Berlin/Essen. Zum 75. Geburtstag der WAZ gratuliert Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier – und erinnert an ein altes Versprechen.

Die erste Ausgabe der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, die am 3. April 1948 in den zerbombten Städten des Ruhrgebiets verkauft wurde, enthielt oben rechts auf der Titelseite eine knappe Notiz an die Leserinnen und Leser. Unter der Überschrift „Zum Neubeginn“ formulierte die Redaktion in drei nüchternen Absätzen ein großes journalistisches Versprechen.

Man wolle unabhängig und „so objektiv wie möglich“ über das Zeitgeschehen berichten – und zugleich „durch eigene Stellungnahme“ mithelfen, eine „von freiheitlichem, sozialem und rechtsstaatlichem Geist gelenkte deutsche und europäische Gemeinschaft“ zu gestalten. Und man wolle, nicht zuletzt, den Menschen im Revier eine Plattform bieten „für den freien Austausch verantwortungsbewusster Meinungen zu wichtigen Streitfragen“.

Das Versprechen von 1948

Damals, nach der Nazi-Diktatur und noch vor der Gründung der Bundesrepublik, übernahm die WAZ journalistische Verantwortung und wurde zu einem Wegbereiter der Demokratie des Grundgesetzes, die von Pressefreiheit und Medienvielfalt lebt. Seitdem hat sich vieles verändert, gerade auch im Ruhrgebiet und in der Medienwelt. Die demokratische Aufgabe des Journalismus aber ist unverändert geblieben, und es zeichnet diese Zeitung aus, dass sie sich ihrem Versprechen von 1948 bis heute verpflichtet fühlt.

Seit 75 Jahren informiert die WAZ die Menschen im Revier über das aktuelle Geschehen in ihren Städten und Gemeinden, in Nordrhein-Westfalen, Deutschland, Europa und der Welt. Sie belebt das öffentliche Gespräch über Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport, spiegelt die Vielfalt im „Melting Pott“, stärkt das Wir-Gefühl. Für die meisten Leserinnen und Leser in Essen, Bochum, Duisburg, Gelsenkirchen und vielen anderen Orten ist die WAZ längst selbst zu einem Stück Heimat geworden.

Zeiten des Umbruchs

Ich bin überzeugt: Gerade jetzt, in dieser Zeit des Krieges, der Krisen und Umbrüche, braucht unsere Demokratie Regionalzeitungen, die fest in lokalen Traditionen wurzeln und gerade deshalb weltoffen und zukunftsorientiert sein können. Zeitungen, die unabhängig, verlässlich und kritisch berichten – und dabei erst recherchieren, dann erklären, dann bewerten. Zeitungen, die den Umbau unseres Landes vor Ort begleiten, ob es um Windräder geht oder um Radwege, um ökologische Landwirtschaft oder grünen Wasserstoff für die Industrie. Zeitungen, die den vielen verschiedenen Menschen in ihrer Region ein Forum bieten; die Konflikte zur Sprache bringen und den respektvollen Streit auf der Grundlage von Fakten fördern; einen Streit, der nicht spaltet und lähmt, sondern zusammenführt und voranbringt.

75 Jahre WAZ, das sind 75 Jahre Journalismus in demokratischer Verantwortung. Mein Dank gilt allen, die an der Erfolgsgeschichte dieser Zeitung mitgeschrieben haben. Und er gilt allen, die heute in Redaktionen und Verlagen der Funke-Mediengruppe dafür arbeiten, dass guter, vielfältiger Journalismus – ob gedruckt oder digital – eine Zukunft hat. Bewahren Sie sich Ihre Leidenschaft, bleiben Sie mutig und kreativ! Unsere Demokratie braucht Zeitungen wie Ihre.

Allen festen und freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, allen Leserinnen und Leser meinen herzlichen Glückwunsch zum 75. Geburtstag ihrer WAZ.

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Dieser Beitrag erscheint anlässlich des 75. Geburtstages der WAZ. Alle Artikel zum Jubiläum finden Sie unter waz.de/75jahrewaz. Unsere große Jubiläumsausgabe können Sie auch online durchblättern als digitales „Flipbook“: waz.de/jubilaeum.