Bochum-Gerthe. Die Quartiersmanagerin für Gerthe hat gemeinsam mit dem Gerther Treff eine Aktion ins Leben gerufen. Ein erster Schritt gegen die Verwahrlosung.
2012 machte sich die Gertherin Marion Kensy illegal ans Werk: Ständig blockierte die Stadt durch Auflagen und Verordnungen ihr Ansinnen, den Stadtteil ein bisschen zu verschönern. „Dann habe ich es trotzdem einfach gemacht.“ Sie bepflanzte die leeren Blumenkübel ohne Genehmigung. Für dieses Auflehnen gegen die Bürokratie wurde sie für den „Werner-Bonhoff-Preis“ nominiert. Elf Jahre später nun ist alles ganz einfach: Die Kübel in der Fußgängerzone dürfen jetzt von Anwohnern gepflegt werden.
Bochumer Politik sucht Lösung für Leerstände in Gerthe
Dafür sorgen der Verein Gerther Treff mit seiner Vorsitzenden Marion Kensy und Sonja Hasenkamp, Quartiersmanagerin für Gerthe. Sie haben Patenschaften für die insgesamt 16 Pflanzenkübel vergeben, die in Gerthe-Zentrum stehen – nach dem Motto „Gemeinsam für ein blühendes Gerthe“. Ab sofort haben Anwohner, Vereine, Schulen und Firmen aus dem Stadtteil ein Auge auf die Pflanzen, hegen und pflegen sie.
Auch der Politik im Bochumer Norden ist eine Aufwertung des Gerther Stadtteilzentrum ein Anliegen. So hat die Koalition aus SPD und Grünen eine Arbeitsgruppe gebildet. Snezana Curuvija, SPD-Fraktionsvorsitzende im Bezirk Bochum-Nord: „Gemeinsam mit Sonja Hasenkamp suchen wir Lösungen, um die Verwahrlosung der Fußgängerzone zu stoppen.“
Neue Konzepte für Nutzung der Ladenlokale
Im ersten Schritt wollen sie gegen die vielen Leerstände angehen: So werden Hauseigentümer angeschrieben, für ihre Immobilien Nachmieter zu suchen. Curuvija: „Viele Häuser vergammeln. Sie sollten offensiver vermarktet werden. Bochum Marketing will die Eigentümer unterstützen.“ Ziel sei es, die einzelnen Unternehmer zu einer Gemeinschaft zu machen, denen das Stadtbild Gerthes am Herzen liege.
Es gebe auch schon Konzepte für Neunutzungen wie ein Café mit Buchhandlung oder ein Bio-Supermarkt. „Die Kaufkraft ist vorhanden, nun müssen Angebote her.“
Blumenkübel als Impuls für die Aufwertung
Blühende Pflanzkübel als Hingucker in der Fußgängerzone können nun ein Impuls sein, das Stadtteilzentrum aufzuwerten. Der Gerther Treff und Anwohner Ralf Knof haben Pflanzen gespendet, eine Starthilfe kommt auch von Bochum-Marketing. Für die Blumenkübel, die in der Fußgängerzone sowie in der Brandenbuschstraße stehen, waren früher schon einmal Patenschaften vergeben worden, doch die Werbegemeinschaft als Initiator existiert heute nicht mehr.
Auch einige der Paten sind nicht mehr im Stadtteil ansässig. Und Bewohner Herbert Dehnert, der sich lange persönlich um das Projekt kümmerte, ist verstorben. Vier aktive Paten sind bis heute engagiert, aber es fehlte die Organisation. „Deswegen haben wir das in die Hand genommen, die Aktion neu angestoßen und Leute für die fehlenden Patenschaften angesprochen. Jetzt sind alle wieder vergeben“, erklärt Stadtteilmanagerin Sonja Hasenkamp.
Schulen im Bochumer Norden sind auch Paten
Unter den Paten sind mit der Anne-Frank-Realschule, der Hans-Christian-Andersen-Grundschule und der Else-Hirsch-Schule gleich drei Bildungseinrichtungen. Daneben sind Vereine, Gewerbetreibende, Institutionen und Privatpersonen aus Gerthe dabei. Zum Start der Aktion wurden die Blumenkübel gereinigt, von Müll befreit und bepflanzt.