Bochum-Langendreer. Nach 50 Jahren wurde einem Bochumer Sportverein gekündigt. Nun wird dringend eine neue Heimat gesucht. Hilfe erhofft man sich auch von der Stadt.
Die Zeit wird langsam knapp. Ende Juli muss der Verein Samurai Bochum seine Heimat an der Hohen Eiche 10 in Langendreer räumen. Bis dahin wollen bzw. müssen die Vorsitzenden und Trainer Nadine Sasek und Max von Roden eine neue Bleibe gefunden haben. Doch die Suche gestaltet sich schwierig.
Kündigung nach 50 Jahren: Bochumer Sportverein sucht neue Bleibe
Seit 50 Jahren ist der Sportverein Samurai etwas versteckt auf dem Hinterhof einer früheren Tankstelle am Alten Bahnhof beheimatet. In zwei umgebauten Garagen befinden sich die Umkleiden, daneben gibt es einen großen Trainingsraum mit einer riesigen Matte. Duschen gibt es nicht. Dennoch erfreut sich der Club, in dem Judo und Jiu-Jitsu angeboten werden, großer Beliebtheit. „Wir haben stabile 70 Mitglieder und befinden uns im Wachstum“, sagt die Vorsitzende und Trainerin Nadine Sasek. Vor allem die Jugend sei stark vertreten. „Wir haben um die 50 Kinder und Jugendliche, die bei uns trainieren“, sagt Sasek, die selbst auch in ganz jungen Jahren – mit Vier – bei Samurai angefangen hat.
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„Ist schon etwas urig hier und sehr spartanisch“, sagt Vorstandskollege und Trainer Max von Roden. „Man denkt irgendwie immer an den Film ,Rocky“, wenn man hier rein kommt“, findet er. Die komplette Trainingsstätte sei Marke Eigenbau. „Für die Unterkonstruktion der Matte haben wir zum Beispiel alte Reifen verwendet.“ Doch lange wird man hier keinen Sport mehr machen können.
Denn was schon länger im Gespräch war, wird nun konkret: „Ein Teil der Fläche soll bebaut werden“, verrät Nadine Sasek. Ein Mehrfamilienhaus sei geplant. Zum 31. Juli habe man die Kündigung erhalten. „Und nun suchen wir halt nach einer neuen Sportstätte“, sagt die 43-Jährige.
Bochumer Verein sucht neue Bleibe: Es gibt nur eine Vorgabe
Gerne wolle man in Langendreer bleiben. Aber auch in Richtung Ruhr-Universität und Weitmar habe man die Fühler ausgestreckt. „Auf keinen Fall wollen wir befreundeten Vereinen Konkurrenz machen und denen das Wasser abgraben“, versichert Nadine Sasek. Von daher sei ein neues Domizil in der Nähe schon die beste Lösung.
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Generell sei man total flexibel. „Es kann auch eine alte Lagerhalle sein“, sagt Sasek. „Und wir sind wieder bereit, selbst Hand anzulegen.“ Einzige Vorgabe: Für die Matte benötigt der Verein einen etwa 100 Quadratmeter großen Raum. Und natürlich müsste die Immobilie erschwinglich sein. „Wir möchten nicht die gesamten Mitgliederbeiträge für Miete und Nebenkosten ausgeben.“ Eventuell könne man die Räume auch untervermieten, zum Beispiel für Yoga und Kinderkrabbelgruppen am Vormittag. Denn die Samurai-Kämpfer trainieren zwei- bis dreimal in der Woche ab nachmittags.
Auch bei der Stadt Bochum habe sie schon nach Hallenzeiten gefragt, sagt Nadine Sasek, bisher aber kein Glück gehabt. „Das wäre natürlich ideal, dann könnten wir auch mal Wettkämpfe ausrichten und Erlöse über eine Cafeteria generieren.“ Unterstützung von den Eltern sei gewiss, so Sasek, die selbst in Dahlhausen wohnt und fürs Training immer nach Langendreer fährt. „Die sind auch alle sehr verständnisvoll und vertrauen uns, das wir etwas Neues finden.“
Stadt Bochum will dem Verein helfen
Ihnen und den Kindern und Jugendlichen fühlt sich der Samurai-Vorstand verpflichtet, für eine sichere Zukunft des Vereins zu sorgen. „Gerade in der Jugend hat sich hier etwas entwickelt“, findet Max von Roden. „Da sind ganz tolle Freundschaften entstanden. Über Ostern zum Beispiel haben sich zehn Kinder und Jugendliche abseits des Trainings verabredet, um gemeinsam zur Trampolinhalle nach Witten zu fahren. Ganz selbstständig.“
Unterschied zwischen Judo und Jiu-Jitsu
Seit 1972 bietet Samurai Bochum Judo und Jiu-Jitsu/Selbstverteidigung für Wettkämpfer und Hobby-Sportler an – zunächst an der Humboldtstraße. Schon nach kurzer Zeit ging es dann aber von der Innenstadt in den Osten nach Langendreer.
Im Judo wird auf Wettkämpfe hintrainiert, sagt die Vorsitzende und Übungsleiterin Nadine Sasek. „Hier heißt es Fallen, Werfen, Kämpfen.“ Beim Jiu-Jitsu (ab 14 Jahre) gehe es mehr um die Selbstverteidigung, um das Erlernen von Schlag- und Tritttechniken. „Darin enthalten sind Elemente von Judo, Karate und Aikido.“
Im Rathaus ist die Not des Vereins Samurai bekannt. „Leider haben die von uns angebotenen Räumlichkeiten bisher nicht gepasst“, teilt Stadtsprecher Thomas Sprenger auf WAZ-Anfrage mit. Das große Problem sei die Lagerung der Matten, für die Platz sein müsse. „Selbstverständlich versuchen wir weiter, eine Lösung zu finden.“
Verein Samurai Bochum hat einen Plan B: Training im Freien
Auch um mögliche Hallenkapazitäten kümmere man sich. „Zu einer kurzfristigen Lösung wird dies aber nicht führen“, so Sprenger. „Je spezifischer die Wünsche hinsichtlich der räumlichen Verortung werden, umso schwieriger ist es, eine Lösung zu finden.“
Die Samurai-Verantwortlichen sind aber auch für den Fall gewappnet, dass man zum 1. August auf der Straße steht. „Dann werden wir im Outdoorbereich kreativ, wie schon zu Corona-Zeiten“, sagt Nadine Sasek und kündigt an, mit den kleinen und großen Kämpfern im Volkspark Langendreer zu trainieren.
Kontakt zu Samurai Bochum: www.samurai-bochum.de und info@samurai-bochum.de .