Bochum. Wegwerf-Plastikprodukte finden sich überall – auch auf dem Bochumer Weihnachtsmarkt. Händler und die Stadt Bochum suchen nach Lösungen.
Seit Jahren verkauft Ronald Schäfer (33) an seinem Stand „Schäfers Spezialitäten“ Currywurst und Pommes auf dem Bochumer Weihnachtsmarkt. Auch dieses Jahr steht er auf dem Dr.-Ruer-Platz in der Innenstadt und bringt Heißes und Fettiges unter die Weihnachtsmarktbesucherinnen und -Besucher. Dass diese dafür tiefer in die Tasche greifen müssen, hängt nicht nur mit der Inflation zusammen – sondern auch mit der Umstellung von Plastik- auf Pappschalen. „Solche Schalen kosten mehr als das doppelte“, sagt Schäfer. Dabei halte er eigentlich viel davon, Plastik zu sparen. Nur: „Ich nehme jetzt schon 4 Euro für eine kleine Pommes. Wie viel soll es denn noch werden?“
14.000 Tonnen Plastik in Bochums Wertstofftonnen
Jedes Jahr gelangen laut Deutscher Umwelthilfezehn Millionen Tonnen Plastikmüll ins Meer. Und selbst wenn Kunststoffe dort landen, wo sie am besten hinsollten (nämlich im Recyclingsystem), wird nur ein kleiner Teil tatsächlich recycelt – also dem gleichen Kreislauf zugeführt, aus dem sie stammen. Welchen Anteil Bochumer Haushalte an dem enormen Abfall-Volumen haben, zeigen Zahlen des USB: In die Wertstofftonne wird im Jahr 14.000 Tonnen Plastik geworfen.
Für den Bochumer Weihnachtsmarkt hält Bochum Marketing in ihren Verträgen fest, dass Händlerinnen und Händler bis auf wenige Ausnahmen auf Plastik verzichten sollen. Die Einhaltung dieser Regel werde täglich kontrolliert, teilt Bochum Marketing auf Anfrage mit.
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Schon 2019 wurden für den Weihnachtsmarkt in der Innenstadt entsprechende Anordnungen zur Reduzierung des Plastikverbrauchs getroffen. Viele Standbesitzerinnen und -besitzer hatten aber ohnehin seit Jahren umgestellt – nicht zuletzt aufgrund sich verschärfender Gesetzgebungen. Seit Mitte 2021 dürfen EU-weit einige Einwegplastikprodukte nicht mehr produziert werden.
Noch immer gibt es Plastikgeschirr
An den weihnachtlichen Ständen in Bochum sind Kunststoffe aber noch nicht gänzlich verschwunden. Bei „Baked Potatoes“ auf der Bongardstraße gibt es den Grünkohl noch immer in Plastikschalen, auch wenn sich am Stand in den letzten Jahren einiges verändert hat. Wer an einem der kleinen weißen Plastiktische isst, bekommt zumindest einen Metalllöffel, der nach dem Essen wieder abgegeben wird. Für den Verzehr unterwegs gibt es Holzbesteck.
Wie viele Standbetreiber spart auch Ronald Schäfer von „Schäfers Spezialitäten“ jetzt zwar Plastik, ersetzt aber nur ein Wegwerfprodukt durch ein anderes. Ein Pfandsystem – wie es für Glühweintassen bereits seit Jahren besteht – auch auf Besteck und Teller zu übertragen, das kann sich der Betreiber trotzdem nicht vorstellen. Schon jetzt sei der Platz in der Bude sehr eng, ein Pfandsystem würde eine Spülmaschine voraussetzen.
Bochums Plastikberg
In dieser Serie stellen wir Kunststoff und die Problematik von Einweg-Verpackungen in den Mittelpunkt.
Wie viel Plastikmüll wird in Bochum weggeworfen? Welche Mehrweg-Alternativen bieten Supermärkte und Bäckereien an?
Wo finden sich noch Kunststoffe in unserer Umwelt? Wo wird plastikarme Mode angeboten? Wie viel Mikroplastik kann Bochums Klärwerk aus dem Abwasser herausfiltern?
Wie gut das Tassen-Pfandsystem für Heißgetränke angenommen wird, ist an den Bochumer Buden offensichtlich: Plastikbecher finden sich nur in wenigen Ausnahmen auf dem Weihnachtsmarkt. Die Stadt versuche schon seit Jahren, Pfand für Geschirr einzuführen, scheitere bisher jedoch an verschiedenen Hürden wie den Spülmaschinen, so ein Sprecher von Bochum Marketing.
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Die finale Lösung gibt es noch nicht
„Baked Potatoes“ bringt seine Löffel zum Spülen jeden Abend zur eigenen Großküche. Im großen Stil würde das laut Bochum Marketing aber energietechnisch keinen Sinn ergeben. Allerdings bleibt Ständen noch eine weitere Option, ihre Speisen verpackungsarm zu verkaufen: Sie können die von Kundinnen und Kunden selbst mitgebrachten Behälter befüllen – Bochum Marketing und das Gesundheitsamt erlauben dies.
So zeigt die vorweihnachtliche Bilanz auf Bochums Weihnachtsmarkt 2022: Im Advent entsteht Tag für Tag an den Buden in der City viel Müll – auch in Form von Einweg-Plastik. „Es ist gut, dass sich die Politik des Plastikproblems annimmt“, sagt Standbetreiber Ronald Schäfer. Doch dann müsse auch dafür gesorgt werden, dass die neuen Regeln befolgt werden – und von Betreibern vernünftig umgesetzt werden können.