Bochum. Entscheidungen des Schulausschusses betreffen vor allem Schüler. Die sind in Bochum aber gar nicht in dem Gremium vertreten. Das ändert sich nun.

Wie steht es um die Digitalisierung der Schulen? Wie viel Geld wird in welchen Umbau gesteckt? Über diese und viele weitere Fragen wird immer wieder im Ausschuss für Schule und Bildung diskutiert – vor allem zwischen Politikerinnen und Politiker und Mitarbeitenden des Schulverwaltungsamtes. Nichts zu sagen haben allerdings diejenigen, die die Entscheidungen wohl am meisten betrifft: Schülerinnen und Schüler aus Bochum. Das soll sich nun ändern.

Künftig sitzt im Ausschuss für Schule und Bildung sowie im Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie jeweils ein Mitglied aus der „Bezirksschüler*innenvertretung“ (BSV)– als sachkundiger Bürger. Das hat der Rat in seiner Sitzung Ende März beschlossen.

Bochum: Schüler sitzen bald im Ausschuss – nach eigenem Drängen

„Wir haben uns zuvor sehr darüber gewundert, dass unser Gremium dort bisher nicht vertreten ist“, erklärt Arda Sunar (17), Mitglied im Vorstand BSV, im Gespräch mit der WAZ. Auf Drängen der Schülerinnen und Schüler habe es schließlich zwei Anträge im Rat gegeben, von SPD und Grünen sowie von den Linken.

Zwar hätten die jungen Bochumerinnen und Bochumer auch zuvor als Gäste an den jeweiligen Sitzungen teilnehmen können. „Der Unterschied ist aber, dass wir so kein Rederecht hätten“, so Matteo Pohlmann (19), zweiter Vorsitzender der BSV. „Wir wollen aber mitbestimmen. Zwar haben wir kein Stimmrecht, aber es ist möglich, dass wir unsere Anliegen vortragen können.“

Bei den Redebeiträgen müssten sich die Schülerinnen und Schüler künftig meist daran orientieren, welche Themen die Fraktionen auf die Tagesordnung setzen. Trotzdem haben sie klare Ziele vor Augen, für die sie sich in nächster Zeit einsetzen wollen.

Elias Bala (16), Arda Sunar (17) und Matteo Pohlmann (19) stehen vor dem Rathaus. Dort finden meist die Ausschusssitzungen statt, an denen auch einer von ihnen teilnehmen darf.
Elias Bala (16), Arda Sunar (17) und Matteo Pohlmann (19) stehen vor dem Rathaus. Dort finden meist die Ausschusssitzungen statt, an denen auch einer von ihnen teilnehmen darf. © FUNKE Foto Services | Patricia Geisler

BSV in Bochum fordert: Schulen müssen barrierefreier werden

„Die Bochumer Schulen müssen barrierefreier werden“, fordert Sunar. Pohlmann ergänzt: „Fast an allen Schulen gibt es Bedarf, besonders an den Gymnasien.“ Diese seien besonders schlecht für Kinder und Jugendliche mit Behinderung ausgestattet. Das fange bei den Gebäuden an, doch auch Schulmaterial müsse barrierefreier werden und ohne fremde Hilfe und besondere Erschwernis von allen genutzt werden können.

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Ein weiteres Thema seien die Elterntaxis. „Schüler*innen des Neuen Gymnasium haben sich erst neulich bei uns gemeldet und berichtet, dass die Situation bei ihnen durchaus problematisch ist“, so Elias Bala (16). Die BSV fordert, dass die Stadt konsequent dagegen vorgehen solle. „Elterntaxis sind genau das, wovor Eltern die Schüler*innen schützen wollen: zu viele Autos“, stellt er fest.

Auch die Sanierungen von Schulhöfen sowie zu wenig Platz in den Klassen und damit einhergehende Containerlösungen sind Themen, die die BSV in nächster Zeit angehen möchte.

Andere Städte und Kommunen seien nicht so weit wie Bochum

„Dass wir die Möglichkeit haben, in den Ausschüssen zu sitzen, ist ein immenser Fortschritt“, so Elias Bala. Andere Städte und Kommunen seien noch lange nicht so weit. Besetzt werden soll der Platz im Schul- und Jugendhilfeausschuss künftig von dem Vorsitzenden der BSV oder seinen Stellvertretern. Davon soll bei der nächsten Wahl ein zweiter benannt werden.

Voraussichtlich können die Schüler schon ab der kommenden Woche im Schulausschuss sitzt. Dabei wollen sich Arda Sunar, Elias Bala und Matteo Pohlmann auch nicht davor scheuen, durchaus unbequem zu werden. Aber: „Wenn wir etwas kritisieren, werden wir aber immer Vorschläge machen, wie es besser laufen könnte“, so Pohlmann.