Bochum-Langendreer. In Bochum-Langendreer soll eine neue Wohnform entstehen – ein Mix aus Mehrgenerationen-Wohnen und moderner WG. Dafür werden Mitbewohner gesucht.

In Bochum-Langendreer soll eine neue Wohnform entstehen. Dazu hat sich bereits eine Projektgruppe gebildet, die den Bau eines Hauses vorantreibt, in dem die künftigen Bewohner gemeinschaftlich leben sollen, ohne auf ausreichend Privatsphäre verzichten zu müssen. Für dieses genossenschaftliche Vorhaben werden nun Mitstreiter gesucht.

Projektgruppe will in Bochum neue Wohnidee verwirklichen

Stehen soll das neue Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft zum Mehrgenerationenhaus „Buntstift“ an der Stiftstraße 40 in Langendreer. Dort, wo bis vor einigen Monaten noch die Psychosoziale Hilfe in einer Doppelhaushälfte untergebracht war, soll der „Buntstift 2“ entstehen.

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Das Projekt unterscheidet sich allerdings von dem „großen Bruder“. Dort leben mehrere Generationen unter einem Dach, jede Partei für sich. Für die Gemeinschaft gibt es separate Bereiche. Nebenan soll sich eine neue Wohnform etablieren. Geplant sind sogenannte Clusterwohnungen. Diese sind um Gemeinschaftsräume herum platziert und haben direkte Zugänge. In der Mitte werden Küche und Wohnbereich gemeinsam genutzt.

Auf diesem Grundstück neben dem Mehrgenerationenhaus „Buntstift“ (links im Hintergrund) und dem Friedhof an der Stiftstraße in Bochum-Langendreer soll das Wohnprojekt „Buntstift 2“ gebaut werden.
Auf diesem Grundstück neben dem Mehrgenerationenhaus „Buntstift“ (links im Hintergrund) und dem Friedhof an der Stiftstraße in Bochum-Langendreer soll das Wohnprojekt „Buntstift 2“ gebaut werden. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

„Wir wollen die Vorteile der bekannten Wohngemeinschaften mit einem höheren Privatanteil verbinden“, sagt Bernd Zielezinski. Der 64-Jährige ist der Teil der Wohnprojektgruppe „Buntstift 2“. Zusammen mit Heike Guthardt und aktuell elf, zwölf weiteren Mitstreitern möchte er am liebsten schon in drei, vier Jahren so leben.

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Zielezinski, Pfarrer im Ruhestand, ist extra aus Essen nach Bochum gezogen, weil er hier eine größere Offenheit für Mehrgenerationen-Wohnprojekte sieht. Die Idee der Clusterwohnungen sei vor rund 15 Jahren in der Schweiz entstanden, erzählt Zielezinski. Ursprünglich hatte er geplant, seinen Lebensabend im großen „Buntstift“ zu verbringen. Aber dort sei die Warteliste so lang und die Fluktuation so gering – da habe er sich lieber anderweitig umgeschaut.

Innovative Wohnform in Bochum soll der Vereinsamung der Menschen entgegen wirken

Der kleine Ableger des „Buntstifts“ mit den Clusterwohnungen erscheint ihm ideal. „Ich stelle mir das super vor, eine eigene Wohnung zu haben, aber gemeinsam mit anderen zu kochen, zu essen, sich gegenseitig zu helfen und das Leben zu teilen“, sagt Bernd Zielezinski. Diese innovative Wohnform könne etwas dazu beitragen, der Vereinsamung vieler Menschen in der Gesellschaft entgegen zu wirken.

Info-Veranstaltung in der Lutherkirche

Um über die Idee der Clusterwohnungen zu informieren, lädt die Wohnprojektgruppe „Buntstift 2“ zu einem Vortrag ein. Am Mittwoch, 19. April, wird Manuel Lutz von der Stattbau-Stadtentwicklungsgesellschaft aus Berlin online zugeschaltet sein. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr beim Verein „LutherLAB“ in der Lutherkirche, Alte Bahnhofstraße 166.

