Essen. . Philharmonie stellt Programm 2018/2019 vor: Weltstars von Simon Rattle bis Elīna Garanča sorgen für Glanz. Bewährte Musikreihen und neue Formate.
Kirschblütenzeit in Essen. Und die Philharmonie Essen stimmt schon mit einem Stoß bunter Blätter auf die neue Spielzeit 2018/19 ein. Ganze 240 Seiten umfasst das Programm, das die große musikalische Vielfalt des Konzerthauses spiegelt. Über 100 Eigenveranstaltungen, dazu ein umfangreiches Education-Programm, belegen die Spannbreite – von den geistlichen Madrigalen, die das Collegium Vocale Gent als Residenzkünstler darbietet, bis zum Jazz-Konzert mit Saxophon-Veteran Klaus Doldinger, vom „Singen mit der Maus“ für Kinder bis zum Starauftritt von Sir Simon Rattle, diesmal am Pult des London Symphonie Orchestra.
An Pult-Prominenz mangelt es nicht in der neuen Spielzeit, die mit Star-Dirigenten wie Yannick Nézet-Séguin und dem Rotterdam Philharmonic Orchestra, Kent Nagano und dem Orchestre Symphonique de Montréal, aber auch mit dem weiblichen Shooting-Star der Branche, Mirga Gražinytė-Tyla, an der Spitze des City of Birmingham Symphony Orchestra aufwarten kann.
Der Sopranistin Christiane Karg wird ein mehrteiliges Künstlerporträt gewidmet
In der Reihe der „Großen Orchester“ trifft man auf Stars wie Kirill Petrenko, der das Bundesjugendorchester in Essen dirigieren will. Sir Roger Norrington und das London Philharmonic Orchestra gastieren zusammen mit Fazil Say, den glanzvollen Saisonauftakt setzen Valery Gergiev und das Mariinsky Orchestra mit Wagner, Mahler und Sopranistin Anja Kampe.
Als „Große Stimmen“ können in diesem Jahr Klassik-Stars wie Elīna Garanča oder Angela Denoke angekündigt werden. Philippe Jaroussky betört als Countertenor zugleich die Reihe der „Alten Musik bei Kerzenschein“, die auch Instrumental-Prominenz wie die Gambistin Hille Perl und die Königin der Blockflöte, Dorothee Oberlinger, begrüßt. Mit Christiane Karg widmet man einer Sopranistin von Format zudem ein mehrteiliges Künstlerporträt.
Die Weltstars der Klassik neben Künstlern vor dem großen Karrieresprung zu präsentieren, sorgt für eine solide Auslastung. Schon ein Vierteljahr vor Ende der aktuellen Spielzeit habe man das Vorjahresergebnis erreicht und könne die Zahl von rund 85 000 Besuchern damit noch einmal verbessern, vermeldet Intendant Hein Mulders.
Weil es trotzdem nie schaden kann, um neue Besuchergruppen zu werben, setzt man in der neuen Saison auf zugkräftige Vermittler wie Musik-Allrounder Götz Alsmann, der eine Sonntagsvormittags-Reihe „Mit Götz Alsmann ins Konzert“ bekommt. Auf dem Programm mit Essens Philharmonikern stehen Mahler, Mussorgski und Vivaldi.
Die Reihen Jazz und Entertainment überschneiden sich weitgehend und setzen mit Klaus Doldinger, Till Brönner und Max Mutzke nebst SWR Big Band auf bewährte Kräfte. Die Jazz-Linie wartet zudem mit der amerikanischen Songwriterin Becca Stevens, Soul-Diva und Dee Dee-Bridgewater-Tochter China Moses und der neuen Formation um Pianist Bugge Wesseltoft auf.
Während sich die Essener Philharmonie mit dem Festival „Now!“ längst zu einer ersten Adresse für Gegenwartsmusik gemausert hat und das Programm auch in der 8. Auflage mit sieben Uraufführungen und spannenden Werken wie der Philip Glass-Oper plant, tut sich ein junges Format wie die „Nachtmusik“ mit elektronischen Klängen und DJ-Contest beim Zielpublikum schwer. „Die Leute haben noch nicht registriert, dass hier Clubkunst auf höchstem Niveau stattfindet“, bedauert die künstlerische Leiterin Babette Nierenz. Ein neuer Name – „Wild Card“ – und ein neuer Partner – WDR Cosmo – sollen die Entwicklung anschieben.
Ein Großereignis, nicht nur auf künstlerischem Niveau: Die „Essener Chornacht“ wird im Juni 2019 auf vielfachen Wunsch neu belebt.
Festtage unter dem Motto „Rien ne va plus“
Die TuP-Festtage Kunst⁵ sind inzwischen ein fester Bestandteil des Jahresprogramms und Ausdruck der spartenübergreifenden Zusammenarbeit. Nach der Huldigung unbeschreiblicher Weiblichkeit und der „Heim Art“ im Abschiedsjahr von der Steinkohle steht das kommende Festival unter dem Motto „Rien ne va plus“. Dass bei der gemeinschaftlichen Programmgestaltung gleichwohl einiges geht, kann das Publikum von 22. bis 31. März 2019 erleben. Gerahmt werden diese Schicksalsspiel-Festtage dann von gleich zwei Musiktheater-Produktionen. Es beginnt mit der Premiere der Aribert Reimann Oper „Medea“ und sorgt für die Rückkehr des langjährigen Verdi-Spezialisten ans Aalto-Theater, Dietrich Hilsdorf, dessen Sicht auf „Luisa Miller“ schon 2001 am Essener Musiktheater für begeisterten Zuspruch sorgte. Theater, Ballett und eine große Opern-Gala mit der international gefeierten Verdi-Spezialistin Maria Agresta ergänzen das Programm, bei dem nicht zuletzt ein Jungstar wie die gerade 18-jährige Violinistin Noa Wildschut für einen hohen Einsatz sorgt.