Bochum. 100.000 Euro hat der neue Fotospot am Bochumer Rathaus gekostet. Das löst Kritik aus. Die Stadtwerber von BO-Marketing entgegnen: „Das passt.“
Der neue „Bochum“-Fotospot in der Innenstadt löst zwiespältige Reaktionen aus. Vielfach wird der XXL-Schriftzug für Selfies genutzt. Zugleich kritisieren Bürgerinnen und Bürger die Kosten in Höhe von rund 100.000 Euro. Der Bund der Steuerzahler reiht sich in die Mahner ein.
8,80 Meter breit und 2,20 Meter hoch sind die blauen Buchstaben, die die Bochum Marketing GmbH Ende April aufgestellt hat. Vor dem Rathaus soll der Fotospot – wie weltweit schon in vielen Großstädten – die Bochum-Präsenz in den sozialen Medien befeuern. Der Auftakt sei vielversprechend, berichtet der neue BO-Marketing-Chef Julian Schmitz. Mehr als 100 Aufnahmen seien bisher auf Instagram eingestellt worden (#hierwodaswirnochzählt). Der Standort sei ideal: „Er verbindet das historische Rathaus als Landmarke mit dem modernen Bochum-Schriftzug. Das passt als Fotomotiv für Bürger und Besucher gleichermaßen gut zusammen.“
Neuer Fotospot in Bochum: Bund der Steuerzahler mahnt zur Sparsamkeit
Weniger die zeitgemäße Stadtwerbung, wohl aber der finanzielle Aufwand wird von WAZ-Leserinnen und Lesern bemängelt. „Reine Geldverschwendung, die schöngeredet wird“, schreibt Ute Traunsberger. „Mir wäre es lieber, die Stadt gibt mehr Geld u.a. für Schulen und Digitalisierung aus“, bekräftigt Lutz Gollnick.
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Die Stadt hält 50 Prozent der Anteile an der Bochum Marketing GmbH. Der Bund der Steuerzahler betrachtet den Schriftzug entsprechend kritisch. „100.000 Euro erscheinen mir sehr großzügig bemessen“, erklärt der NRW-Vorsitzende Eberhard Kanski auf WAZ-Anfrage. Auch und gerade bei PR-Maßnahmen seien finanzschwache Kommunen wie Bochum zu strikter Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit angehalten.
„Stadtgestalter“ halten Geld für Schriftzug für gut investiert
„Ich kann die kritischen Nachfragen zu den Kosten nachvollziehen“, betont Julian Schmitz. Der Fotospot – produziert in Polen – sei aber „ein Einzelstück, eine Maßanfertigung mitsamt Planung, Grafik, Statik und Produktion. Hinzu kommen die allgemeinen Kostensteigerungen. So kommt die Summe zustande“.
Rückendeckung erhält Schmitz von Ratsmitglied Volker Steude („Stadtgestalter“). „100.000 Euro sind eine Menge Kohle. Der Fotospot ist aber auf drei Jahre angelegt. Verglichen mit einmaligen Hochglanz-Werbeanzeigen und kurzlebigen PR-Aktionen ist das Geld für die Instagram-Tauglichkeit Bochums gut investiert“, meint Steude.
Neuer BO-Marketing-Chef kündigt weitere Neuerungen an
Derweil kündigt Julian Schmitz weitere Neuerungen an. Seit Januar ist der 38-Jährige – zuvor Geschäftsführer des Deutschen Jugendherbergswerkes – oberster Bochumer Stadtwerber. „In den ersten Monaten wollte ich ein Gefühl für die Stadt und die Menschen entwickeln. Dafür habe ich knapp 150 Termine wahrgenommen, meist abseits der Öffentlichkeit“, sagte der Betriebswirtschaftler im WAZ-Gespräch. Sein Eindruck: „Die Verbundenheit mit der Stadt ist hier sehr eng. Viele Menschen brennen für Bochum. Das ist etwas ganz Besonderes.“ Das mache seine Arbeit in und für Bochum so spannend.
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Dabei gelte es, sich „den gesellschaftlichen Veränderungen anzupassen“. Bei den Großveranstaltungen, allen voran der Weihnachtsmarkt, solle das Thema Nachhaltigkeit mit Recycling und dem Vermeiden von Plastik konsequent ausgebaut werden. Auch über neue Veranstaltungsformate werde nachgedacht.
Touristik in Bochum soll weiter angekurbelt werden
„Die Touristik stellt einen weiteren Schwerpunkt dar“, so Schmitz. „Mit unseren Partnern in der Hotellerie und Gastronomie wollen wir attraktive Pakete schnüren, die das Image Bochum weiter verbessern.“ Der Fotospot am Rathaus sei dafür ein Baustein.