamt der Stadt, die Arbeitsgemeinschaft der Offenen Türen (AGOT) und der Kinder- und Jugendring Bochum.
Trotz des vollen Saals ging es zweieinhalb Stunden ruhig und konzentriert zu. Abdul-Muneeb Sanober (20) und Mert Kaya (19) führten als Moderatoren-Duo durch das Programm, das vor allem informativ war.

Jugend wurde zum zweiten Mal in Bochum befragt – Ergebnisse von 2022 noch nicht öffentlich

Denn was die Jugendlichen in Bochum bewegt, wird systematisch ermittelt. Seit 2014 organisiert der Kinder- und Jugendring in den sechs Stadtbezirken Jugendforen, in denen Jugendliche ihre Wünsche und Bedürfnisse im Stadtteil an die Politik weitertragen. Und im Jahr 2018 fand die erste große Jugendbefragung in Bochum statt. Am Donnerstag präsentierte Michaela Albrecht vom Jugendamt erstmals die Ergebnisse der zweiten Version, an der 2022 insgesamt 1100 junge Menschen zwischen 12 und 21 Jahre teilnahmen.
Beide Studien offenbaren an vielen Stellen ähnlich, was den jungen Menschen in Bochum auf den Nägeln brennt: Ein großes Thema ist der öffentliche Nahverkehr. "Die Tickets sind zu teuer und die Fahrpläne und Linien sind ungenügend auf die Bedürfnisse von jungen Menschen abgestimmt. Die Möglichkeiten mit dem Fahrrad zu fahren haben sich in den letzten Jahren verbessert, sind aber immer noch nicht fahrradfreundlich genug", fasste Rolf Geers, Geschäftsführer des Kinder- und Jugendrings zusammen.
Ebenso ein wiederkehrendes Thema sind fehlende Schwimmbäder in den Stadtteilen, zu wenig Parkanlagen und Orte wie der "Stattstrand". "Für Jugendliche und junge Erwachsene fehlen in vielen Stadtteilen informelle Treffpunkte. Dies könnten überdachte Unterstände mit Sitzmöglichkeiten sein", so Geers weiter.

Jugendliche in Bochum gehen gerne in den Ruhrpark und in die Innenstadt

Stephan Kosel, Leiter des Kinder- und Jugendzentrums in Laer, führte als Quizmaster durch das Wissensspiel "Smart 10". Es brachte per Präsentation Themen aus Jugendumfragen auf die großen Gruppentische. Die wichtigsten Freizeitaktivitäten der jungen Menschen sind demnach Musikhören, gefolgt von Tätigkeiten am Computer oder Smartphone und Treffen mit Freunden. Die beliebtesten Orte für Jugendliche in Bochum sind der Ruhrpark, die Innenstadt, Kneipen und Schwimmbäder.
Pascal Rekowski (20) – der als Sprecher eines Gruppentischs Fazit zog – sagte: "Wichtig fanden wir, dass die Wirtschaft angesprochen wurde. Ein Döner kostet mittlerweile sechs Euro. Als Auszubildender wird das schwierig." Jerone Beye (22) sprach an, dass es noch weitere wichtige Themen gibt: "Gefehlt hat uns das Thema Jugendkriminalität und die Reform des Bildungssystems", so der 22-Jährige.
Abschließend versicherten die Parteivertreter, dass auf Basis der Informationen, die Wünsche der Jugendlichen in der Politik diskutiert würden und das Gespräch miteinander wichtig sei.

Kinder- und Jugendring Bochum setzt sich für viele Belange des Nachwuchses ein

Wo finden Familien außerschulische Bildungsangebote für Kinder, welche Ferienfreizeiten gibt es? Welche Jugendorganisationen bestehen sonst noch in Bochum? Wo können sich Jugendliche politisch engagieren? Diese und weitere Fragen beantwortet der Kinder- und Jugendring auf seiner Webseite: www.jugendring-bochum.de