Nord. Mini-Wäldchen als grüne Oasen sollen in den Stadtteilen aufgeforstet werden. Die Stadt Bochum sucht Standorte zwischen den Wohngebieten.
Der Erfinder ist ein japanischer Ökologe: Bundesweit machen Miniwäldchen, sogenannte Tiny Forests, Furore. Die Verwaltung ist derzeit auf der Suche nach Standorten im Bochumer Stadtgebiet. Nach der Sommerpause sollen die Vorschläge präsentiert werden.
Baummanager Marcus Kamplade sieht insbesondere Defizite in der Begrünung in Hamme, Grumme, Hofstede und im Gleisdreieck. „Ein Tiny Forest ist ein kleiner Wald zwischen 200 und 2000 Quadratmetern mit großer Artenvielfalt. Einmal angelegt, bleibt er sich selbst überlassen; auch auf die Gefahr, dass nach einiger Zeit einige Arten verdrängt wurden.“ Denn Mini-Wäldchen werden in 40 bis 60 Zentimeter Höhe dicht bepflanzt. Durch die Enge entsteht Konkurrenz um das Licht, was beschleunigtes Wachstum zur Folge hat.
Die CDU-Fraktion im Bezirk Bochum-Mitte hatte einen Standort für Altenbochum angeregt, auf dem Dreieck zwischen der Altenbochumer Straße, Andreas-Hofer-Straße und Verbindungsweg. Die Bezirksvertretung sollte die Maßnahme lostreten und dafür 20.000 Euro aus eigenen Mitteln in das Projekt stecken.
„Eine charmante Idee“, so Kamplade. Doch eigne sich der Standort nicht. „Im Sommer zeigt sich, dass die Fläche schon gut bewachsen ist. Würden wir dort einen Tiny Forest anlegen, müssten zuvor 15 der vorhandenen Bäume gefällt werden.“ Die CDU zog ihren Vorschlag daraufhin zurück.
Innenstadt ist dicht versiegelt
Zudem habe Altenbochum – im Gegensatz zu anderen Stadtteilen – bereits einen guten Baumbestand, so Kamplade. Ganz anders als etwa die Bochumer Innenstadt: Hier sei alles dicht versiegelt, Fläche für Neuanpflanzungen sei kaum vorhanden. Christine Laschinski (SPD) betonte, dass Hofstede nur 17 Prozent Grün aufweise. „Der Pocket-Park, der an der Riemker Straße entstand, ist ein gutes Beispiel dafür, wie sehr die Anwohnerinnen und Anwohner kleine grüne Oasen in ihren Wohnvierteln zu schätzen wissen. Der Park wird sehr gut angenommen.“
Die CDU schlägt zudem vor, Mini-Wäldchen auch als Ausgleichsflächen für Baumfällungen zu nutzen. Fraktionsmitglied David Schary: „Immer wieder kritisierte die Bezirksvertretung, dass im Stadtbezirk kaum Flächen für Ausgleichspflanzungen zur Verfügung stehen und diese dann an anderer Stelle kompensiert werden müssen. Gemeinsam sollte daher nach möglichen Orten gesucht werden, die sich zur Ausgleichspflanzung eignen und zudem als Tiny Forest Vorteile für das Mikroklima bringen. Doch das wies der Baummanager zurück: „Sie können nicht als Kompensationsmaßnahme dienen. Für Ausgleichsflächen gelten strengere Vorgaben als für Mini-Wälder. “
Die Zielgruppe für Mini-Wäldchen sieht Marcus Kamplade bei den Wohnungsbaugesellschaften. „Vonovia und VBW zum Beispiel haben zwischen ihren Häusern viel Rasen, wo früher die Teppichklopfstangen standen. Diese Flächen sind wie geschaffen für einen Tiny Forest, deshalb wollen wir die Vermieter animieren, dort Wäldchen anzulegen, denn so sind die Areale ökologisch tot.“ Vorbild für künftige Mini-Wäldchen in Bochum soll die Versuchsfläche an der Blücherstraße in Günnigfeld sein. Hier soll der erste Tiny Forest angelegt werden, um Erfahrungen zu sammeln. Auch auf der Fläche des ehemaligen Betriebshofes im Stadtgarten Wattenscheid soll ein Wäldchen entstehen.