Bochum/Hattingen. Der Revolverschuss ins Bein eines Mannes an einer Bochumer Tankstelle gibt weiter Rätsel auf. Steckt wirklich Schutzgelderpressung dahinter?
Der 44-jährige Essener, dem ein Transportunternehmer (49) aus Hattingen im vorigen Sommer an einer Tankstelle in Bochummit einem Trommelrevolver durch den Oberschenkel geschossen hatte, leidet bis heute enorm unter den Folgen. Der Familienvater, sagte am Mittwoch seine Ehefrau (49) vor dem Landgericht, könne „nicht mehr normal laufen, keinen Sport mehr treiben, nichts mehr Normales tun“.
Am Nachmittag des 23. Juli hatten sich die beiden Männer, die einige Jahre lang befreundet waren, an der Aral-Tankstelle an der Berliner Straße in Wattenscheid, verabredet. Es gab zuvor Streit. Beide standen sich in einer Entfernung von nur zwei Metern gegenüber. Der angeklagte Transportunternehmer zückte nach einem Wortwechsel seinen Revolver und drückte ab. „Ich wollte ihn nur warnen.“ Aus Versehen habe er das Bein getroffen.
Angeblicher Streit um ein 60-Euro-Knöllchen
Seine Tat erklärt er damit, dass der Essener von ihm 10.000 Euro Schutzgeld habe erpressen wollen und dass er ihn und seine Familie umbringen werde. Das ist aber nicht erwiesen. Der Kripo hatte der 44-Jährige im Krankenhaus erzählt, dass es Streit um ein 60-Euro-Knöllchen gab, denn er hatte in der Transportfirma ein Praktikum gemacht und war mit einem Lkw geblitzt worden. Ein Kripo-Beamter (55) nannte dies aber „ein etwas dürftiges Tatmotiv“. Es bleibt ungeklärt, warum der Streit so eskaliert ist.
Autofahrer erschossen- Kripo Bochum braucht dringend ZeugenDie Ehefrau des 44-Jährigen, der früher als Bodyguard, im Versandhandel und vereinzelt als Türsteher gearbeitet hatte, glaubt den Anschuldigungen des Angeklagten nicht. „Er erzählt vieles, was nicht stimmt. Mein Mann ist ein anständiger Mann, kein Krimineller.“ Sie hat „Angst“ vor dem Angeklagten: „Ich bin nicht mehr gerne draußen, auch nicht mein Mann. Wir führen kein normales Leben mehr. Das tut unglaublich weh.“
Verteidigung will eine Bewährungsstrafe
Der Angeklagte indes erklärt, dass er bis heute erpresst werde von dem 44-Jährigen und/oder seinem Umfeld: „Das ist nicht zu Ende. Die bedrohen mich weiter. Die wollen jetzt 50.000 Euro.“ Die Verteidigung will eine bewährungsfähige Strafe. Prozessfortsetzung: 20. April.