Weitere Informationen zum Wohnprojekt „Buntstift 2“ gibt es auf www.dasbuntstift.de/buntstift2 . Kontakt: buntstift2-wohnprojekt@gmx.de .

Auch Heike Guthardt wünscht sich auf diese Weise „mehr Nachbarschaft“. Sie und ihre Lebensgefährtin haben keine Kinder. „Ich halte es für nicht erstrebenswert, mit meiner Liebsten auf Dauer allein zu leben“, sagt die 52-jährige Sozialarbeiterin. Eine Clusterwohnung würde da gut passen. Auch wenn das gemeinschaftliche Leben sicher nicht frei von Konflikten sein werde, das ist Zielezinski und Guthardt bewusst. „Aber wir möchten gemeinsam lernen, damit umzugehen.“

Neues Wohnprojekt in Bochum soll 850 Quadratmeter Wohnfläche haben

Doch bis zum Einzug wird es noch eine Weile dauern. Aktuell ist auch noch gar nicht fix, ob man das Grundstück bekommt – und zu welchem Preis. „Wir haben von der Stadt allerdings schon klare Signale erhalten und vorab unsere Überlegungen vorgestellt“, sind Guthardt und Zielezinski guter Dinge, die bisherigen Pläne auch umsetzen zu können.

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Diese sehen vor, die Doppelhaushälfte nach Möglichkeit zu erhalten und mit einem Anbau nach hinten raus zu erweitern. „Das hängt ganz wesentlich von der Bausubstanz ab“, sagt Heike Guthardt. Sollte man abreißen müssen, solle aber auf jeden Fall die Gebäudeform erhalten bleiben. „Das Ganze soll sich ja an die Umgebung anpassen.“

Das Mehrgenerationenhaus „Buntstift“ an der Stiftstraße in Bochum-Langendreer wurde 2011 bezogen.
Das Mehrgenerationenhaus „Buntstift“ an der Stiftstraße in Bochum-Langendreer wurde 2011 bezogen. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Der „Buntstift 2“ werde maximal halb so groß und lang wie das große Vorbild direkt daneben, beruhigt Bernd Zielezinski all diejenigen, die nun einen ähnlich wuchtigen Betonklotz befürchten. „Wir brauchen 850 Quadratmeter Wohnfläche, damit es sich lohnt.“ Diese sollen in zwei Etagen und einem Staffelgeschoss auf dem Dach zusammen kommen. Insgesamt sind elf bis 13 Wohnungen geplant, erreichbar über Laubengänge.

Neue Wohnform in Bochum-Langendreer auch finanziell reizvoll

„Die Clusterwohnungen sind in der mittleren Etage vorgesehen“, erklärt Zielezinski. Die Größe wird bei 35 Quadratmetern liegen. „Plus zehn Quadratmeter Gemeinschaftsfläche. Bei sechs Parteien kämen wir so auf 60 Quadratmeter für Küche und Wohnzimmer.“ Zielezinski findet dabei auch den finanziellen Aspekt wichtig: Man lebe auf kleinem Raum, könne aber darüber hinaus die gesamte Gemeinschaftsfläche mitnutzen. Oben und unten werde es normale Wohnungen geben, Parterre vor allem für Familien mit Kindern, „wegen des Gartenzugangs“.

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Guthardt und Zielezinski hoffen noch in diesem Jahr auf eine Zusage der Stadt, „damit wir dann so richtig in die Planung gehen können“. Für ihr Wohnprojekt wollen sie aber schon jetzt werben, um künftige Mitbewohner speziell für die Clusterwohnungen zu finden. Und dann wird es um die Finanzierung gehen. „Auch ein Brocken“, wissen die beiden.

Der „Buntstift“ an der Stiftstraße 40 hat ca. 1.850 Quadratmeter Wohnfläche, bestehend aus 21 Wohnungen. Der Name ist in Anlehnung an das frühere Kaiser-Wilhelm-Stift entstanden, das umgebaut wurde, um neues, „buntes“ Leben zu ermöglichen.