Gerther Malermeisterin Marion Kensy steht im Mittelpunkt einer Ausstellung der Werner-Bonhoff-Stiftung in der VHS. Blumenkübel ohne Erlaubnis bepflanzt.
Gerthe/Mitte. Irgendwann hatte Marion Kensy die Nase voll. Ständig blockierte die Stadt durch Auflagen und Verordnungen ihr Ansinnen, Gerthe ein bisschen zu verschönern. „Dann habe ich es trotzdem einfach gemacht.“ Was sie machte, war, die leeren Blumenkübel, für die die Stadt selbst kein Geld hatte, auf eigene Kosten zu bepflanzen. Für dieses Auflehnen wurde sie für den „Werner-Bonhoff-Preis“ nominiert.
Jetzt steht sie als Vorsitzende der Werbegemeinschaft Gerthe (InGe) mit ihrem Engagement im Mittelpunkt einer Ausstellung der Bonhoff-Stiftung, Titel: „Der Kaiser hat ja gar nichts an! Bürokratie-Therapie von nebenan“. Die Ausstellung ist bis Ende des Monats bei der VHS (Rathaus) zu sehen. Die Stiftung honoriert Menschen, die sich gegen Bürokratismus stemmen.
2012 empfand die Malermeisterin die Fußgängerzone als derart trostlos, dass sie gemeinsam mit den InGe-Kaufleuten beschloss, die Beton-Kübel im Stadtteil zu begrünen. „Fast zwei Jahre verwahrlosten die Blumenkübel unserer Fußgängerzone mit der Aussage, dass es kein Geld mehr gebe, um sie zu bepflanzen“, so Kensy. „Unkraut in einem halben Meter Höhe, Müll und Hundekot waren die Dekoration unserer Fußgängerzone.“ Die Interessengemeinschaft stellte einen Antrag bei der Stadt: „Doch die meinte, wir müssten die Kübel mieten und dann aber auch die Verkehrssicherungspflicht tragen.“ Es folgten ellenlange Verträge und Haftungsklauseln. „Patenschaftsschilder, die die Spender zur Pflege verpflichten, waren uns schon gar nicht erlaubt.“
Dann eben ohne Genehmigung, sagten sich die InGe-Leute, und schritten zur Tat. Durch den WAZ-Bericht Ende 2012 über die „Gerther Guerilla-Gärtner“ wurde die Bonhoff-Stiftung auf die Aktion aufmerksam. Marion Kensy wurde für den Preis nominiert, bekam eine Einladung nach Berlin, dem Sitz der Stiftung, um ihre Geschichte zu erzählen.
Die Werner-Bonhoff-Stiftung hat inzwischen 150 Fälle aufgelistet, bei denen sich Menschen nicht von Bürokratismus und Verordnungen ausbremsen lassen. 17 davon zeigt die Ausstellung, darunter einen Biobauern, der sich gegen Tiertransporte wehrte, oder Günther Jauch, der sich mit der Potsdamer Denkmalbehörde anlegte.
Marion Kensy nahm Kontakt zum Stiftungs-Vorsitzenden Till Bartelt auf, und holte die Präsentation nach Bochum. Er sagte zur Eröffnung am Montagabend: „Marion Kensy steht beispielhaft für unser Projekt.“
Eine Frau, die sich weiter rührig um ihr Gerthe kümmert, von dem sie sagt: „Durch die Ansiedlung von Supermärkten auf dem Lothringen-Gelände wurde der Fußgängerzone das Wasser abgegraben“. Sie gründete die Initiative „Schöner leben im eigenen Stadtteil“. Die hat geplant, auf der Lothringer-/Gerther Straße Bänke und Spielgeräte aufzustellen. Dazu gab es bereits Ortstermine mit mehreren Verwaltungs-Ämtern vor einigen Monaten. Kensy: „Bis heute haben wir keine Erlaubnis erhalten. Wir trauen uns nicht, die Geräte anzuschaffen...“