Bochum. Das Maiabendfest ist in vollem Gange und setzt Glanzlichter. Nach dem Festumzug Samstag stiftete die WAZ die Mai-Eiche. Abends gab’s Abba-Hits.
Tradition verpflichtet. Zwei Bochumer Institutionen schreiten dafür Seit’ an Seit’. Zu ihrem 75. Geburtstag leistet die WAZ dem ältesten Brauchtum der Stadt Schützenhilfe. Beim 635. Maiabendfest war es am Samstag die Aufsichtsratsvorsitzende der FUNKE Mediengruppe, Julia Becker, die die Mai-Eiche als Stifterin pflanzte. Die Legende lebt – „Junge, do kass di drop verloten!“
Maiabendfest Bochum: Julia Becker und Nora Marx zeigen sich „überwältigt“
Mit ihrer Schwester und Mitgesellschafterin Nora Marx war Julia Becker am Nachmittag nach Bochum gekommen. Es sei „ein überwältigendes Ereignis, zum ersten Mal beim Maiabendfest dabei zu sein“, sagte Julia Becker auf der Bühne auf dem dicht gesäumten Boulevard.
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Für die FUNKE Mediengruppe sei es eine große Ehre, mit der Mai-Eiche die Bochumer Tradition zu fördern – gerade hier, unweit des einstigen Anzeiger-Hauses am Rathaus, wo 1948 die erste Ausgabe der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung gedruckt wurde.
Mai-Eiche und die WAZ haben manche Gemeinsamkeiten
„Damals wurde in Bochum Medien- und damit Demokratie-Geschichte geschrieben. Es war der Start des bis heute bedeutendsten Medien-Unternehmens im Ruhrgebiet“, so Julia Becker. Die Eiche stehe für tiefe Verwurzelung, Beständigkeit und Lebensfreude – Tugenden, die auch die WAZ bis heute prägten. Ihren dauerhaften Platz findet der Baum auf der Huestraße, unweit der WAZ-Redaktion Bochum, deren Leiter Thomas Schmitt zu den Ehrengästen auf der Maischützen-Bühne zählte.
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Ausgebuddelt wurde die Eiche traditionsgemäß in Harpen. Mit dem Ausmarsch hatte am Samstagmorgen Tag 3 des Maiabendfestes begonnen. Am Mittag trafen die Maischützen am Steffenhorst ein. Es bot sich ein ernüchterndes Bild. Der BSV Harpen als Mitträger des Brauchtumsfestes sah sich wie schon 2022 außerstande, wie früher ein 1000 Quadratmeter großes Zelt für sein Schützenfest zu mieten. Die Kosten seien massiv gestiegen. Die Mehrausgaben seien „wirtschaftlich weder mach- noch verantwortbar“, hatte der Vorsitzende Hans-Heinrich Albert frühzeitig mitgeteilt.
Verbittert klang Albert, als rund 300 Besucher und Aktive den Bockholt zumindest am Samstagmittag mit Leben füllten. In seiner Begrüßung – bewusst mit schwarzer Fliege – beklagte der BSV-Chef „Auswüchse im Internet“. Ihm sei vorgeworfen worden, das Fest zu boykottieren. „Alles dummes Zeug“, entgegnete Albert. Der erneute Rückzug ins Amtshaus habe allein finanzielle Gründe.
Nach vier Minuten ist die Eiche dem Bockholt entrissen
Stefan Vahldieck, Vorsitzender der Maiabendgesellschaft, kennt die Geldsorgen in Krisenzeiten allzu gut. Auch die Maiabendgesellschaft sei gezwungen, „alles auf den Prüfstand zu stellen“. Man werde aber „alles daransetzen, das Brauchtum zu bewahren. Notfalls konzentrieren wir uns auf das Wesentliche: den Baum aus Harpen zu holen“.
„Den pack’ ich nicht an!“, maulte Meiko Krämer vor dem großen Buddeln. Schwarz-gelb war der Spaten, den die stets zu Gemeinheiten aufgelegten Schützen in Harpen bereitgestellt hatten. Doch dem Junggesellenhauptmann blieb keine Wahl. Allein mit den Händen ließen sich Stamm und Wurzelwerk schwerlich beackern. Die BVB-Schaufel muste her. Um 13.10 Uhr, nach vier schweißtreibenden Minuten, war das Werk vollbracht. Die Mai-Eiche war dem Bockholt entrissen, das Legat erfüllt.
Tausende Menschen säumen beim Festumzug die Straßen in der City
Mitsamt der Eiche zogen die Maischützen und ihre Begleiter zurück gen Innenstadt. Am Kirmesplatz auf der Castroper Straße gesellten sich am Nachmittag zahlreiche weitere Gruppen dazu: von Fanfarenzügen über die Höntroper Gänsereiter bis zu VfL-Fans, die nach dem 1:1-„Sieg“ am Vorabend gegen Borussia Dortmund bester Stimmung waren.
Mit rund 1500 Teilnehmern, vorbei an Tausenden Menschen mit blau-weißen Fähnchen, bewegte sich der Festmarsch durch die Innenstadt zum Boulevard. Und tatsächlich: Sogar die Sonne ließ sich blicken, als die WAZ-Eiche von Julia Becker und Nora Marx eingetopft wurde.
Abba-Hits füllen am Abend den Boulevard
Fortan wurde es musikalisch. Nach „Push up & Friends“ mit Funk und Soul erklangen die größten Abba-Hits, präsentiert von „Unforgettable“. Die Verpflichtung der erstklassigen Tribute-Band entpuppte sich als Volltreffer. Mehrere Tausend Menschen, jung und älter, feierten und tanzten ausgelassen. Einen solch besucherstarken Samstagabend hat das Maiabendfest schon lange nicht mehr erlebt.
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Die erste Bilanz fällt positiv aus: „Alle Beteiligten sind überaus zufrieden. Alles hat geklappt, es gab keinerlei Zwischenfälle“, sagte am Samstagabend Mitorganisator Christian Schonefeld. Am Sonntag ist ab 11 Uhr Familientag. Die WAZ beteiligt sich u.a. mit einem Kids-Aktionsspiel, bevor das 635. Maiabendfest um 18 Uhr ausklingt.
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