Bochum-Langendreer. Wiederholt wurde von einem Grab Schmuck geklaut. Die Familie will sich damit nicht abfinden und reagiert. Das sagen Polizei und Stadt Bochum.
Die Trauer ist noch ganz frisch, der Todesfall längst nicht verarbeitet. Noch immer können Tina Sperlich und Julia Schlebusch aus Bochum nicht fassen, dass ihr Sohn bzw. Lebensgefährte nicht mehr da ist. Der im November verstorbene Daniel Sperlich hinterlässt zwei kleine Kinder. Die Familie versucht, so gut es geht mit dem Verlust umzugehen. Doch als sei dieser Schicksalsschlag nicht genug, sorgen Vorfälle auf dem Friedhof für Wut und Fassungslosigkeit. Denn mehrfach wurde jüngst der Grabschmuck geklaut.
Grabschmuck wird gestohlen: Familie aus Bochum ist verzweifelt
Jedes Mal, wenn Tina Sperlich und Julia Schlebusch zum Urnengrab auf dem städtischen Friedhof an der Stiftstraße in Langendreer gehen, beschleicht sie ein mulmiges Gefühl. Was, wenn wieder etwas fehlt? So, wie es in den vergangenen Wochen öfter vorkam. „Es ist eh alles so schon belastend“, sagt die Mutter Tina Sperlich. „Und dann noch so etwas.“
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Vor zwei, drei Monaten habe es angefangen. „Da wurde zum ersten Mal der Blumenschmuck gestohlen.“ Mama und „Schwiegertochter“ hatten das Grab schön hergerichtet und auch kleine, bepflanzte Kübel hingestellt. „Durchaus auch höherpreisig“, sagt die 60-Jährige. „Die kann man sich auch schön auf die Terrasse oder in die Wohnung stellen.“ Ihr gehe es nichts ums Geld, sagt sie, „aber ich will auch nicht jede Woche neue Gestecke kaufen müssen“.
Denn es blieb nicht bei diesem einen Mal. Noch einmal wurde ein Blumenarrangement gestohlen. Und dann, Ostern, ein Osterhase. „Den haben die Kinder hingestellt. Dass man so etwas klaut finde ich besonders schlimm“, sagt Julia Schlebusch, die sich nun allein um Ben (6) und Lena (1 1/2) kümmern muss. „Wer macht so etwas?“, fragt sie. „Wer ist so skrupellos?“
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Anzeige erstattet hat die Familie nicht. „Das würde wahrscheinlich nicht viel bringen und das wühlt uns noch mehr auf“, sagt Julia Schlebusch. Ganz plötzlich sei ihr Daniel im November gestorben. „Herzstillstand. Mit 36.“ Vor etwa einem Jahr hätten sie begonnen, über eine Hochzeit zu reden, erzählt die 36-Jährige. „Daniel hatte vorgeschlagen, am 11.11. zu heiraten. Das wäre doch ein tolles Datum, sagte er. Am Ende war es sein Todestag...“
Diebstahl von Grabschmuck in Bochum: Betroffene Familie schreibt Brief an Täter
Ganz untätig bleiben Tina Sperlich und Julia Schlebusch aber nicht. Sie haben einen Brief geschrieben und diesen am Grab befestigt. Das Schreiben im Wortlaut: „Hallo Dieb. Wir haben Dich im Auge. Das Entwenden von Blumen, Töpfen und Gegenständen ist eine Straftat. Also: Finger weg!“
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An eine Einzeltat glaubt Tina Sperlich nicht. „Ich habe von einer Frau gehört, dass es hier auf umliegenden Gräbern auch zu Diebstählen kam“, sagt sie. Und auch auf Facebook, wo sie von den Vorfällen berichtetet hatte, habe sie viel Resonanz erhalten und von ähnlichen Erlebnissen gehört. „Es geht also nicht nur uns so.“
Stadt Bochum und Polizei sehen keine Auffälligkeiten auf Friedhöfen
Die Polizei indes kann einen Anstieg an Diebstählen auf Friedhöfen nicht bestätigen. „Das muss aber nichts heißen“, sagt Sprecherin Mirella Turrek. Oft werde das nicht angezeigt – wie in diesem Fall. Polizeibeamte seien regelmäßig auf den Friedhöfen unterwegs, „allerdings nicht gezielt wegen Diebstählen, sondern um das allgemeine Sicherheitsgefühl der Bürger zu steigern“.
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Eine Häufung von gestohlenem Blumenschmuck auf einem städtischen Friedhof ist auch der Stadt nicht bekannt. In der Regel werde von Betroffenen die Friedhofsverwaltung informiert. Auch hier habe es aktuell nicht auffällig viele Hinweise gegeben, teilt Stadtsprecher Peter van Dyk mit.
Die Friedhofsverwaltung empfehle Betroffenen, Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Sollten Diebstähle von städtischem Eigentum bekannt sein, erstattet die Friedhofsverwaltung ebenfalls Anzeige gegen Unbekannt. „Die weitere Bearbeitung der Anzeigen liegt dann in der Zuständigkeit der Polizei. Über die Aufklärungsquoten haben wir keinen Kenntnisstand“, so Peter van Dyk weiter.
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Sollten Verhaltensauffälligkeiten von Friedhofsbesuchern erkennbar sein, reagiere man natürlich, heißt es aus dem Rathaus. „Da Friedhöfe jedoch für jedermann öffentliche und frei zugängliche Orte sind, ist es nicht oder nur schwer erkennbar, ob Friedhofsbesucher sich zu Unrecht an einer Grabstelle aufhalten und dort auch zu Unrecht eventuell etwas entfernen“, gibt van Dyk zu bedenken. Auffälligkeiten seien in der Regel zu den Totengedenktagen festzustellen. „Das Frühjahr sticht da nicht besonders hervor.“