Bochum. Christiane Karg zeigte bei den Bochumer Symphonikern im Musikforum enormes Talent. Dennoch waren die Konzerte nur mäßig besucht. Woran liegt’s?
Wien, Madrid, Amsterdam, Prag: Der aktuelle Konzertplan der Sopranistin Christiane Karg liest sich wie eine illustre Europareise. Kurz vor einem Abstecher nach London fand sie noch etwas Zeit für einen Besuch in Bochum. Im Anneliese-Brost-Musikforum war Karg am Wochenende bei zwei „Von Herzen“-Konzerten der Symphoniker zu Gast – und hinterließ bleibenden Eindruck.
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Bochum feiert die gefragte Sopranistin Christiane Karg
Opern- und Konzerthäuser in aller Welt reißen sich gerade um die 42-jährige Sängerin, deren technisches Können enorm ist. In grünem Abendkleid und mit riesigen Ohrringen intoniert sie die eher selten gespielten „Vier letzten Lieder“ von Richard Strauss und bringt gerade im ersten Teil „Frühling“ ein wenig Wiener Leichtigkeit gepaart mit imposanter Strahlkraft in den längst nicht voll besetzten Saal.
Strauss schuf den Zyklus für Sopran und Orchester kurz vor seinem Tod nach Texten von Hermann Hesse und Joseph von Eichendorff, die Lieder fügen sich ineinander wie eine Reise vom Morgengrauen bis in die Nacht. Wunderbar gelingt etwa der dritte Teil „Beim Schlafengehen“: Mit dem spielstarken Orchester und der wehmütigen Solovioline von Chiharu Taki singt Karg das Lied so in sich gewandt, dass mancher beim Zuhören am liebsten die Augen schließen möchte.
Wie häufig in seiner „Von Herzen“-Reihe lässt GMD Tung-Chieh Chuang das Konzert ungewöhnlich beginnen. „Star-Isle“ von Töru Takemitsu besticht durch schön geschwungene Streicher und harte Bläsereinsätze. Das ganze Orchester mitsamt des stets energiegeladenen und sympathisch auftretenden Dirigenten hebt ab zu einer nur knapp zehnminütigen Reise ins Firmament.
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Johannes Brahms und Jean Sibelius gehören zu den Hausdirigenten
Der zweite Teil nach der Pause gehört einmal mehr Johannes Brahms, der bei den Bosy in dieser Spielzeit gemeinsam mit Jean Sibelius zu den Hauskomponisten gehört. Seine vierte Symphonie ist kraftvoll und von kantiger Schönheit. Gut möglich aber, dass das Bochumer Publikum trotz aller Neugierde und Begeisterungsfähigkeit langsam genug gehört hat von den beiden Großmeistern, deren Werke seit Monaten bei fast jedem zweiten Symphoniekonzert ins Glanzlicht gerückt werden.
Das würde auch das eher mäßige Interesse an den beiden Konzerten erklären, die „von Herzen“ kommen und mit viel Herz gespielt wurden.