Wattenscheid. Dreimal hat Joachim Glaubitz die Preise in seiner „Eisliebe“ in Wattenscheid seit 2021 erhöht. Er erklärt, was alles teurer geworden ist.

  • Seit 2021 gibt’s in der Eisdiele „Eisliebe“ in Wattenscheids City handgemachtes Eis
  • 1,50 Euro kostet die Kugel bei Joachim Glaubitz
  • Er erklärt, warum er die Preise auch 2023 wieder erhöhen musste

Gestartet ist er mit 1,20 Euro die Kugel. Knapp zwei Jahre liegt die Eröffnung der „Eisliebe“ von Joachim Glaubitz zurück. Als er die Türen seiner Eisdiele an der Westenfelder Straße am Rande der Wattenscheider Fußgängerzone im Juni 2021 erstmals öffnete, herrschte noch Corona, im Einbahnstraßensystem musste der gelernte Koch seine Kundinnen und Kunden an der Theke vorbeilotsen.

Inzwischen ist Mai 2023, die Pandemie fast vergessen – die Bedingungen für Eismacher Glaubitz aber immer noch schwierig. Inflation, explodierte Energiepreise: Dreimal hat er seinen Eis-Preis seit der Eröffnung erhöht. 2022 nahm er erst 1,30 Euro, später 1,40 Euro fürs Bällchen. Und jetzt eben: 1,50 Euro.

Eis: Zucker mehr als doppelt so teuer wie vor einem Jahr

„Mir ist schon klar“, sagt er, „für Wattenscheid bin ich damit an der Obergrenze.“ Mehr sei aus Konsumentensicht nicht drin. Aber umgekehrt sei es auch so: „Wenn ich jetzt die Kugel für 1,20 Euro anbieten würde, dann hätt’ ich ‘ne Schlange bis zum August-Bebel-Platz. Aber dann hab ich nix verdient.“

„Eisliebe“ hat Joachim Glaubitz seine Eisdiele an der Westenfelder Straße genannt. Die Saison 2023 war bislang eher bescheiden.
„Eisliebe“ hat Joachim Glaubitz seine Eisdiele an der Westenfelder Straße genannt. Die Saison 2023 war bislang eher bescheiden. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Der 56-Jährige holt einen Aktenordner unter der Theke hervor, blättert. „Hier, Zucker!“ Im vergangenen Jahr habe er 57 Cent netto fürs Kilo gezahlt. Jetzt: 1,22 Euro pro Kilo – mehr als doppelt so viel. Nächstes Beispiel: Dextrose, also Traubenzucker, den er ebenfalls für jede Eissorte braucht. 2021 habe ihn das Kilogramm 1,09 Euro gekostet. 2023 zahle er 2,42 Euro. Die essbaren Eisbecherchen schlügen inzwischen mit 20 statt 11 Cent pro Stück zu Buche. Milch und Sahne seien auch gut 30 Prozent teurer geworden.

Das Geschäft mit dem Eis ist eine Mischkalkulation

Dabei, erklärt Glaubitz, sei der Warenwert ja nur ein kleiner Teil des Eispreises. „Über die Energiekosten brauchen wir gar nicht zu sprechen.“ Seine 16 Sorten kühlt er in der Vitrine im Lokal konstant auf Minus 14 Grad, dann muss er ja auch noch im Hintergrund Eis lagern, und die Eismaschine fresse auch ordentlich Strom. Allein die Stromkosten hätten sich „locker verdoppelt“, sagt er, ohne zu verraten, wie viel er dafür monatlich aufbringen muss.

Das Geschäft mit dem Eis, es ist eine große Mischkalkulation: „Zwei Drittel des Jahres arbeite ich viel, ein Drittel des Jahres hab ich geschlossen, da verdiene ich nichts“, sagt der Eismann. Und selbst wenn die Saison theoretisch längst läuft, wettertechnisch war 2023 bislang „ganz mies“.

„Eisliebe“ in Wattenscheid: Hier soll alles möglichst frisch sein

Joachim Glaubitz legt Wert darauf, dass bei ihm „alles selbst gemacht, alles frisch“ ist. Statt Eisbasis vom Großhändler, die mit Frucht versetzt wird, kreiert er jede seiner Sorten selbst. Wenn möglich, bezieht er Zutaten aus der Region. Milch, Joghurt und Sahne bringt zweimal wöchentlich ein Milchbauer aus Haltern am See, die Schokolade stammt vom Schokoladenwerk Ruth aus Wattenscheid.

59 Euro kostet das Kilogramm Pistazienpaste im Einkauf. Viele Zutaten sind in den vergangenen zwei Jahren deutlich teurer geworden, sagt Eismacher Joachim Glaubitz.
59 Euro kostet das Kilogramm Pistazienpaste im Einkauf. Viele Zutaten sind in den vergangenen zwei Jahren deutlich teurer geworden, sagt Eismacher Joachim Glaubitz. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Vanille, Schoko und Erdbeer dürften nie fehlen, verrät der 56-Jährige, auch Stracciatella nicht. Ansonsten werden aber auch Experimentierfreudige bei ihm fündig: „Frankfurter Kranz“ gibt’s (mit selbst gemachtem Krokant) ebenso wie Blaubeer-Schmand oder Bananenbrot-Eis.

Und auch das ist Mischkalkulation: Jede Sorte kostet bei Joachim Glaubitz dasselbe – unabhängig vom Warenwert. Pistazie sei beispielsweise in der Herstellung gut zehnmal so teuer wie Zitrone. Wie aufs Stichwort betritt eine Kundin die Eisdiele, bleibt vor der Theke stehen und bestellt: eine Kugel Pistazie. „Das ist was Besonderes“, sagt Alicja Schmachtenberger und nimmt ein Löffelchen. „Die Qualität ist sehr gut, das Preisverhältnis in Ordnung. Woanders muss ich für Pistazie mehr zahlen.“

„Eisliebe“, Westenfelder Straße 20, 44866 Bochum. Geöffnet mittwochs bis montags, 13-19 Uhr. Dienstags Ruhetag. Joachim Glaubitz betreibt auch einen Instagram-Kanal zu seiner Eisdiele – hier ist er zu finden.