Bochum-Gerthe. Sonja Hasenkamp ist die neue Quartiersmanagerin für Bochum-Gerthe. Ihr Ziel: Das Zentrum stärken. Dazu engagiert sie sich auch gegen Leerstände.

Corona hat es Sonja Hasenkamp nicht leicht gemacht: Als sie im vergangenen November als neue Quartiersmanagerin für Gerthe ihre Arbeit begann, vereitelte die Maske oft das Wiedererkennen. Dabei war doch ihre vorrangige Aufgabe, sich im Stadtteil bekannt zu machen – bei Schulen, Kitas, Vereinen, bei Einzelhändlern und den Bürgerinnen und Bürgern.

Ihre 20-Stunden-Stelle ist bei Bochum Marketing angesiedelt. Die 24-Jährige studiert derzeit noch. Ihr Geografie-Studium an der Ruhr-Uni ist beim Job behilflich, beinhaltet es doch auch das Thema Stadtentwicklung. Dass für Gerthe eine Quartiersmanagerin gesucht wurde, liegt in den Workshops begründet, die 2016/2017 mit Experten und Bewohnern den Stadtteil Gerthe unter verschiedenen Blickwinkeln unter die Lupe nahmen: Handel, Wohnen und Erhalt des Verwaltungsgebäudes Lothringen. Das Zentrum Gerthes weist prägende Orte auf, mit Stärken, aber auch Schandflecken, wie dem Bunker an der Hans-Sachs-Straße.

Zwischennutzungen für Leerstände erreichen

Die junge Frau hat sich viel vorgenommen: Nicht weniger als das Gerther Dauerproblem Leerstände will sie in Angriff nehmen. „Ich habe Kontakt zu Immobilienverwaltern aufgenommen mit dem Ziel, sie für Zwischennutzungen zu erwärmen, bis neue Mieter in Sicht sind. Denkbar ist auch, zumindest die kahlen Schaufenster, etwa mit Kunst, auszustatten.“

Sogar mit dem Besitzer der Alten Apotheke an der Ecke Castroper Hellweg/Einmündung Lothringer Straße hat sie Gespräche geführt. Das Haus verrottet seit vielen Jahren, musste schon abgesichert werden, weil Steine herunterfielen und Passanten gefährdeten. Hier besteht wohl wenig Aussicht auf Erfolg; „ich versuche, sehr behutsam vorzugehen“.

Das Problem der Leerstände im Gerther Zentrum – wie hier an der Lothringer Straße – will die Quartiersmanagerin in Angriff nehmen.
Das Problem der Leerstände im Gerther Zentrum – wie hier an der Lothringer Straße – will die Quartiersmanagerin in Angriff nehmen. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Wo drückt den Gerthern der Schuh? „Die Geschäftsleute klagen über die Verkehrssituation, darüber, dass in der Fußgängerzone Autos fahren.“ Und: Der Stadtteil bietet viele Grünflächen, die dann aber auch gerne als Hundeklos missbraucht werden. Wie geht es weiter mit dem Verwaltungsgebäude Lothringen? „Das treibt viele Menschen um. Genauso wie die Neuordnung des Gerther Zentrums, das zerrissen ist in Fußgängerzone und Lothringen-Gelände mit den dortigen Nahversorgern.“ Das zieht die Kaufkraft ab. Zudem sind die beiden Bereiche nicht miteinander verbunden – es gibt nur eine kleine Passage vom Marktplatz an der Bethanienstraße.

Gerther Treff gilt als Vorbild

Eigentlich, so findet Sonja Hasenkamp, „hat das Gerther Zentrum viel Charme und ist gut ausgestattet. Ich wohne in Riemke; da warten wir bis heute auf einen Supermarkt“.

Noch sind die Vereine untereinander nur unzureichend vernetzt. „Oft ist es so, dass mehrere Institutionen – Seniorenbüro, Schulen, Gerther Treff – ähnliche Ziele, wie Nachhaltigkeit und Klima, verfolgen. Die will ich zusammenbringen, um ihnen mehr Schlagkraft zu geben.“

Gerade der Gerther Treff habe bereits vieles umgesetzt, was in den Workshops als Ziele galten: „Der Verein hat den Marktplatz, ehedem ein hässlicher Platz, der nur fürs Parken und den Wochenmarkt genutzt wurde, aufgehübscht. Es entstand die Boulebahn, Bänke und Bepflanzungen laden heute zum Verweilen ein.“ In der Tat bietet der Markt heute mehr Aufenthaltsqualität, dazu tragen nicht zuletzt auch der samstägliche „Kaffee anne Bude“ bei und die bunten Veranstaltungen, die der Gerther Treff auf die Beine stellt.

Bürgersprechstunde im Teehaus

Sonja Hasenkamp hat ab sofort eine Bürgersprechstunde eingerichtet. An jedem zweiten Dienstag im Monat steht sie ab 16 Uhr zwei Stunden lang für alle Fragen und Anregungen zum Stadtteil offen.

Die Sprechstunde findet immer im Teehaus im Park Bethanien, Auf der Panne, statt. Wer Interesse hat, kann einfach ab 16 Uhr ohne Anmeldung vorbeischauen.

Wer schon ein konkretes Anliegen hat, kann sich vorher per Mail an Hasenkamp wenden, damit diese sich gezielt auf das Thema vorbereiten kann: hasenkamp@bochum-marketing.de. Alternativ ist der Kontakt per Telefon möglich, unter: 0173 / 2348184.

Kontakt zu den Vereinen und Einrichtungen in Gerthe aufzunehmen, war nicht schwer. „Ich habe mich überall vorgestellt.“ Schwerer war es für Sonja Hasenkamp dagegen, mit den Bewohnerinnen und Bewohnern ins Gespräch zu kommen. „Da bin ich auch in die Kneipen und Cafés gegangen, um mit den Menschen zu sprechen.“ Hilfreich ist, dass sie ihre postkartengroßen Visitenkarten immer dabei hat, auf denen sie sich kurz vorstellen kann. Der Clou: Die Karte enthält einen Mix aus Sonnenblumenkeimen und kann eingepflanzt werden.

Akteure in den Stadtteilen laden Bürger ein

Ein neues Veranstaltungsformat ist in Arbeit. Dabei stellen sich Akteure in ihren Quartieren vor, die Bürger können die Angebote fußläufig erreichen. Der Startschuss fällt 2023 in Gerthe und soll in den darauffolgenden Jahren durch alle Stadtteile ziehen.

Die Stelle der Quartiersmanagerin ist auf drei Jahre befristet; finanziert wird sie von der Bezirksvertretung Bochum-Nord. Sonja Hasenkamp würde danach gerne weitermachen. „Es macht mir viel Spaß.“