Bochum. Die Firma Eickhoff aus Bochum setzt künftig nicht mehr auf Windenergie. Die Mitarbeiter reagieren unterschiedlich. Ein Stimmungsbericht.
Es ist der Tag danach im Bochumer Traditionsunternehmen Eickhoff. Der erste Arbeitstag nach Bekanntwerden, dass die internationale Firma ihre Serienproduktion von Windkraftgetrieben einstellt. Folgen hat das vor allem für das Werk in Sachsen (wird geschlossen) und den noch jungen Standort in Indien (soll verkauft werden). Doch auch am Stammsitz in Bochum arbeiten rund 200 der mehr als 1000 Mitarbeiter in der Windkraft-Sparte.
Krise in Windkraft-Branche trifft Eickhoff Bochum – mehr zum Thema:
- Das Bochumer Traditionsunternehmen Eickhoff steigt aus der Serienfertigung von Windkraftgetrieben aus.
- Das sind die Reaktionen auf die Entwicklung bei Eickhoff.
- Hoffnungsträger Wind: Eickhoffs Auf und Ab im Zeitverlauf.
Die Stimmung im Werk an der Wasserstraße ist beim Schichtwechsel am Donnerstagmittag wie das Wetter: kühl, bewölkt, hier und da aber auch sonnig – durchwachsen eben. Je nachdem, wen man fragt. Denn nicht jeder Eickhoff-Mitarbeitende fühlt sich gleichermaßen betroffen von der aktuellen Entwicklung.
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Ein junger Mann gibt an, „noch gar nicht so viel mitbekommen zu haben“. Die Hiobsbotschaft sei am Mittwoch in der Frühschicht verkündet worden, er habe diese Woche „spät“. Von den Kollegen habe er noch nicht viel gehört. Er arbeite für die Schmelze, sei also nicht unmittelbar betroffen. Doch er wisse auch, dass nun künftig „im Werk viel Arbeit entfallen und es generell weniger zu tun geben wird“.
Sorgen wolle er sich aber nicht machen. „Wir haben hier schon einige schlechte Zeiten mitgemacht und diese ganz gut überstanden. Das macht Hoffnung.“
Ähnlich gelassen reagiert auch Tobias Saslohna, der gerade auf dem Weg zur Spätschicht ist. Er arbeite in der Gießerei, auch dort sei man nicht direkt betroffen. Wie die meisten seiner Kollegen mache auch er sich keine große Sorgen. Trotzdem sei die Situation natürlich merkwürdig. Das Werk in Indien sei ja gerade erst im vergangenen Jahr eröffnet worden. Und in Gedanken sei man selbstverständlich auch bei den Kollegen in Klipphausen (Sachen). „Das mit der Werksschließung ist schon schade zu hören. Es hängen ja viele Existenzen dran. Da fühlt man schon mit.“
Eickhoff in Bochum: Mitarbeiter zeigen viel Mitgefühl für betroffene Kollegen
Das geht auch einem Leiharbeiter so. Er selbst sei gar nicht betroffen. Wenn es bei Eickhoff für ihn nicht weitergehe, dann halt woanders. Er berichtet von „einer gedrückten Stimmung im Werk“. Gestern, als die Belegschaft informiert wurde, sei es „sehr still und ruhig“ gewesen.
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Besorgt ist auch die Mitarbeiterin, die am Mittag das Eickhoff-Gelände verlässt. Sie hat Feierabend, ist in Gedanken aber immer noch mit der Firma beschäftigt. „Ich bin direkt betroffen von dem Mist“, sagt sie offen heraus. Sie arbeite in dem Bereich, der sich mit der Produktion mit Windkraftgetrieben befasst. Die vergangene Nacht sei nicht gut gewesen. „Das bewegt einen schon sehr.“
Am heutigen Tag habe man normal weitergearbeitet. Soweit es „normal“ geht. Die Nachricht von gestern sei zwischendurch natürlich Thema Nummer eins, sagt sie. Seit 42 Jahren sei sie bei Eickhoff und von Anfang an dabei, seit das Unternehmen vor 30 Jahren damit begonnen hatte, massiv in die Windindustrie zu investieren. „Da habe auch ich große Hoffnungen reingesetzt.“
Von der Arbeit, die sie und ihre Kollegen abliefern, sei sie nach wie vor überzeugt. „Sehr schade, dass man mit solch guten Produkten nicht konkurrenzfähig ist und auf dem Markt nicht bestehen kann.“ Um sich selbst macht sich die 62-Jährige am wenigsten Sorgen. „Bei mir ist es nicht mehr lange bis zur Rente, ich habe keine Existenzängste. Es tut mir aber um meine vielen jüngeren Kollegen leid.“ Und auch um die in Sachsen, deren Werk geschlossen wird. „Einige kenne ich vom Telefon.“
Eickhoff-Mitarbeiter blicken gespannt auf Betriebsversammlung am Montag
Gespannt blickt sie nun dem Montag entgegen, wenn die Mitarbeiter zu einer Betriebsversammlung eingeladen sind. Wie die übrige Belegschaft hofft auch sie dann auf mehr Informationen darüber, wie es denn nun weitergehen soll. „Mit konkreten Plänen von der Geschäftsleitung rechne ich aber eher nicht. Das dürfte in dieser kurzen Zeit kaum zu schaffen sein.“
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Bis dahin gehe die Arbeit weiter. „Wir haben ja viele Aufträge und müssen noch zu Ende bringen, was wir angefangen haben.“
Diese Probleme sind für Anwohnerin Karin Grumm weit weg. Die 80-Jährige lebt in einem der früheren Eickhoff-Häuser neben dem Werk und geht gerade mit ihrer Hündin Lulu Gassi. Ihr verstorbener Mann habe 47 Jahre im Werk gearbeitet, sagt sie. „Damals war noch alles gut.“ Das höre man heute immer seltener ...